Übersichtsarbeit aus Italien

Orale Manifestationen von Zöliakie

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Zahnmedizin
Eine Übersichtsarbeit aus Italien zeigt, dass Zöliakie sich auch oral manifestieren kann: Rezidivierende aphthöse Stomatitis, Zahnschmelzdefekte sowie ein verzögerter Zahndurchbruch wurden besonders häufig beschrieben.

Die Zöliakie (CD) ist eine glutenempfindliche Enteropathie, unter der rund ein Prozent der Bevölkerung leidet. Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung, „die auf eine unangemessene, durch T-Zellen vermittelte Immunreaktion gegen verzehrtes Gluten zurückzuführen ist", schreiben die Forscher um Alberta Lucchese.

Meist verzögert sich der Zahndurchbruch

Zöliakie kann sich durch Durchfälle und Schmerzen äußern, gleichzeitig können auch Malabsorption und Gewichtsverlust auftreten. Grund dafür ist eine chronische Entzündung der Darmschleimhaut und Zottenatrophie. Nur bei wenigen Patienten verläuft die Erkrankung asymptomatisch. Neben einer genetischen Veranlagung sind vermutlich auch Umweltfaktoren am Krankheitsausbruch beteiligt. Auch eine Beteiligung des Mikrobioms wird diskutiert.

Insgesamt 33 Studien und Daten von 1.913 Personen wurden in die Übersichtsarbeit einbezogen. Das Team hat verschiedene orale Manifestationen von Zöliakie zusammengetragen: Besonders häufig wurden verzögerter Zahndurchbruch (47 Prozent), Zahnschmelzdefekte (42 Prozent), Xerostomie (38 Prozent), rezidivierende aphthöse Stomatitis (34 Prozent) beobachtet, gefolgt von atrophischer Glossitis und geografischer Zunge (15 Prozent), Glossodynie (14 Prozent), Cheilitis, rissige Zunge, Parodontalerkrankungen und oralem Lichen planus.

Die T-Zell-Aktivierung wirkt sich auch auf die Mundhöhle aus

Obwohl die genauen Mechanismen bislang unbekannt sind, stellen die Forschenden Hypothesen zum Zusammenhang oraler Manifestationen und Zöliakie auf. Zahnschmelzdefekte könnten möglicherweise im Zusammenhang mit der durch Zottenatrophie bedingten Nährstoffmalabsorption stehen. Insbesondere eine verminderte Kalzium-, Phosphat- und Vitamin-D-Absorption könnte sich auf die Amelogenese auswirken.

Sie berichten in diesem Zusammenhang von Studien, die Unterschiede im Kalziumspiegel von Zöliakie-Patienten festgestellt haben. Überdies wird eine Autoimmunreaktion gegen Amelogenine und Ameloblastin diskutiert. Auch bei der rezidivierenden aphthösen Stomatitis könnte eine Autoimmunreaktion, ausgelöst durch ein Ungleichgewicht in der Zytokinproduktion, eine Rolle spielen. Aphthen treten aber auch bei anderen entzündlichen Darmerkrankungen vermehrt auf. Der verzögerte Zahndurchbruch könne möglicherweise auf die bei Kinder häufig auftretende, allgemeine Wachstumsverzögerung zurückzuführen sein.

Die Autoren legen nahe, dass sich die T-Zell-Aktivierung im Darm auch auf den restlichen Verdauungstrakt auswirkt, zu dem auch die Mundhöhle gehört. Auch wenn orale Manifestationen von Zöliakie vielfältig und unspezifisch sein können, ermöglichen sie dennoch, Hinweise auf die Erkrankung zu geben und die Diagnosestellung eventuell zu beschleunigen.

Lucchese A, Di Stasio D, De Stefano S, Nardone M, Carinci F. Beyond the Gut: A Systematic Review of Oral Manifestations in Celiac Disease. J Clin Med. 2023 Jun 6;12(12):3874. doi: 10.3390/jcm12123874. PMID: 37373569; PMCID: PMC10299058.

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