Zahnmedizin, Gesundheit, Luxus
Die Tagung begann mit einem Zwiegespräch, das ZA Enrico Trilck und ZTM Torsten Klein, beide Berlin, über „Mögliche Wege zu einer anspruchsvollen, hochwertigen Implantatversorgung im Frontzahngebiet“ führten. Dazu zählt Beherrschen aller Schritte während der Phase der provisorischen Versorgung, schonende Ausformung und sicherer Erhalt des Durchtrittprofils durch schrittweises Anpassen individualisierter provisorischer Abutments.
Ästhetik und lange Haltbarkeit von Zahnersatz sind vorrangig für Dr. Stefan Holst, Erlangen und ZTM Ernst A. Hegenbarth, Bruchköbel. Patienten sollen sich wohl und zufrieden fühlen. Interdisziplinäre Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen Zahnarzt und Zahntechniker und moderne, biokompatible und langzeitstabile Verblendmaterialien sind Voraussetzungen für vorhersagbare lang anhaltende ästhetische Ergebnisse.
Von „Supragingivalen Veneers unter besonderer Berücksichtigung der Gingiva-Gesundheit und Erhaltung der gesunden Zahnhartsubstanz“ handelte das Zwiegespräch zwischen ZA Paul Stephan Andreas, Frankfurt, und ZTM Jürgen Jakob, Griesheim. Sie diskutierten ein Konzept möglicher Präparationsformen für Veneer- Restaurationen, weil gerade bei jüngeren Patienten substanzschonende Präparationsformen wichtig sind.
Bemerkenswertes beobachtete Arne Böckler, Halle, in einer Untersuchung zur standardisierten Überprüfung und dem Vergleich von Abzugskraft und Abzugsdynamik zwischen zwölf derzeit erhältlichen Magnetattatchments für die Implantatprothetik. Nicht nur hierin unterschieden sich die Systeme erheblich, sondern vielfach erreichen sie nicht die Angaben der Hersteller. Auch verringert Sterilisation der Implantatabutments die Retentionskräfte, dennoch ist der intraoperative Einsatz magnetischer Implantatabutments denkbar. Zum Fazit, dass die Magnetverankerung in der Alterszahnheilkunde sich als sinnvolle Therapie anbietet, kam ZT BdH Hjalmar Stemmann, Hamburg, in seiner Übersicht über „20 Jahre korrosionsgeschützte Minimagneten: Erfolgreiche Therapie in der Gerostomatologie und Defektprothetik“.
Zirkon ist richtungweisend
Bei sachgerechtem Umgang, bejahte ZT Enrico Steger, Bruneck, „Zirkon für jedermann – Zirkonoxid: Werkstoff für alles?“. Auch für ZTM Frank Wüstenfeld, Hemmingen, ist dieser neue Werkstoff zukunftsweisend für die Zahnheilkunde, eine Aussage, die er am Beispiel „Implantatabutments: individuelle Lösungen aus Zirkonoxid“ stützte.
Die Frage „Dürfen Implantate im zahnlosen Kiefer als Luxus bezeichnet werden?“ verneinte ZTM Rainer Semsch, Freiburg. Trotz technischer Herausforderungen beider Versorgungsarten bewahrt die gelungene Rehabilitation einer zahnlosen Situation mit festsitzender oder kombinierter Versorgung den Patienten vor dem Abgleiten in das gesellschaftliche Aus.
Details seiner wirtschaftlichen Vorgehensweise verriet ZTM Florian Fischer, Rottweil, bei einer Versorgung im Oberkiefer mit acht Implantaten mit einem Konzept, dass ihm erlaubt, „sich mehr auf die Zahnformen zu konzentrieren, ohne sich lange mit verschiedenen Materialien abzugeben“.
Geringe Anschaffungskosten – vorausgesetzt, Geräte und Techniken der Technologie der Presskeramik sind vorhanden – und Reproduzierbarkeit sind vorteilhafte Gründe für ZT Hardi Mink, Fellbach, mit dem Pulse-to-Metal System zu arbeiten. Pressrohlingen kann eine metallische Trägerstruktur aufgepresst werden. Das erspart andernfalls notwendige adhäsive Maßnahmen.
Bioästhetik, nach R. L. Lee verstanden als „das Studium oder die Theorie der Schönheit des Lebendigen in seiner natürlichen Form und Funktion“ ist grundlegend, so ZTM Bernhard Egger, Füssen, für die bioästhetische Zahnheilkunde. Sie verfolgt das Konzept einer biologischen Okklusion. Egger erläuterte ihre Prinzipien, wie damit Propriozeption, Bruxismus und traumatische Okklusion zu sehen sind und was bioästhetisches Wax-up ist. Das Studium natürlicher Morphologien zeigt, dass solche Strukturen neu zu definieren sind.
Festigkeit und Transparenz schließen sich aus
„Sehr hohe Festigkeit und zufrieden stellende Transparenz, also Ästhetik, sind nicht miteinander vereinbar.“ Dieses Fazit demonstrierte ZTM Volker Brosch, Essen, mit einer Liste gängiger keramischer Gerüstwerkstoffe. Deshalb plädierte er dafür, nicht nur unterschiedliche physikalische Werte, sondern auch optische Eigenschaften bei der Materialentscheidung zu berücksichtigen. So sieht er bei Kronen und Brücken aus Vollkeramik durchaus einen ästhetischen Vorteil gegenüber Metallkeramik. Hier ist für ihn die Lichtdurchlässigkeit, nicht die Durchsichtigkeit, „der ästhetische Vorteil im Kampf um die richtige Zahnfarbe.“
Für festsitzende Implantatkonstruktionen stellte ZTM Jürgen Mehrhof, Berlin, sein neues Konstruktionsdesign vor, dessen Konzept die einfach anwendbare Galvanotechnik nutzt. Er diskutierte Erfahrungen und praktische Überlegungen, die zu diesem Konzept und damit zu Verbesserungen führten, dessen Name „PassiveBoltedLightdynamicGalvano- Konzept“ die Eigenschaften der neuen Konstruktionsidee trägt. Auch konkretisierte Merhof Einzelheiten seines Konzepts, technische Feinheiten und Erfordernisse bei der Gestaltung festsitzender geteilter Suprakonstruktionen mit subgingival liegender Fügegrenzen. Außergewöhnlich ist für ihn an diesem Konstruktionsdesign, „dass bei komplexen, bedingt abnehmbaren Implantatkonstruktionen, die technischen Parameter der kreativen Gestaltung nicht mehr im Wege stehen“. Wie bisher, so auch zukünftig, soll das PBLG-Konzept sich flexibel Veränderungen und neuen Erkenntnissen stellen und notwendige Anpassungen aufnehmen.
Prof. Wilhelm Niedermeier, Köln, provozierte gewollt mit dem Thema „Attatchments bei implantatgetragenen Prothesen“. Hierauf folgte eine kontroverse Diskussion. Zunächst ist für ihn immer noch offen, welches Verbindungselement zwischen implantatgestützter Freiendprothese und den künstlichen Pfeilern als ideal zu empfehlen ist. So zählte er auf, welche Komplikationen gebräuchliche Verbindungselemente provozieren, um anschließend Ergebnisse des von ihm entwickelten Pollerteleskops zu diskutieren. Danach favorisieren für ihn seine Zahlen der vergangenen neun Jahre bei 88 Patienten mit 93 implantatgestützten Freiendprothesen eindeutig sein Pollerteleskop, verglichen mit denen anderer Attatchments. Bislang war weder ein Implantatverlust zu verzeichnen noch klinisch relevanter Schaden am Zahnersatz zu beobachten. Nur in acht Fällen brach die Prothese.
Implantation bedeutet auch Prävention
Nach ausführlicher Abwägung aller Möglichkeiten, wie auch der finanziellen Konsequenzen, diskutierte Dr. Sandro Siervo, Mailand, die Frage „Implantatprothetische Versorgungen: Prävention, Späteingriff oder medizinische Luxustherapie?“ Er kam schließlich zu der Einsicht, dass die alltägliche Klinik eher komplex ist und eine implantatprothetische Versorgung aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, aber auch „zugleich als eine präventive, spät greifende oder Luxus-Therapie einzuschätzen ist.“
Im letzten Zwiegespräch unterhielten sich ZTM Antonio Ferilli und ZTM Damanio Frigerio, beide CH-Kindhausen, über „Die Entwicklung des Condyloform II®“, ein Projekt, das zusammen mit der Universität Zürich durchgeführt wurde und die Prinzipien der Zahnaufstellung nach Prof. Gerber beibehält. Der Wortwechsel war ergänzt um umfangreiche praktische Erfahrungen und wissenschaftliche Erkenntnisse, damit künstliche Zähne möglichst Eigenschaften natürlicher Zähne erhalten. So soll der moderne konfektionierte Zahn funktionell, farblich und nach Form lückenlos ins Restgebiss eingegliedert werden können. Dazu ist der Condyloform nach Gerbers Prinzipen eine Zahnlinie, die vor allem funktionelle Aspekte stützt.
Ehrungen
Die Mitgliederversammlung der ADT und der Vorstand der ADT sprachen der Tübinger Privatdozentin Dr. Eva-Maria Engel die Auszeichnung „Bester Vortrag 2004“ für ihren letztjährigen Beitrag zu.
Dr. rer. nat. Detlef AxmannPoliklinik für Zahnärztliche Prothetik mitPropädeutikOsianderstr. 2-872076 Tübingendetlef.axmann@med.uni-tuebingen.de