Gesundheitsausschuss befasst sich mit Private Equity im Gesundheitswesen

Fachleute plädieren im Bundestag für Stärkung ärztlich getragener MVZ

ck
Politik
Der Gesundheitsausschuss hat sich gestern mit dem Thema „Private Equity im Gesundheitswesen“ befasst. Dabei ging es vor allem um die steigende Zahl investorengetragener Medizinischen Versorgungszentren (iMVZ).

Martin Hendges, Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), äußerte sich kritisch zur aktuellen Lage: „Fremdinvestoren drängen immer stärker in die vertragszahnärztliche Versorgung vor.“ Der Anteil der iMVZ liege im zahnärztlichen Bereich aktuell bei 30 Prozent, Tendenz steigend. Gutachten belegten zudem, dass iMVZ keinen nennenswerten Beitrag zur Versorgung in strukturschwachen ländlichen Regionen leisten: So befinden sich 80 Prozent der iMVZ in Städten oder Regionen mit besonders hohen Einkommen.

„Investoren gehen nur an lukrative Standorte“

Hendges zufolge suchen Investoren sich ausschließlich lukrative Standorte aus. Dabei gehe es ihnen nicht darum, zu gründen, sondern etablierte Praxen anzukaufen. An der Versorgung vulnerabler Gruppen hätten iMVZ nur einen verschwindend geringen Anteil. Viele iMVZ seien überdies in den Händen sehr weniger Großinvestoren.

„Inhabergeführte Praxen sind die stärkste Brandmauer“

Dr. Andreas Gassen, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), riet von einer stark regulativen Gesetzgebung ab, die womöglich vor Gerichten nicht standhalten könnte. Es mache auch keinen Sinn, das Rad wieder zurückzudrehen. 20 Jahre nach Einführung der MVZ 2004 gebe es keine Anhaltspunkte dafür, dass diese eine schlechtere Versorgung gewährleisteten. Gleichwohl sei es sinnvoll, die Positionen von Ärzten zu stärken, die ein MVZ führen, besitzen und gegebenenfalls irgendwann an andere Ärzte weitergeben wollten. Inhabergeführte Praxen seien die stärkste Brandmauer gegen iMVZ. Auch Transparenzregeln könnten verbessert werden.

„MVZ für die Versorgung in Ergänzung der Praxen“

Andreas Ladurner, Professor für Gesundheitsrecht an der Hochschule Aalen, hob die Bedeutung der MVZ für die Versorgung in Ergänzung der Einzel- oder Gemeinschaftspraxen hervor. MVZ erlaubten skalierbare Organisationen der ambulanten Versorgung mit einem professionellen Management. Das sei genau das, was gebraucht werde. Gutachten zeigten zudem, dass iMVZ keine Gefahr für die Qualität oder Wirtschaftlichkeit der Versorgung darstellten. Auch Ladurner plädierte dafür, die ärztlichen Leiter in MVZ zu stärken.

„Die Trägerschaft von Ärzten ist mit viel mehr Barrikaden versehen“

Susanne Müller vom Bundesverband Medizinische Versorgungszentren (BMVZ) sagte, es sollte den ärztlichen Trägern einfacher gemacht werden, MVZ zu gründen und zu behalten. Die Trägerschaft von Ärzten sei mit viel mehr Barrikaden versehen als bei nichtärztlichen Trägern. Der Gesetzgeber habe auch nur über Gründungen nachgedacht, nicht über Erhalt und Übergabe. Derzeit gebe es rund 2.500 ärztlich getragene MVZ, die wegen der Struktur des Vertragsarztrechtes keinen natürlichen Nachfolger hätten. Sie schlug vor, das konstruktiv zu ändern.

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.