Bei den nächtlichen Apnoe-Phasen kommt es durch ein Zurückfallen der Zunge zu einem verminderten Atemfluss und damit zu einer mangelhaften Sauerstoffversorgung während der körperlichen Nachtruhe. Eine aktuelle Kohortenstudie hat untersucht, inwiefern die Implantation eines Zungenschrittmachers, der den Nervus hypoglossus stimuliert, die Erschlaffung von Zunge und Rachen mindert. Sie gilt als Auslöser der Atemstillstände beim obstruktiven Schlaf-Apnoe-Syndrom.
Per Fernbedienung gesteuert
Das Gerät ist etwa so groß wie ein Herzschrittmacher und wird ähnlich wie dieser unter die Haut und zwar knapp unterhalb des Schlüsselbeins implantiert. Von dort führt ein Kabel zum Rippenbogen, das die Bewegungen des Zwerchfells und damit die Atemfrequenz misst. Ein zweites Kabel wird bei der Operation mit einer Elektrode auf den Nervus hypoglossus gelegt, der die Zungenmuskeln aktiviert.
Beim Einatmen sendet das Gerät einen Impuls an den Zungennerv, wodurch die Zungenmuskulatur angespannt bleibt. Die Zunge fällt dadurch nicht mehr in den Rachen zurück, die Atemwege bleiben frei, die Apnoe bleibt aus. Das Gerät lässt sich per Fernbedienung steuern, also am Abend vor dem Zubettgehen ein- und am kommenden Morgen entsprechend ausschalten.
126 Patienten im Test
Die prospektive multizentrische Kohortenstudie von Prof. Dr. Patrick J. Strollo, Universität Pittsburgh, behandelte 126 Patienten (83 Prozent Männer) mit mittlerer bis ausgeprägter Schlaf-Apnoe mit einem Zungenschrittmacher. Das mittlere Alter der Patienten betrug 54 Jahre, der durchschnittliche BMI lag bei 28,4. Eine standardmäßige CPAP-Beatmung war bei den Patienten aus diversen Gründen nicht möglich oder wurde von ihnen nicht akzeptiert.
Die Patienten wurden initial sowie nach zwei, sechs und zwölf Monaten im Schlaflabor untersucht und zu Symptomen der Schlaf-Apnoe und insbesondere zu ihrer Tagesmüdigkeit befragt. Sowohl subjektiv als auch objektiv zeigte sich dabei eine signifikante Besserung der Schlaf-Apnoe. Alles in allem ging der mittlere Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) als primärer Studienendpunkt innerhalb eines Jahres um 68 Prozent zurück, und zwar von ursprünglich 29,3 Apnoe-Phasen pro Stunden Schlaf auf durchschnittlich nur noch neun Atemstillstände.
Von fast 30 auf neun Apnoen
Parallel dazu reduzierte sich der Oxygen-Desaturations-Index (ODI) - ein Maß dafür, wie häufig die Sauerstoffkonzentration im Blut um mehr als vier Prozent abfällt - um 70 Prozent von anfangs 25,4 mal pro Stunde auf 7,4 mal nach einem Jahr.
Auch bei den sekundären Endpunkten profitierten die Studienteilnehmer eindeutig von dem Neuroschrittmacher. "Die Patienten erlebten eine deutliche Verbesserung in Bezug auf Tagesmüdigkeit, Schnarchen und Lebensqualität", erläuterte Prof. Dr. Kingman Strohl von der Universität in Cleveland (USA) als Mitautor der Studie (N Engl J Med 2014; 370:139-149).
Muskelkater nach der Implantation
Allerdings gab es auch Nebenwirkungen des Verfahrens: Einige Patienten klagten nach der Implantation über Schmerzen und Muskelkater, 40 Prozent der Operierten empfanden die Stimulationen zunächst als unangenehm und mussten sich an den Schrittmacher gewöhnen. Die Rate gravierender Nebenwirkungen, wie etwa die Notwendigkeit einer erneuten Fixierung des Schrittmachers, lag unter zwei Prozent.
Keine Kommentare