KBV-Versichertenbefragung

"Ärzte können Krise!"

pr/pm
Großes Vertrauen und eine hohe Zufriedenheit attestieren Patienten ihren Haus- und Fachärzten – gerade auch in der Corona-Krise. Neun von zehn stufen die fachliche Kompetenz ihrer Ärzte als hoch ein, ergab die Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).

Insgesamt war die Zahl der Arztbesuche 2020 und 2021 der Befragung coronabedingt leicht rückläufig. 80 Prozent aller Befragten waren in den letzten zwölf Monaten bei einem Arzt in der Praxis. Dies sind zwar sieben Prozentpunkte weniger als unmittelbar vor der Corona-Krise im Jahr 2019, aber nur vier Punkte weniger als im langfristigen Mittel aller Versichertenbefragungen seit 2006.

Es kamen weniger Patienten mit akuten Problemen in die Praxis

Die Zahl der Praxisbesuche ist im Vergleich zur letzten Befragung des Vorjahres um etwa fünf Prozent gesunken. Zudem kamen weniger Patienten mit akuten Problemen in die Praxis. Die KBV erklärt das mit der geringeren Zahl saisonal üblicher Infekte aufgrund der Hygienemaßnahmen und Kontaktverbote. 80 Prozent der Befragten hatten in diesem und dem vergangenen Jahr bei ihrem Praxisbesuch auch Kontakt zum Arzt oder zur Ärztin. Etwas weniger als in den Jahren zuvor - im langfristigen Schnitt bis 2019 waren es noch 86 Prozent.

Patienten verbringen weniger Zeit im Wartezimmer

Ein Trend, der sich bereits zu Beginn der Corona-Krise angedeutet hatte, hat sich sichtbar verstärkt: Patienten verbringen weniger Zeit im Wartezimmer. Und Arzttermine waren etwas weniger häufig ad hoc oder sehr kurzfristig zu bekommen, sie waren dann meist innerhalb weniger Tage verfügbar.

Während bis zum vergangenen Jahr um die 26 Prozent der Patienten über 30 Minuten im Wartezimmer gewartet haben, waren es in diesem Jahr nur noch 15 Prozent. 15 Prozent aller Befragten hatten bei ihrem letzten Besuch in der Praxis überhaupt keine Wartezeit, 43 Prozent warteten bis zu einer Viertelstunde und 24 Prozent bis zu einer halben Stunde. Bei zehn Prozent dauerte es bis zu einer Stunde, vier Prozent warteten bis zu zwei Stunden und ein Prozent mehr als zwei Stunden.

Grund dafür ist das bessere Management der Hausärzte

Maßgeblich verantwortlich für diese Veränderungen ist der Befragung zufolge das Praxismanagement bei den Hausärzten: Während sich die Wartezeiten in Facharztpraxen nur leicht reduziert haben, profitierten die Patienten in der hausärztlichen Versorgung von deutlich verkürzten Vor-Ort-Wartezeiten.

Unabhängig davon hätten sich die Wartezeiten von gesetzlich und privat versicherten Befragten angenähert. Grundsätzlich, so heißt es in der Befragung weiter, bleiben Wartezeiten aber auch in der Corona-Krise vom Faktor Dringlichkeit abhängig und variierten stark zwischen Haus- und Facharztpraxen.

Gerade jüngere Großstädter nutzen die Videosprechstunde

Deutlich zugenommen haben die Videosprechstunden. Die Hälfte der Befragten nutzt sie bereits oder würde sie nutzen. Vor zwei Jahren waren es noch 37 Prozent. Hier müsse aber nach Alter und Wohnort differenziert werden, erklärte KBV-Vorstandsmitglied Dr. Thomas Kriedel. „Es sind aber vor allem die jüngeren Menschen in den Großstädten, die der Videosprechstunde aufgeschlossen gegenüberstehen. Für die Sicherstellung der Versorgung der älteren Bevölkerung in den ländlichen Gebieten ist sie daher nicht die richtige Option.“

Ärztemangel ist nicht mehr die größte Sorge

Die Ängste vor Personalmangel in den Pflegeberufen (16 Prozent) sowie vor Pandemien und Infektionskrankheiten (13 Prozent) haben die Sorge vor einem Ärztemangel auf den dritten Platz gerückt (9 Prozent). Das belege sehr deutlich, wie aktuelle Debatten und Berichterstattungen die Wahrnehmung beeinflussen, erläuterte der stellvertretende KBV-Vorsitzende Dr. Stephan Hofmeister. Vor einem Jahr sei die größte Sorge noch der Ärztemangel gewesen.

Was den Bekanntheitsgrad der Telefonnummer für den ärztlichen Bereitschaftsdienst 116 117 betrifft: Nach starken Zuwachsraten in den vergangenen Jahren gaben nach 45 Prozent im Vorjahr jetzt 48 Prozent aller Befragten an, die Nummer zu kennen. Positiv sind die Versicherten auch zur elektronischen Patientenakte eingestellt: 57 Prozent meinen, sie würde die Behandlung medizinischer Probleme verbessern, 33 Prozent meinen dies nicht.

Für die Versichertenbefragung der KBV befragte die Forschungsgruppe Wahlen vom 29. März bis 26. April 2021 insgesamt 6.193 zufällig ausgewählte Deutsche per Telefon. Die Befragung findet seit 2006 regelmäßig statt.

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