Studie aus den USA

Verzögerte Tumordiagnosen durch Antibiotika

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Zahnmedizin
Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren werden nicht selten kurz vor der Diagnosestellung Antibiotika verordnet, was die Tumor-Diagnose verzögern kann.

Forschende der Saint Louis University School of Medicine stellen fest, dass es bei Patienten mit nicht diagnostiziertem Kopf-Hals-Tumoren häufig zu diagnostischen Verzögerungen kommt – insbesondere dann, wenn ihnen zuvor Antibiotika verordnet wurden. Sie weisen darauf hin, dass diagnostische Verzögerungen dazu führen können, dass aggressivere Behandlungen mit höheren Toxizitäten und einer geringeren Heilungsrate erforderlich sind.

Die Wissenschaftler analysierten die zeitlichen Trends sowie die damit verbundenen Faktoren und die Diagnosezeiten zwischen der Verschreibung von Antibiotika und der Diagnose von Kopf-Hals-Tumoren. In die Kohortenstudie wurden 7.811 Patienten mit einem Kopf-Hals-Tumoren mit einem Durchschnittsalter von 60,2 Jahren einbezogen – 53 Prozent davon Männer. 15,6 Prozent der Personen erhielten innerhalb von drei Monaten vor der Diagnosestellung ein Antibiotikum, was eine statistisch signifikante Verlängerung des Zeitraums bis zur Diagnose um 21,1 Prozent bedeutet, heißt es in einer Mitteilung der Universität Saint Luis. Die Forschenden verwendeten hierzu Daten aus einem unidentifizierten elektronischen Gesundheitsdatensatz vom 1. Januar 2011 bis zum 31. Dezember 2018. Diese Verschreibungsrate änderte sich im Verlauf des Studienzeitraums nicht.

Lymphknotenschwellung werden häufig fehlinterpretiert

Bestimmte klinische und onkologische Faktoren wurden mit höheren Antibiotika-Verschreibungsraten in Verbindung gebracht. So konnte beispielsweise gezeigt werden, dass Patienten kurz vor der Tumor-Diagnosestellung häufig Antibiotika aufgrund von geschwollenen Halslymphknoten und anderen Symptomen verschrieben wurden, weil diese vermeintlich auf eine Infektionskrankheit hinweisen. Bei Patienten mit Lymphknotenschwellungen war die Wahrscheinlichkeit einer verzögerten Diagnose im Vergleich zu anderen Symptomen erhöht [Gallogly et al., 2023]. Die Antibiotika-Verordnungen fielen vermehrt bei Hausärztinnen und -ärzten und weniger bei HNO-Ärztinnen und -ärzten auf.

Gallogly JA, Armstrong AT, Brinkmeier JV, Salas J, Simpson MC, Ideker H, Walker RJ, Massa ST.Association Between Antibiotic Prescribing and Time to Diagnosis of Head and Neck Cancer.JAMA Otolaryngol Head Neck Surg. 2023 Aug 24:e232423. doi: 10.1001/jamaoto.2023.2423. Epub ahead of print. PMID: 37615970; PMCID: PMC10450587.

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