Longitudinale Arzneimittelverwertungsstudie

Abwärtstrend bei Verschreibungen von zahnärztlichem Clindamycin

Gesellschaft
Von 2017 bis 2021 gab es einen Abwärtstrend bei den Verschreibungen von zahnärztlichem Clindamycin, zeigt eine Studie. Im Vergleich zu Nachbarländern ist der Einsatz in Deutschland aber immer noch sehr hoch.

Hintergrund: Wegen zunehmender Antibiotikaresistenzen sollte die Häufigkeit des Antibiotikaeinsatzes in der Zahnmedizin hinterfragt und auf die Auswahl der am besten geeigneten Substanz gemäß der Leitlinien geachtet werden. In Deutschland war die Überverschreibung von Clindamycin in der Vergangenheit bemerkenswert.

Ziel der gemeinschaftlichen Untersuchung des Deutschen Instituts für Drogendiagnostik (DAPI), der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), des Fachbereichs Medizin des ABDA – Bundesverband Deutscher Apothekerverbände und des Instituts für Pharmazie der Freien Universität Berlin war, den Trend der Antibiotika-Verschreibungen in der zahnärztlichen Grundversorgung zu ermitteln.

Verschreibungshäufigkeit von Amoxicillin stieg um 24 Prozent

Dazu wurden die Verschreibungen von Antibiotika in der deutschen zahnärztlichen Grundversorgung von 2017 bis 2021 anhand von Abgabedaten aus Gemeindeapotheken analysiert und mit allen Antibiotikaverordnungen in der hausärztlichen Versorgung verglichen. Die Verschreibungen wurden anhand definierter Tagesdosen pro 1.000 gesetzlich versicherten Personen pro Tag (DID) analysiert.

Die Ergebnisse: Die zahnärztliche Verschreibung systemischer Antibiotika in der Primärversorgung blieb im Zeitraum 2017 bis 2021 stabil (1,20–1,25 DID). Der Anteil der zahnärztlichen Verschreibungen an allen Antibiotikaverordnungen stieg in diesem Zeitraum von 10 Prozent auf 15 Prozent. Die am häufigsten abgegebenen Antibiotika im Jahr 2021 waren Amoxicillin (0,63 DID, Anteil 50 Prozent), Clindamycin (0,29 DID, Anteil 24 Prozent) und Amoxicillin und Beta-Lactamase-Inhibitor (0,16 DID, Anteil 13 Prozent).

Zahnärzteschaft für die Hälfte aller Clindamycin-Verschreibungen verantwortlich

Bei Amoxicillin gab es 2017 bis 2021 ein Zuwachs von 24,2 Prozent in der zahnärztlichen Grundversorgung zu beobachten, während die Verschreibungen definierter Tagesdosen pro 1.000 gesetzlich versicherten Personen pro Tag (DID) bei Clindamycin um 21,4 Prozent zurückgingen. Trotzdem machten zahnärztliche Verschreibungen 2021 immer noch 56 Prozent aller Clindamycin-Verordnungen in der Primärversorgung aus.

Das Fazit der AutorInnen: Die Studie legt nahe, dass sich das Problem des übermäßigen Gebrauchs von Clindamycin in der deutschen Zahnmedizin zwar verbessert hat, aber immer noch besteht. Der Abwärtstrend bei den Verschreibungen von zahnärztlichem Clindamycin in den vergangenen Jahren sei jedoch ermutigend. „Dennoch ist zu beachten, dass der Einsatz dieses Antibiotikums in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern immer noch sehr hoch ist“, schreiben die AutorInnen.

Ihre Einschränkung: Da in der verwendeten Datenbank keine Informationen über Patientenmerkmale einschließlich Diagnosen verfügbar waren, müssten spezifische Gründe und mögliche Interventionen zur Verringerung der zahnärztlichen Antibiotikaverschreibung noch erforscht werden.

Gradl G, Kieble M, Nagaba J, Schulz M. Assessment of the Prescriptions of Systemic Antibiotics in Primary Dental Care in Germany from 2017 to 2021: A Longitudinal Drug Utilization Study. Antibiotics. 2022; 11(12):1723. https://doi.org/10.3390/antibiotics11121723

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