Beispiel Jessen in Sachsen-Anhalt

Der Umgang mit COVID-19 im Alten- und Pflegeheim

LL
Gesellschaft
Alten- und Pflegeheime zählen zu den besonders risikoreichen Orten für eine SARS-CoV-2-Infektion. Wie die Ausbreitung kontrolliert werden kann, zeigt das Beispiel aus Jessen im Landkreis Wittenberg, Sachsen-Anhalt.

Alten- und Pflegeheime gelten als besonders gefährliche Ort für eine Infektion. Durch den Besucherverkehr wird das Virus leicht eingeschleppt oder mitgenommen, die Bewohner zählen zur Hochrisikogruppe.

Welche Maßnahmen man ergreifen kann, haben Epidemiologen beispielhaft anhand der Virusbeobachtung und -Auswertung im Landkreis Wittenberg in Sachsen-Anhalt analysiert, veröffentlicht im Epidemiologischen Bulletin 20/2020 des Robert Koch-Instituts (RKI). Experten werteten hier den ersten Monat nach der ersten registrierten Infektion aus, um daraus ihre Empfehlungen abzuleiten – vor allem für die Alten- und Pflegeheime.

Der Landkreis Wittenberg Osten von Sachsen-Anhalt hat 125.000 Einwohner und neun Gemeinden. Der erste Infektionsfall wurde am 4. März entdeckt und am 11. März dem Gesundheitsamt übermittelt. Bis zum 7. April wurden 121 Infektionen registriert, darunter drei Todesfälle und zehn Fälle, die hospitalisiert wurden. Die infizierten Personen waren im Durchschnitt 54 Jahre alt. Besonders viele Fälle wurden in der Stadt Jessen (14.100 Einwohner, 55 Prozent aller Infektionen im Landkreis) registriert. 

Hier fiel ein Infektionscluster in Zusammenhang mit dem dortigen Alten- und Pflegeheim auf. Die Vergrößerung dieses Clusters konnte durch frühe Entdeckung, akribische Zurückverfolgung und Maßnahmen aber unterbunden und kontrolliert werden. Dafür wurde die Stadt größtenteils abgeriegelt. Bereits zehn Tage nach den strengen Maßnahmen zeigte sich der Erfolg und die Abriegelung wurde wieder aufgehoben.

Expertenstrategie zur Kontrolle eines Infektionsausbruchs im Alten- und Pflegeheim Weitere Ergebnisse

Expertenstrategie zur Kontrolle eines Infektionsausbruchs im Alten- und Pflegeheim

  • Kohortierung der Bewohner gemäß Infektionsstatus

  • Umgehende Untersagung von Besuch

  • Konsequenter Mund-Nasenschutz beziehungsweise Tragen einer FFP2-Maske vom Personal

  • Zweimalige Testung von Bewohnern und Personal auch bei negativen Testergebnissen

  • Auch Kontaktpersonen des Clusters niedrigschwellig testen

  • Häusliche Absonderung der Kontaktpersonen

  • Zentralisierte Informationsverwaltung: Zurückverfolgung und Zuordnung der Infektion

  • Anpassungen der Arbeit im Gesundheitsamt: Feste Zuordnung der Mitarbeiter für Kontaktermittlungen und Infektionsquellen, Aufstockung des Teams, Verbesserung des Informationsmanagements

  • Ziel: Bessere Übermittlung und Weitergabe von Informationen über Landkreisgrenzen

Weitere Ergebnisse

Die bundesweit angeordneten Ausgangsbeschränkungen wirken. Das zeigen die Infektionszahlen vor und nach beziehungsweise während dieser Maßnahme.

Die letzten Infektionen einer Kette finden in der Regel unter Haushaltskontakten stattfinden, weil hier die Abstandsregel kaum eingehalten werden kann.

Einige der Infektionen im Jessener Altenheim hätten verhindert werden können, wenn das Personal dort präventiv und konsequent Masken getragen hätte.

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