Reiche Ernte aus Berlin
Jedoch seien die Zertifikate nicht „wie reife Früchte vom Baum gefallen“. In den Abschlussarbeiten der 19 erfolgreichen Absolventen steckt der Schweiß monatelanger Forschungsarbeit. Die Werke befassen sich mit zahlreichen Facetten des zahnärztlichen Berufsstands: „Defizite in der zahnmedizinischen Versorgung“, „Effektives Fehlermanagement in der zahnärztlichen Praxis“, „Selektivverträge und Öffnungsklauseln in Gebührenordnungen“ sind nur eine Auswahl der Titel. Die Arbeiten krönen den auf zwei Jahre angelegten berufsbegleitenden Studiengang an der Akademie für freiberufliche Selbstverwaltung und Praxismanagement (AS). Die Akademie versteht sich als postuniversitäres Forum für Zahnärzte und hauptamtliche Mitarbeiter der zahnärztlichen Berufsvertretungen zur Erlangung politischer und sozialer Kompetenzen für die Wahrnehmung von Selbstverwaltungsaufgaben und zur Fortentwicklung freiberuflichen Praxismanagements.
Durch frisch erworbene ökonomische, juristische, sozialmedizinische sowie gesundheits- und sozialpolitische Kenntnisse sind die Teilnehmer befähigt, sich im Sinne einer professionellen Selbstverwaltung aktiv in die Arbeit der einzelnen Kammerbereiche und in die Standespolitik einzubringen.
Hintergrund: Die zahnärztliche Selbstverwaltung steht zunehmend komplexer werdenden Herausforderungen gegenüber, die etwa aus dem gesellschaftlichem Wandel, gesundheitspolitischen Reformen, dem medizinischen Fortschritt und neuen Auflagen durch den Gesetzgeber erwachsen.
Steigende Anforderungen professionell umsetzen
Um darauf – auch auf lange Sicht – professionell reagieren zu können, müssen der berufspolitische Nachwuchs und alle Mandatsträger kontinuierlich an die qualifizierte Selbstverwaltung herangeführt werden. Das ist das Anliegen der Akademie. „Hierzu müssen die Impulse freiberuflicher Praxiserfahrung genutzt und das Selbstverständnis zahnärztlicher Freiberuflichkeit gestärkt werden. Mit unserer Arbeit innerhalb der Akademie leisten wir einen entscheidenden Beitrag“, erklärt Dr. Sebastian Ziller, Geschäftsführer der AS-Akademie und Abteilungsleiter für Prävention und Gesundheitsförderung der Bundeszahnärztekammer.
Dass die Notwendigkeit für Erhalt und Pflege einer professionellen Selbstverwaltung mehr denn je existiert, bekräftigte Prof. Tiemann. „Die Werte der freiberuflichen Selbstverwaltung werden durch die Ausweitung staatlicher Steuerungsinstrumente und Kostendämpfungsgesetze zurückgedrängt.“ Der Wettbewerb werde über alles gestellt, ohne dass seine Folgen immer von den entsprechenden Aufsichtsorganen kontrolliert würden. Tiemann warnte: „Die Gesetze werden so kompliziert gestrickt, dass ein intransparentes Herrschaftswissen entsteht.“ Doch die freien Berufe müssten sich selbst verwalten können. Deutschland dürfe nicht in eine Gesellschaft der abhängig Beschäftigten münden.
Dr. K. Ulrich Rubehn, Kammerpräsident in Schleswig-Holstein, sprach stellvertretend für die 14 Träger der AS-Akademie zu den Absolventen: „Zur manuellen Geschicklichkeit in der zahnärztlichen Praxis kommt nun auch die geistige Beweglichkeit für die standespolitischen Aufgaben.“ sf