Kritik an Ernährungsempfehlungen der DGE

„Für große Teile der Bevölkerung problematisch“

pr
Politik
Präventivmediziner üben Kritik an den neuen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Sie könnten größten Teilen der Bevölkerung sogar schaden. Dem Klimaschutz werde zu viel Platz eingeräumt.

Scharfe Kritik übt die Deutsche Akademie für Präventivmedizin (DAPM) an den vor kurzem vorgestellten neuen Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Es könne keine einheitlichen Empfehlungen für die Ernährung aller Menschen in Deutschland geben, da sich deren gesundheitliche Ausgangslage unterscheide, so die Aussage. In einer Bevölkerung, in der der Anteil von Menschen mit Übergewicht und Adipositas, Prädiabetes und Diabetes stetig zunehme und schlanke, sportliche Menschen mittlerweile eine Minderheit darstellten, sollte man nicht auf Basis theoretischer Überlegungen, welche Ernährungsweise besonders klimafreundlich wäre, der Gesamtbevölkerung Empfehlungen geben.

Adipöse und Schlanke, Diabetiker und Nichtdiabetiker, Sportler und Nichtsportler, Alte und Junge – sie würden alle von der DGE „in denselben Topf geworfen,“ kritisiert die DAPM. Die neuen DGE-Empfehlungen könnten de facto größeren Teilen der Bevölkerung in Deutschland nicht nur nichts nutzen, sondern sogar schaden, lautet ihr Fazit.

Diese Aspekte werden vor allem kritisiert:

  • Die Charakterisierung von Lebensmitteln in solche „pflanzlichen Ursprungs“ und solche „tierischen Ursprungs“ sei wissenschaftlich betrachtet unsinnig, da es auf beiden Seiten sowohl bedenkliche, als auch gesundheitsfördernde Lebensmittel gebe, heißt es in den Ausführungen. Die DAPM führt als Beispiel an, dass Zucker, Weizenmehl oder Palmfett pflanzlich seien, dennoch würde niemand behaupten, dass man davon mehr essen sollte.

  • Die Empfehlung an alle, täglich fünf Portionen (entsprechend 300 Gramm) Getreideprodukte zu verzehren, sei für viele Millionen Menschen in Deutschland nicht nur nicht hilfreich, sondern sogar gesundheitsgefährdend.

  • Der allgemeine Verzicht auf tierische Lebensmittel könne bedenklich sein: Die ausreichende Versorgung relevanter Bevölkerungsteile (zum Beispiel Kinder und Senioren) mit genügend und hochwertigem Eiweiß, essenziellen Aminosäuren und Fettsäuren sowie mit etlichen Spurenelementen und Vitaminen sei mit den DGE-Empfehlungen nicht gewährleistet.

  • Die empfohlene Beschränkung des Verzehrs von Eiern sei seit Jahrzehnten überholt und von den führenden Fachgesellschaften weltweit längst aus den Empfehlungen entfernt worden.

Die von der DGE für alle ausgesprochenen Empfehlungen seien zudem allenfalls für einen kleineren Teil der Bevölkerung praktikabel. Etliche Empfehlungen seien nicht wissenschaftlich begründet und entsprächen einer klimapolitischen Motivation, bilanziert die DAPM weiter. Sie rät dazu, dass sich die überwiegend von Ernährungswissenschaftlern dominierte DGE mit den Ärztlichen Fachgesellschaften an einen Tisch setze und die gesundheitspolitische Realität in Deutschland in ihre Überlegungen einbeziehe.

Die Deutsche Akademie für Präventivmedizin e. V. (DAPM) setzt sich nach eigenen Angaben seit ihrer Gründung im Jahr 2005 für eine seriöse ärztliche Fortbildung auf den Gebieten der Gesundheitsförderung und Prävention ein. Sie sei frei von Sponsoren, unabhängig und der evidenzbasierten Medizin verpflichtet.

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