Finanzierungsverhandlungen abgeschlossen

Kassenärzte erhalten 3,85 Prozent mehr Honorar

LL
Die Finanzierungsverhandlungen für das kommende Jahr sind mit einer Einigung im Erweiterten Bewertungsausschuss (EBA) beendet worden. 2024 gibt es ein Honorarplus von fast vier Prozent.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und auch der GKV-Spitzenverband akzeptierten einen Vorschlag des Schlichters. Im Vorfeld hatten beide Seiten den EBA angerufen. Die Annäherung lief über mehrere Runden.

„Die Finanzmittel der ambulanten Versorgung für das nächste Jahr werden einschließlich der Morbiditätsrate um fast vier Prozent steigen. Das stellt keinen Grund dar, in Jubel auszubrechen, ist aber in seiner Wirkung vergleichbar mit der jüngsten Tarifsteigerung für die Klinikärzte, die für 2023 ein Plus von 4,8 Prozent erzielten“, kommentierte der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Gassen das Ergebnis der Verhandlungen. 

In absoluten Zahlen ausgedrückt handelt es sich um ein Plus von rund 1,6 Milliarden Euro. Gemeinsam mit Dr. Stephan Hofmeister, dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden, hob Gassen hervor, dass es der KBV gelungen sei, dass Tarifänderungen bei den Medizinischen Fachangestellten künftig direkt in den Verhandlungen zum Orientierungswert (OW) berücksichtigt werden. „Dadurch entsteht kein jahrelanger Verzug, bis diese Kostensteigerungen im OW abgebildet werden“, erläuterte Hofmeister.

Gassen ergänzte, dass die Dynamisierung der Kostenpauschalen, der durch Arzneimittelengpässe steigende Mehraufwand in den Praxen sowie die Vergütung des gestiegenen speziellen Hygieneaufwands beim ambulanten Operieren im Bewertungsausschuss von KBV und GKV gesondert verhandelt werden.

Ergebnis „mehr als unbefriedigend“

Von Seiten des Virchowbunds sowie vom Spitzenverband Fachärzte Deutschlands (SpiFa) gab es hingegen direkt Kritik am Verhandlungsergebnis. Dieses sei „mehr als unbefriedigend“, hieß es. Ein Ergebnis von unter vier Prozent decke weder die Inflation noch den Kostendruck in den Praxen durch die seit Jahren andauernde Unterfinanzierung, bemängelt Dr. Dirk Heinrich als Vorsitzender der Verbände. Der Virchowbund hatte kürzlich als ersten Ausgleich für Inflation und Kostenexplosion in diesem Jahr ein notwendiges Plus von 15 Prozent errechnet.

„Mit diesem Abschluss wird die Finanzierungsgrundlage für die ambulante Versorgung nicht mehr in ausreichendem Maße zur Verfügung gestellt. Die finanzielle Schieflage wird den Verfall der ambulanten Versorgung in einer Art beschleunigen, wie wir sie noch nicht erlebt haben: Die schon jetzt massive Unzufriedenheit der Praxisärzte wird weiter steigen, vorzeitige Praxisabgaben werden zunehmen, noch mehr Arztsitze unbesetzt sein“, stellt er klar.

Verbände sprechen vom „Ausbluten der ambulanten Versorgung“

Um das Ausbluten der ambulanten Versorgung zu stoppen, sei es mehr denn je erforderlich, alle Fachgruppen unter den niedergelassenen Ärzten endlich zu entbudgetieren, forderten Virchowbund und SpiFa gemeinsam. Außerdem werde jetzt auch eine politische Reaktion von den KVen und der KBV erwartet. Die Phase der Problembeschreibung und des Lamentierens sei vorbei. „Jetzt müssen KVen und KBV in den Aktions-Modus schalten“, fordert Heinrich. Nach wortreichen Kundgebungen müsse jetzt ein Aktionsplan mit konkreten Reaktionen, politischen Initiativen und einem Eskalationsszenario auf den Tisch.

Dazu gehöre auch, den Praxisärzten Wege aufzuzeigen, wie sie mit den Ergebnissen dieser Gesundheitspolitik in ihrer Praxis umgehen können, beispielsweise durch Einschränkung des Leistungsangebotes. „Als erster Schritt bietet sich ein Aufruf für den bundesweiten Protesttag am 02. Oktober an“, so der Vorsitzende.

Der Virchowbund hatte kürzlich die Kampagne „Praxis in Not“ initiiert (zm online berichtet).

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