Studie zur Gesundheit von Familien

Keine Chancengleichheit bei Kleinkindern

Susanne Theisen
Gesellschaft
Den Kleinkindern in Deutschland geht es insgesamt sehr gut, allerdings sind die Chancen auf ein gesundes Aufwachsen ungleich verteilt. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen.

Der Gesundheitszustand von 78 Prozent der Kinder in Deutschland ist aus ärztlicher Sicht „sehr gut“. Eine Grunderkrankung stellte die gestern veröffentlichte Studie „Kinder in Deutschland 0-3 2022“ (KiD 0-3) des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH) bei zehn Prozent der Kinder fest, 14 Prozent seien „mindestens teilweise nicht altersgerecht entwickelt“.

Die bei Säuglingen und Kleinkindern am häufigsten genannte Grunderkrankung waren chronische Erkrankungen (6,3 Prozent) gefolgt von einer Entwicklungsstörung (3,2 Prozent).

Arme Kinder sind weniger häufig „sehr gesund“

„Erhebliche Belastungen“ attestiert die Analyse hingegen Familien in Armutslagen. Als arm definierte das NZFH Kinder, die einen zugesicherten Mindeststandard nur durch die Unterstützung mit staatlichen Leistungen zur Grundsicherung erreichen konnten. Laut Studienergebnis lebt in Deutschland jedes achte Kind (12,2 Prozent) unter drei Jahren in Armut. Besonders häufig betroffen seien alleinerziehende Familien und Familien mit drei und mehr Kindern.

Bei Kindern, die in Armut aufwachsen, ist der Gesundheitszustand weniger häufig „sehr gut“ (64 Prozent). Sehr viel häufiger stellen Ärztinnen und Ärzte bei Kindern aus armutsbetroffenen Familien zudem eine nicht altersgerechte Entwicklung fest (21 Prozent). Gesundheitliche Unterschiede nach Armutslage sind bei Kleinkindern sehr viel stärker ausgeprägt als bei Säuglingen.

Studie gibt Aufschluss zum Unterstützungsbedarf

Armutsbetroffene Familien berichteten laut der Studie häufiger von psychosozialen Belastungen als Familien ohne Armut. Dazu gehörten unter anderem Anzeichen einer Depression oder Angstsymptomatik. Außerdem gaben die teilnehmenden Familien häufiger zu Protokoll, dass ihr Kind eine Grunderkrankung oder eine Behinderung hat, dass sie in beengten Wohnverhältnissen leben und keine soziale Unterstützung bei Fragen zum Kind im näheren Umfeld haben.

Insgesamt haben sich 7.818 Mütter und Väter, die mit ihrem Kind zu einer Früherkennungsuntersuchung (U3 bis U7a) in eine kinderärztliche Praxis kamen, an der Studie teilgenommen und Fragen zur Gesundheit und Entwicklung ihres Kindes beantwortet. Durchgeführt wurde die unter anderem vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) geförderte Befragung im Zeitraum April bis Dezember 2022.

„Die Daten der Befragungen bilden eine wichtige Grundlage, um sowohl aus Elternsicht als auch aus kinderärztlicher Einschätzung die Situation von Familien mit kleinen Kindern in Deutschland nachzuzeichnen und ihren Unterstützungsbedarf zu ermitteln“, ordnete das BMFSFJ die Bedeutung der Ergebnis anlässlich der Studienveröffentlichung ein.

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