US-Studie untersucht Glasionomerzement-Versiegelungen versus SDF

Silberdiaminfluorid: eine kostengünstige Kariesprävention

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Zahnmedizin
Silberdiaminfluorid wirkt kariespräventiv und unterstützt die Arretierung von bestehenden Läsionen, kann aber auch unerwünschte Wirkungen haben.

Eine aktuelle Studie von Forschenden des NYU College of Dentistry belegt, dass Silberdiaminfluorid (SDF) eine kostengünstige Option zur Kariesprävention darstellt. Die Ergebnisse zeigen eine ähnliche Wirksamkeit wie Versiegelungen mit Glasionomerzement im Rahmen schulischer Kariespräventions- und -behandlungsprogramme in den USA.

Die Studienautorinnen und -autoren wollten mit CariedAway, der größten schulbasierten Studie zur Kariesprävention in den USA, den Einsatz von SDF und Versiegelungen mit Glasionomerzement vergleichen. An der Studie nahmen etwa 4.100 New Yorker Grundschulkinder zwischen fünf bis 13 Jahren teil. Dabei wurden Schulen ausgewählt, deren Kinder ein besonders hohes Kariesrisiko aufweisen. Mehr als ein Viertel der Kinder hatte zu Beginn der Studie unbehandelte Karies. Die Studie wurde zwischen 2018 und 2023 durchgeführt, während der Beobachtungszeitraum eines Kindes jeweils vier Jahre betrug.

Bei jedem Schulbesuch wurden die Zähne der Kinder untersucht und entweder Glasionomerzement-Versiegelungen oder 38-prozentiges SDF aufgetragen, je nachdem, welche Behandlung der Schule nach dem Zufallsprinzip zugewiesen wurde. Anschließend erhielten alle Kinder zusätzlich Fluoridlack. Die Versiegelungen wurden von Dentalhygienikerinnen durchgeführt, während SDF entweder von Dentalhygienikerinnen oder Krankenschwestern aufgetragen wurde, jeweils unter der Aufsicht eines Zahnarztes. Ab 2018 besuchte das Team jede Schule zweimal im Jahr, wobei die COVID-19-Pandemie und Schulschließungen zu verpassten Besuchen führten.

Silberdiaminfluorid war nicht unterlegen, ist aber kein Ersatz für die Versiegelung

Im Ergebnis konnte eine einzige Behandlung mit SDF oder eine Versiegelung mit Glasionomerzement rund 80 Prozent neuer kariöser Läsionen verhindern und 50 Prozent der bestehender Läsionen arretieren (zweijähriger Beobachtungszeitraum). Das Team setzte seine Studie für weitere zwei Jahre fort und stellte fest, dass SDF und Versiegelungen ungefähr die gleiche Anzahl kariöser Läsionen verhinderten, nachdem die Kinder insgesamt vier Jahre lang beobachtet wurden. Außerdem verringerten sowohl Versiegelungen als auch SDF das Kariesrisiko bei jeder Nachuntersuchung.

„Unsere Längsschnittstudie bestätigt erneut, dass sowohl Versiegelungen als auch SDF wirksam gegen Karies sind. SDF ist eine vielversprechende Alternative, die die schulische Kariesprävention unterstützen kann – nicht als Ersatz für das Modell der Zahnversiegelung, sondern als weitere Option, die ebenfalls Karies verhindert und aufhält“, sagte Ryan Richard Ruff, PhD, MPH, Erstautor der Studie.

Es ist wichtig zu betonen, dass es sich bei den in dieser Studie vorgenommenen „Versiegelungen“ um solche mit Glasionomerzement handelt. Dies sollte bei der Interpretation der Ergebnisse berücksichtigt werden.

Bei Fissurenversiegelungen „sollen Materialgruppen mit einer hohen Retentionsrate und damit Überlebenswahrscheinlichkeit bevorzugt in der klinischen Praxis eingesetzt werden„, heißt es in der Leitlinie [S3-Leitlinie zur Fissuren- und Grübchenversiegelung, 2016]. Dazu zählen niedrigvisköse methacrylatbasierte Versiegelungskunststoffe, die in Verbindung mit Säurekonditionierung angewendet werden. “Bei Zähnen im Durchbruch bzw. wenn keine adäquate Trockenlegung möglich ist, kann alternativ der Einsatz von GIZ erwogen werden." Glasionomerzement hat demnach das ungünstigste Retentionsverhalten und 80 bis 90 Prozent der Versiegelungen waren bereits nach zwei Jahren insuffizient.

Der Nachteil sind mögliche irreversible dunkle Verfärbungen

Ein weiterer beachtenswerter Punkt sind mögliche irreversible dunkle Verfärbungen durch Silberdiaminfluorid [Amend und Krämer, 2022], obgleich die Autorinnen und -autoren der CariedAway-Studie berichten, dass an der Zahnhartsubstanz der Kinder keine Verfärbungen aufgetreten seien. Trotz der nachgewiesenen Wirksamkeit zur Kariesprävention und -arretierung empfehlen Amend und Krämer den Einsatz in erster Linie zum Kariesmanagement bei Kindern, die zum aktuellen Zeitpunkt der Behandlung nicht kooperativ genug für konventionelle Behandlungsmaßnahmen sind: "Durch die Kariesarretierung lässt sich nämlich Zeit gewinnen, bis die Kinder älter und zugänglicher für weitere zahnärztliche Therapieoptionen werden“ [Amend und Krämer, 2022].

Die Studie:
Ruff RR, Barry Godín TJ, Niederman R.: Noninferiority of Silver Diamine Fluoride vs Sealants for Reducing Dental Caries Prevalence and Incidence: A Randomized Clinical Trial. JAMA Pediatr. 2024 Mar 4:e236770. doi: 10.1001/jamapediatrics.2023.6770. Epub ahead of print. PMID: 38436947; PMCID: PMC10913007.

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