Studie zu Corona-Sterbezahlen im Ländervergleich

AHA-Regeln haben in Deutschland tausende Todesfälle verhindert

pr/pm
Gesellschaft
Während in anderen Ländern die Todeszahlen aufgrund von COVID-19 zum Teil enorm gestiegen sind, blieb die Übersterblichkeitsrate in Deutschland bisher unter der der europäischen Nachbarländer.

Durch den Aufbau der aktuell größten Sammlung weltweiter Sterbedaten hat ein deutsch-israelisches Forscherteam der Universitäten Tübingen und Jerusalem die tödlichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie in mehr als 105 Ländern weltweit in vergleichbarer Form aufbereitet – und zwar unabhängig von offiziell gemeldeten Corona-Zahlen aus den jeweiligen Ländern.

Zwei Ergebnisse: In Deutschland blieb die Übersterblichkeitsrate – die Zahl der Toten über die zu erwartende Sterblichkeitsrate hinaus – mit 50 zusätzlichen Toten pro 100.000 Einwohnern unter der europäischer Nachbarländer. Und während die Todeszahlen in einigen lateinamerikanischen Ländern in der Pandemie um mehr als die Hälfte stiegen, starben in Australien und Neuseeland sogar weniger Menschen als in vergleichbaren Zeiträumen davor.

Peru, Ecuador, Bolivien und Mexiko am schlimmsten betroffen

Konkret ergaben die Analysen, dass in einigen der Länder, die am schlimmsten von COVID-19 betroffen waren – vor allem Peru, Ecuador, Bolivien und Mexiko – die Übersterblichkeit bei mehr als 50 Prozent der zu erwartenden jährlichen Sterblichkeitsrate lag. In Europa hatten besonders östliche Staaten wie Bulgarien, Serbien und Tschechien hohe Zahlen an Corona-Toten.

Der Studie zufolge lag die Übersterblichkeit in Deutschland in der Pandemie bisher bei rund 40.000 Verstorbenen. Das seien viel weniger als die 90.000 offiziell gemeldeten Toten durch COVID-19, sagen die Wissenschaftler. Wahrscheinlich seien die Sterbezahlen bei anderen Atemwegserkrankungen während der Wintermonate gesunken.

Positiver Ausreißer in Europa ist Dänemark

Bei 50 zusätzlichen Toten pro 100.000 Einwohnern habe Deutschland in der Pandemie eine viel geringere Übersterblichkeit erfahren als umliegende europäische Länder (Niederlande: 110; Belgien: 140; Frankreich: 110; Schweiz: 100; Österreich: 110, Tschechien: 320; Polen: 310) – ausgenommen Dänemark, das keine Übersterblichkeit verzeichnete. Warum sich die Übersterblichkeitszahlen in Deutschlands benachbarten Ländern teilweise so deutlich unterscheiden, müssten dagegen noch weitere Studien klären, so die Studienautoren.

Sie gehen davon aus, dass die guten Ergebnisse durch eine konsequentere Befolgung der Abstands- und Hygieneregeln zustande kamen, was auch die Zahl der Toten durch andere als SARS-CoV-2-Infektionen reduzierte. Die Forschenden stellten außerdem fest, dass nicht alle Länder genaue COVID-19-Sterbedaten übermittelten – darunter etwa Nicaragua, Belarus, Ägypten oder Usbekistan. Hier wurden weniger als ein Zehntel der tatsächlichen Pandemietoten offiziell gemeldet.

Zur Methodik der StudieDie Forschenden haben wöchentliche, monatliche und vierteljährliche Sterbedaten aus den 105 Ländern und Regionen sowie von übergeordneten Stellen wie etwa den Vereinten Nationen zusammengetragen und im World Mortality Dataset öffentlich verfügbar gemacht. Der Datenbestand deckt aktuell den Zeitraum von 2015 bis Juni 2020 ab und soll auch anderen Forschern helfen, ihre Fragen zur Pandemie zu beantworten. Derhttps://github.com/akarlinsky/world_mortality _blank external-link-new-windowsoll weiter ausgebaut und regelmäßig aktualisiert werden.

Ariel Karlinsky, Dmitry Kobak: „Tracking excess mortality across countries during the COVID-19 pandemic with the World Mortality Dataset”. eLife,https://doi.org/10.7554/eLife.69336

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