Herr Prof. Krämer, die Entwicklung der Kinderzahnheilkunde in Deutschland ist eng mit Ihnen verbunden. Was sollte der Kinderzahnarzt denn fachlich können? Und welche Voraussetzungen müssen für eine gute Kinderzahnheilkunde gegeben sein?
Prof. Norbert Krämer: Ich denke, dass an der Entwicklung der Kinderzahnheilkunde in Deutschland viele Köche beteiligt waren. Wir waren immer ein gutes Team, so dass jeder einen bedeutenden Anteil an der Entwicklung hatte. Insofern gebührt es nicht nur mir, hier Lorbeeren zu ernten.
Da würden wir meinen Vorgängern - den Professoren Johannes Einwag, Klaus Pieper, Willi E. Wetzel und Giesela Hetzer - und Nachfolgern - den Professoren Ulrich Schiffner und Christian Hirsch) - nicht gerecht werden. Diese Namen bitte ich nur stellvertretend für die Vorstände, Beiräte, die seit 2000 agierten, und vielen niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen zu sehen, die einen wichtigen Anteil an der Entwicklung der Kinderzahnheilkunde hatten.
Sicherlich fielen in meine Zeit im Vorstand wichtige strukturelle Veränderungen. Als Schriftführer und Präsident der Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde und Primärprophylaxe (GKP) und der Deutsche Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (DGK) konnte ich unter anderem die Entwicklung der Spezialisierungsprogramme begleiten.
Heute werden nahezu von allen Kammern Curricula für Kinderzahnheilkunde angeboten. Allerdings reicht diese curriculäre Ausbildung nicht aus, um entsprechend den internationalen Kriterien die Aufgaben eines Spezialisten vollständig zu erfüllen. Ein Spezialist sollte komplexe Fälle in der Kinderzahnheilkunde übernehmen können. Dies verlangt unter anderem umfangreiche zahnmedizinische, psychologische, pädiatrische oder auch chirurgische Kenntnisse. Man schätzt heute, dass etwa 15 Prozent unserer Kinder mit Allgemeinerkrankungen leben.
Sobald diese Kinder ein zahnmedizinisches Problem haben, werden sie an eine Klinik überwiesen. Ich denke, dass mit einem weiterführenden Angebot zur Spezialisierung wesentlich mehr dieser Fälle auch ambulant gelöst werden könnten. Die Europäische Union sieht deshalb auch als Voraussetzung für die fachliche Anerkennung ein dreijähriges Spezialisierungsprogramm vor.
Wir haben in Gießen/Marburg in den zwei letzten Jahren ein dreijähriges Masterprogramm entwickelt und auch begonnen, um die internationale Anerkennung dafür zu erhalten. Dies sehe ich als eine wichtige Entwicklung an.
Prof. Dr. Norbert Krämer ist Direktor der Poliklinik für Kinderzahnheilkunde an der Universität Gießen.
Die Fragen stellte Susanne Priehn-Küpper..
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