Reproduktionszahl sinkt unter eins
Dank der getroffenen und vom Großteil der deutschen Bevölkerung eingehaltenen Maßnahmen, sinkt die Reproduktionszahl R von SARS-CoV-2 weiter. Nach aktuellem Stand steckt ein Infizierter knapp eine weitere Person an: R beläuft sich derzeit auf 0,7, wie das RKI gestern in seiner Statistik meldete. Je geringer die Zahl R wird, desto mehr wird die Epidemie entschleunigt und entschärft.
R steht für die Ansteckungsrate, das heißt, wie viele Personen durch einen Infizierten im Durchschnitt angesteckt werden. Sinkt die Reproduktion, reduziert sich auch das Ansteckungsrisiko. Experten sehen daher die Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung, wie die Kontaktbeschränkungen, das Versammlungsverbot und die soziale Distanzierung, bestätigt.
R gilt daher als wichtiger Indikator für den Verbreitungsverlauf und die Kontrolle über das Virus. Lag die Zahl Anfang März noch bei drei und darüber, war sie einen Monat später bereits auf 1,3 gesunken.
Warum die Zahl R alles entscheidend ist
Die Zahl ist aber eine Momentaufnahme. Nach Berechnungen des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung würde schon die kleinste Änderung in Form eines Anstiegs die Lage erneut verschärfen und sofortiges Handeln erfordern. Bereits bei einem Wiederanstieg der Reproduktionszahl auf 1,3 würde es zu einer drastischen Zunahme von SARS-CoV-2-Fällen kommen und das System binnen weniger Wochen stark belasten. Laut Helmholtz-Zentrum müssten dann rund eine Millionen Menschen ins Krankenhaus.
Spahn: "Das Virus ist beherrschbar geworden!"
Grundlage für die Errechnung ist die Annahme des RKI, dass jede Neuansteckung derzeit rund vier Tage braucht. Einfluss auf R haben zudem die durchgeführten Tests und ihre Ergebnisse. Die Quantität der Tests nimmt derzeit stetig zu, während es weniger Neuansteckungen und immer mehr Genesene gibt. Die Datenbasis für die Auswertungen und Analysen bilden alle behördlich gemeldeten Fälle in der Bundesrepublik.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bilanzierte auf der Bundespressekonfernz am Freitag: "Das Virus ist beherrschbar geworden." Die "Vollbremsung" des öffentlichen Lebens, die die Bundesregierung veranlasst hatte, war seiner Erkenntnis nach erfolgreich.
"Bei jedem Schritt zur Lockerung von Beschränkungen und hin zu einer Übergangsphase müssen wir gewährleisten, dass:
"Bei jedem Schritt zur Lockerung von Beschränkungen und hin zu einer Übergangsphase müssen wir gewährleisten, dass:
die Evidenz zeigt, dass die Übertragung von COVID-19 unter Kontrolle ist.
es im öffentlichen Gesundheitswesen und im Gesundheitssystem, auch in Krankenhäusern, genügend Kapazitäten gibt, um Kontaktpersonen zu identifizieren, zu isolieren, zu testen, nachzuverfolgen und sie unter Quarantäne zu stellen.
die Risiken eines Ausbruchs in hoch gefährdeten Umfeldern – insbesondere in Pflegeheimen für ältere Menschen, psychiatrischen Einrichtungen und wo Menschen unter beengten Umständen leben – minimiert werden.
an Arbeitsplätzen Vorsorgemaßnahmen ergriffen werden – etwa die Gewährleistung von Abstandhaltung, Einrichtungen für das Händewaschen und Atemhygiene.
das Risiko einer Einschleppung beherrscht werden kann.
Gemeinschaften in der Übergangsphase eine Stimme haben und sich engagieren."
Quelle:http://www.euro.who.int/de/media-centre/sections/statements/2020/statement-transition-to-a-new-normal-during-the-covid-19-pandemic-must-be-guided-by-public-health-principles _blank external-link-new-windowvon Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa