Ergebnisse des Universitätsklinikums Jena

Hotspot Neustadt: Die Hälfe der Infizierten ist ohne Antikörper

LL
Gesellschaft
Die Hälfte der mit SARS-CoV-2 Infizierten im Hotspot Neustadt hat sechs Wochen später keine Antikörper (mehr). Heißt das, sie sind gegen das Virus nicht (mehr) immun? Forscher aus Jena stellen ihre Ergebnisse vor.

Nachdem Mitte März der 900-Einwohner Ort Neustadt bei Jena aufgrund von verhältnismäßig hoher Infektionszahlen abgeriegelt wurde, untersuchte das Forscher-Team des dortigen Universitätsklinikums  (UKJ) um Prof. Mathias Pletz die Kohorte anschließend eingehend. Jeder (!) Bewohner wurde auf eine mögliche Infektion mit SARS-CoV-2 getestet - und nicht, wie anderenorts, nur eine Stichprobe mit Abstrichen. Nach der strengen zweiwöchigen Quarantänezeit blieben 49 nachgewiesene Infektionen mittels Blut- und Rachenspülwasserproben.

50 Prozent hatten keine Antkörper mehr im Blut

Im Mai begannen die Forscher mit der Untersuchung auf Antikörper bei den ehemals Infizierten. Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits keinen Infektionsfall mehr in Neustadt. Ergebnis: Sechs Wochen nach der Infektionswelle hatten 50 Prozent der vormals Infizierten keine der häufigsten beziehungsweise bekanntesten Antigene (mehr) im Blut.

„Wir waren überrascht, dass die Hälfte der Infizierten, bei denen das Virus 6 Wochen vorher nachgewiesen worden war, keine Antikörpertiter aufwiesen, obwohl wir mit sechs verschiedenen Tests danach gesucht haben“, sagt Pletz. „Dieses überraschende Ergebnis wirft viele neue Fragen auf. Offenbar kann man auch bei einem negativen Antikörpertest nicht wirklich ausschließen, dass es vorher eine COVID-Infektion gab“, so der Infektiologe.

Sind fehlenden Antikörper mit einer fehlenden Immunität gleichzusetzen?

Auch sei nicht klar, ob die fehlenden Antikörper nach einer COVID-Infektion mit einer fehlenden Immunität gleichzusetzen ist. Die Wissenschaftler wollen daher bei der Gruppe der Non-Responder weitere Tests nach anderen, spezifischen Abwehrzellen veranlassen. Die Hoffnung liegt hierbei in der Entdeckung bislang unerkannter Antikörper, die weiteren Aufschluss über die Abwehrreaktion auf das neuartige Coronavirus geben.

Die aufwendigen Analysen werden am Institut für Immunologie des UKL unter Leitung von Prof. Dr. Thomas Kamradt durchgeführt. Das Team um Pletz wird im Herbst für weiterführende Untersuchungen erneut nach Neustadt reisen. Die Untersuchung lässt bislang mögliche Zusammenhänge der Ergebnisse mit Verwandschafts-Clustern außer Acht, etwa wie die Non-Responder familiär zu einander stehen.

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