Aktionswoche „Ausbildung braucht Vielfalt“

Wie Geflüchtete zu ZFA-Azubis werden

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PraxisZahnmedizinGesellschaft
Eine Zahnarztpraxis in Berlin-Wedding setzt seit 18 Jahren auf Azubis mit Migrations- oder Fluchthintergrund und bietet dem Nachwuchs auch nach der Ausbildung eine Perspektive. Umgekehrt profitiert die Praxis von den Muttersprachen der jungen ZFA.

Wie erklärt der Patient seine Schmerzen, wenn er nicht gut Deutsch spricht? Schwierig! Hilfreich ist da, wenn der ein oder andere Praxismitarbeiter dieselbe Muttersprache hat und übersetzen kann. In der Zahnarztpraxis von Dr. Emad Khalouf in Berlin setzt man genau auf diese Zweisprachigkeit und die interkulturelle Verständigung durch Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA) aus dem Ausland.

Anlässlich der Themenwoche „Ausbildung braucht Vielfalt”, die die Bundesagentur für Arbeit (BA) gemeinsam mit dem Bundesverband der Freien Berufe (BFB) initiiert, öffnet Khalouf die Türen seiner Praxis in Berlin-Wedding und berichtet zusammen mit seinen Auszubildenden, wie Integration in und durch die Ausbildung funktionieren kann.

Seit 2003 bildet er junge Menschen mit Migrations- oder Fluchthintergrund aus und berichtet von durchweg guten Erfahrungen. „Auf Disziplin lege ich großen Wert”, antwortet er auf die Frage, was er als Chef von seinen Auszubildenden erwartet. Bringen sie diese von Haus aus nicht mit, „...dann bringe ich ihnen das innerhalb der ersten drei Monaten bei”, ergänzt er augenzwinkernd. Alles andere laufe dank des Engagements der Azubis ziemlich gut und harmonisch. "Ambitionen eröffnen hier Perspektiven."

So geht die Investition für beide Seiten auf

Denn neben der Ausbildung zur ZFA bietet Khalouf auch Möglichkeiten zur Weiterbildung, etwa zur Verwaltungsfachangestellten oder zur zahnmedizinischen Prophylaxeassistentin. Ganz wichtig ist ihm, den Azubis die Übernahme nach der abgeschlossenen Ausbildung zu ermöglichen. „Ich behalte eigentlich alle hier. So geht die Investition für beide Seiten auf.”

Sprache als Schlüssel: Übersetzen im Praxisalltag

„Den nicht deutschsprachigen Patienten richtig zu verstehen und zu beraten, das ist auch juristisch wichtig“, erklärt der Praxisinhaber mit multikultureller Klientel. Dabei helfen kann die Muttersprache der ZFA-Azubis, wie zum Beispiel Arabisch.

An Khaloufs Seite sind bei dem Besuch in der Praxis die Azubis Nour (20) aus Damaskus, die mit ihrer Familie 2015 nach Deutschland floh und nach der Ausbildung noch Zahnmedizin studieren will, und Huda (20), eine junge Palästinenserin aus Libyen, die schon immer ZFA werden wollte und auch vom Studium träumt. Beide sprechen bereits gut Deutsch, haben aber nach wie vor Respekt vor den sprachlichen Herausforderungen, besonders bei den zahnmedizinischen Fachbegriffen.

Für die Verbesserung der Sprache setzt Khalouf auf die Kombination von Azubis in unterschiedlichen Lehrjahren im Praxisalltag. Huda: „Viele Patienten fühlen sich wohler, wenn wir auf Arabisch mit ihnen sprechen.“ Für die Kolleginnen und Kollegen sind sie die Übersetzerinnen während der Behandlung und machen auch Termine für die arabisch sprechenden Patienten. Khalouf lobt: „Sie sind ein Vorbild für funktionierende Integration – was will man mehr? Das unterstütze ich gerne. Beide sind sehr motivierte und engagierte Azubis.“

"Die Zeit rennt uns davon"

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