Änderung bei der Vergabe von Studienplätzen

Ost-Ministerpräsidenten fordern Quote für Landeskinder im Medizinstudium

pr
Politik
Die ostdeutschen Ministerpräsidenten sprechen sich für Änderungen bei der Vergabe von Medizinstudienplätzen aus. Sie plädieren für eine Flexibilisierung des Staatsvertrags, um Absolventen im Land zu halten.

Reiner Haseloff (CDU), Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, warnte bei der Ost-Ministerpräsidentenkonferenz (MPK-Ost) letzte Woche, dass sich die Zahl der Ärzte und Zahnärzte in den nächsten acht bis zehn Jahren in den neuen Bundesländern halbieren könnte. Grund sei, dass immer mehr von ihnen in den Ruhestrand gehen. Es gebe nicht genügend Absolventen der Medizin und Zahnmedizin, betonte er. „Sie werden zwar bei uns ausgebildet, lassen sich aber bei uns nicht nieder und bringen sich beruflich ein,“ sagte Haseloff vor der Presse im Anschluss an die Konferenz.

Der Numerus Clausus eignet sich alleine nicht mehr

Die ostdeutschen Ministerpräsidenten forderten daher Änderungen bei der Vergabe von Studienplätzen. Aus ihrer Sicht ist eine Flexibilisierung des Staatsvertrags notwendig, der das Vergabesystem mit seinem Numerus Clausus vorsieht und noch vor der Wiedervereinigung entstanden ist und dem jetzigen Transformationsprozess nicht mehr gerecht werde. Das Problem sei, dass die meisten Plätze zentral vergeben werden, und dass deshalb auch viele Studierende aus anderen Bundesländern einen Studienplatz erhalten, die aber dann die Region nach ihrem Studienabschluss wieder verlassen.

„Wir können mit diesem System der Abgänge nicht die Daseinsfürsorge für die Zukunft sicherstellen,“ sagte Haseloff, der auch Vorsitzender der MPK-Ost ist. Er plädierte dafür, die von den Ost-Bundesländern bezahlten Studienplätze auch zu großen Teilen mit Studierenden aus diesen Ländern zu besetzen. Auch nach dem Studium sollten diese Absolventen durch entsprechende Vereinbarungen stärker in der Region gehalten werden. Der Staatsvertrag müsse dahingehend modifiziert werden, bei der Hochschulzulassung den Ländern mehr Freiheiten zu gewähren. Längerfristig werde man das Problem auch nicht durch Zukauf von Studienplätzen in Ungarn oder durch Einwanderung aus dem Ausland in den Griff bekommen.

Auf der MPK-Ost gab es zu dem Thema keine Beschlüsse. Es wurde aber eine Änderung des entsprechenden Staatsvertrages diskutiert, um mehr Absolventen nach dem Medizinstudium in den jeweiligen Ländern halten zu können. Ein wirksames Instrument werde auch in der Einführung einer Landarztquote gesehen, hieß es in einer Pressemeldung im Nachgang zur Konferenz.

Ostdeutsche Ärztekammern begrüßen den Vorstoß

In einem gemeinsamen Statement begrüßten die Ärztekammern der Länder Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen die Initiative Haseloffs. Die Schaffung einer Quote für Landeskinder im Medizinstudium sei hierfür probates Mittel. Dies wiederum setze eine größere Freiheit und Verantwortung der Länder bei der Vergabe der zulassungsbeschränkten Studienplätze voraus. Dafür müsse der Staatsvertrag der Bundesländer über die Hochschulzulassung geändert werden.

Bis es soweit sei, müssten zusätzliche Wege beschritten werden, betonten die vier Ärztekammern weiter. Dazu gehörten attraktive Arbeits- und Lebensbedingungen als Schlüssel, um junge Fachkräfte, auch Ärztinnen und Ärzte, für Regionen zu begeistern und dort zu halten. Ferner gehöre dazu eine funktionierende Infrastruktur, ausreichend Wohnraum, Kita-Plätze, Kulturstätten und Erholungsmöglichkeiten. Die Kammern plädieren daher für einen Schulterschluss von Ärztekammern, Universitäten, Verwaltungen sowie Kommunen und Gemeinden.

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