„Aufrunden bitte!“, kann man mittlerweile an vielen Kassen in deutschen Supermärkten lesen. Der Slogan steht auf kleinen blauen Stickern, mit denen die Aktion "Deutschland rundet auf“ (DRA) um Unterstützer wirbt. Das Prinzip: Wer etwas spenden möchte, bittet den Mitarbeiter an der Kasse, den zu zahlenden Betrag bis zur nächsten 10-Cent-Stelle aufzurunden. Aus 10,74 Euro werden so 10,80 Euro.
Die sechs Cent fließen in einen Spendentopf, aus dem ein gemeinnütziges Projekt in Deutschland unterstützt wird. Zurzeit fördert DRA das Patenschaftsprojekt „Buddy“. Maximal kann man pro Einkauf zehn Cent spenden. Das ist nicht viel, aber die Masse macht’s. DRA arbeitet mit großen Handelsketten wie Kaufland, kik, Netto oder Douglas zusammen.
Für die Auswahl seiner Partner geriet die Organisation im vergangenen Jahr in die Kritik. DRA kooperiere auch mit Unternehmen, die ihre Produkte unter schlechten Bedingungen in Entwicklungsländern produzieren lassen, wurde angemahnt. Ob das gegen eine Spende spricht, muss jeder selbst entscheiden.
Zweifel an der Seriosität von DRA müssen Spender deshalb jedenfalls nicht haben, urteilt das Analyse- und Beratungshaus für gesellschaftliches Engagement Phineo, hinter dem unter anderem die Bertelsmann Stiftung und die Gruppe Deutsche Börse stehen. „Wir haben alle von DRA geförderten Projekte geprüft und für gut befunden“, erklärt Dr. Andreas Rickert, Vorstandsvorsitzender von Phineo.
Bei einer Prüfung klärt das Institut unter anderem drei Fragen: Wie verantwortungsvoll geht eine Aktion mit Spenden um? Was passiert mit dem Geld? Wie groß ist die Wirkung? Bei DRA sei besonders positiv, dass die Spendengelder zu 100 Prozent an gemeinnützige Zwecke fließen. „Für die Verwaltungskosten kommen die beteiligten Unternehmen auf, die eine Teilnahmegebühr zahlen“, erklärt Rickert.
Auch das Prinzip, immer nur jeweils eine Aktion zu fördern, sei sehr effektiv, fügt er hinzu: „DRA zahlt den Projekten große Summen, damit sie auch einen großen Schritt vorwärts machen können.“
Nicht alle gemeinnützigen Aktionen tragen ein Spendensiegel. Vor allen Dingen, wenn sie noch sehr neu sind. In solchen Fällen grundsätzlich auf Spenden zu verzichten, ist laut Rickert nicht notwendig. Man solle aber schon genau hinschauen, ob die Organisation seriös mit Informationen umgeht. „Dabei hilft ein Blick auf die Website. Werden wenig Infos preisgegeben, hat man Anlass misstrauisch zu sein. Um die Zweifel auszuräumen, kann man persönlich per Mail oder Telefon um mehr Details bitten. Reagiert eine Organisation dann immer noch zugeknöpft, sollte man eher Abstand von einer Spende nehmen“, rät der Phineo-Vorstand.
Für die Seriosität einer Organisation spricht, dass sie sich und ihre Arbeitsweise vorstellt und in einem Geschäftsbericht offen über ihre Einnahmen und Ausgaben berichtet. Außerdem sollten Spendenwillige Antworten auf folgende Fragen auf der Website finden: Ist klar, welche Vision die Organisation hat und wie sie daran arbeitet? Hat sie verstanden, wie sie ihren Zielgruppen effektiv helfen kann? Werden Wirkungsbelege geliefert? Ein solcher Beleg kann beispielsweise das Statement eines Menschen sein, der von den Spendengeldern profitiert hat.
„Ob ihr Engagement ankommt, können kleine Organisationen, die über keine großen finanziellen Mittel verfügen, erst einmal im internen Austausch klären. Von großen Projekten kann man erwarten, dass die Initiatoren Geld in die Hand nehmen, um den Effekt ihres Engagements durch eine unabhängige Institution evaluieren zu lassen“, erklärt Andreas Rickert.
Renommierte Auszeichnungen oder Unterstützung von Dritten, die selbst eine etablierte Marke sind - zum Beispiel Zeitungen oder Fernsehsender - sprechen ebenfalls für die Vertrauenswürdigkeit eines Projekts. Verlässliche Spendensiegel sind laut Rickert der PBC-Transparenzpreis, das Phineo-Wirksiegel und das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI).
Offen Auskunft über ihre Vision und Struktur geben die Social Start-ups Elefunds, Boost und Sunsteps. Die drei Unternehmen verbindet ein ähnliches Konzept: Sie bieten Usern die Möglichkeit, ihren Onlineeinkauf mit einer Spende zu verbinden.
Um das mithilfe von Elefunds zu tun, müssen Nutzer zunächst eine Software auf ihrem Rechner installieren. Kauft man dann bei einem der Onlinehändler ein, der mit dem Berliner Start-up zusammenarbeitet, kann man an der Kasse den zu zahlenden Betrag nach Belieben aufrunden. Anschließend wählt man die Organisationen aus, die mit der Spende unterstützt werden sollen. Möglich sind neben Ärzte ohne Grenzen auch die SOS Kinderdörfer oder der WWF.
Elefunds gibt die Spendenbeträge nach eigenen Angaben zu 100 Prozent weiter. Sich selbst finanziert das Unternehmen über eine Vergütung der teilnehmenden Hilfsorganisationen und Einkaufsportale. Positiv: Die Betreiber versichern, keine persönlichen Angaben wie E-Mail-Adresse oder Name zu erheben.
Sunstep ist eine Plattform, über die sich User zu einem von über 800 Onlinehändlern weiterleiten lassen können. Für jeden Einkäufer, der via Sunsteps bei ihnen landet und etwas bestellt, zahlen die Shops eine Werbeprovision. Ihre Höhe variiert von Unternehmen zu Unternehmen. Manche geben zwischen zwei und zwölf Prozent des Kaufbetrags weiter, andere entrichten eine feste Provision pro Einkauf.
Die Provision leitet Sunsteps zu 70 Prozent an gemeinnützige Projekte weiter. Die übrigen 30 Prozent verwendet das Start-up zur Kostendeckung und Weiterentwicklung der Plattform. Gehälter werden darüber nicht finanziert, betonen die Initiatoren. Alle Mitarbeiter engagierten sich ehrenamtlich.
Die Plattform Boost generiert Spenden ebenfalls über Provisionen seiner über 450 Partnerunternehmen. Im Schnitt liegen sie nach Informationen des Start-ups bei circa sechs Prozent des Warenkorbwerts. Davon leitet Boost 90 Prozent weiter. User haben die Möglichkeit selbst zu entscheiden, welche Projekte sie fördern wollen. Ein paar Tage nach ihrem Einkauf werden sie von Boost per Mail über den zur Verfügung stehenden Spendenbetrag informiert und können ihn verteilen.
Für Elefunds, Sunsteps und Boost gilt: Nutzern entstehen keine Extragebühren.
Analoger, aber ebenfalls unkompliziert funktioniert die Aktion Pfandgeben.de, die für den Deutschen Engagementpreis 2013 nominiert ist. Die Plattform ist aus einem Projekt im Rahmen des Studiengangs Kommunikationsdesign an der HTW Berlin hervorgegangen. Mitmachen kann jeder, der sein Getränkeleergut an Pfandsammler verschenken will.
Auf der Website finden Spender die Telefonnummern von Menschen, die sich für ihre Stadt oder ihren Stadtteil als Pfandnehmer registriert haben. Ein Anruf genügt, um die Übergabe des Leerguts zu organisieren, zum Beispiel direkt an der Haustür. Das eingewechselte Geld können die Sammler für den eigenen Bedarf verwenden.
In ihren FAQ bitten die Initiatoren der Aktion darum, dass sich nur Personen als Pfandnehmer anmelden sollen, die keine andere Möglichkeit haben, Geld zu verdienen. Eine Kontrolle gibt es aber nicht.
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