Prophylaxe an der Clínica in Huancarani

Als ZMF in Bolivien

Aline Rohner
GesellschaftSoziales Engagement
Ich heiße Aline, bin 27 Jahre alt und arbeite als ZMF. Mein Bolivien-Abenteuer begann am 14. März.

Von Düsseldorf ging es über Madrid und Santa Cruz bis nach Cochabamba. Nach fast einem ganzen Tag in Flugzeugen und an Flughäfen wurde ich von Doña Adelas Sohn Henri und Don Felipe abgeholt.

Die Situation am Flughafen sorgte schon für die ersten Lacher

Da ich selber aus Südamerika stamme, sehe ich nicht sehr deutsch aus. Die beiden haben mich nicht sofort erkannt, so dass ich erst einmal ein paar Minuten auf meine Mitfahrgelegenheit gewartet habe, die wenige Meter entfernt auf mich wartete. Das sorgte für einige Lacher auf der etwa vierzigminütigen Fahrt zur Clínica in Huancarani.

Bei Doña Adela angekommen wurde ich auch von ihr sehr herzlich empfangen. Sie hat mir mein Zimmer gezeigt und danach sind wir zu den anderen Volontären gegangen, um uns kennenzulernen.

Vier Wochen mit Fremden? Nach ein paar Stunden war klar, dass wir uns gut verstehen!

Zu Beginn hatte ich ein klein wenig Bedenken, wie es wohl sein würde, rund vier Wochen mit Fremden zusammenzuwohnen, doch nach ein paar Stunden angeregter Gespräche war klar, dass wir uns gut verstehen werden und das Zusammenleben kein Problem darstellen würde.

Die ersten zwei Tage hatte ich wenig zu tun, da das neue Prophylaxezimmer erst kurz danach aufgebaut wurde. Deshalb nutzte ich die Zeit, um bei der Nachmittagsbetreuung für die örtlichen Schulkinder zu helfen.

Die Ausstattung des Prophylaxezimmers war natürlich etwas spartanischer, als man es aus einer gut eingerichteten deutschen Praxis kennt, dennoch konnte man damit gut arbeiten. Das einzige was etwas unschön war, ist, dass alles aus der Absauganlage und aus dem Spülbecken nicht in der Kanalisation, sondern in einem Behälter landen, der täglich geleert werden muss. Das andere Behandlungszimmer war allerdings besser ausgestattet.

Prophylaxe: Zu tun gab es immer etwas

Ein Terminsystem wie man es aus der eigenen Praxis kennt existiert nicht, sondern die Patienten kommen einfach vorbei und werden dann der Reihe nach behandelt. An manchen Tagen kam es vor, dass im Prophylaxebereich nicht viel los war, da habe ich mir dann andere Aufgaben gesucht: zum Beispiel in Abstimmung mit den Betreuern bei den Kindern aus der Nachmittagsbetreuung in Kleingruppen Prophylaxe durchgeführt (am Ende hat jedes Kind eine Zahnbürste geschenkt bekommen), den Ärzten im anderen Behandlungszimmer assistiert oder anderweitig geholfen, je nach Bedarf, so dass ich immer etwas Sinnvolles zu tun hatte.

Einige Patienten wussten nicht, wie ihr Name geschrieben wird, und wie alt sie waren

Die Patienten waren alle sehr dankbar, freundlich und verständnisvoll. Leider ist der Bildungsstand eher niedrig, was viele Schwierigkeiten mit sich bringt. Einige Patienten sprechen kein Spanisch, sondern nur Quechua. Das war kein Problem, solange sie jemanden zum Dolmetschen dabei hatten, wenn das nicht der Fall war, hatten wir eine Liste mit wichtigen Begriffen, und man hat sich mit Händen und Füßen irgendwie verständigt.

Bei der Anamnese wussten einige Patienten weder wie ihr Name geschrieben wird, noch wie alt sie genau waren. Auch Fragen, beispielsweise nach Infektionen konnten nicht alle Patienten beantworten, da sie teilweise nicht wussten, was das Wort Infektion bedeutet. Auch in der Mundhygiene spiegelt sich mangelndes Wissen wider.

Seine Karies komme daher, dass seine Mutter während der Schwangerschaft sehr viel Schokolade gegessen habe.

In manchen Fällen sorgte das Unwissen über Mundhygiene zu einigen amüsanten Szenen – ein süßer kleiner Junge im Vorschulalter erklärte uns, dass seine Karies daher stamme, dass seine Mutter während der Schwangerschaft sehr viel Schokolade gegessen habe.

Auf das Wissen, dass Schokolade schlecht für die Zähne ist, ließ sich immerhin aufbauen. Die Aufklärungsarbeit bei den Eltern bezüglich deren Verantwortung für die Mundgesundheit ihrer Kinder war teilweise mühsam. Sie verstehen zwar die Wichtigkeit, allerdings liegt die Verantwortung nicht so selbstverständlich wie in Deutschland bei den Eltern.

Ich hoffe sehr, dass ich bei einigen meiner Patienten einen Eindruck hinterlassen habe und sie ein wenig gesünder leben. Die Lebensmittel stellen nämlich ein großes Problem dar – Coca-Cola sponsert alles Mögliche und ist teilweise günstiger als Wasser; auch Süßigkeiten jeder Art sind sehr beliebt. Die Konsequenzen sind offensichtlich.

Wir haben von Montag bis Freitag gearbeitet, die Wochenenden haben wir für verschiedene Ausflüge genutzt, wie zum Beispiel an den Titicacasee, nach La Paz, nach Coroico, an den Salzsee von Uyuni, an die Death Road und viele weitere tolle Orte.

Das volle (Freizeit-)Programm: Rafting, Canyoning, Mountainbiketouren

Dort gab es viele tolle Aktivitäten wie Rafting, Canyoning, Mountainbiketouren. Insgesamt ist Bolivien absolut sehenswert ,und ich hätte mir gewünscht, noch viel mehr davon entdecken zu können. Auch kulinarisch gibt es viel zu entdecken – wenn man gerne Neues kennenlernt, kann man hier eine Menge toller Dinge probieren. Bei Doña Adela gibt es viel Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten, und was dort nicht wächst, bekommt man auf dem nächsten Markt zu äußerst günstigen Preisen.

Die vier Wochen vergingen wie im Flug, die Menschen sind mir sehr ans Herz gewachsen und wir Doña Adela auch, bei der Abreise floss das ein oder andere Tränchen, und ich habe fest vor, wiederzukommen. Ich kann jedem nur empfehlen, sich auf dieses Abenteuer einzulassen und so lange wie möglich zu bleiben, um die Schönheit der Natur und die Herzlichkeit der Menschen aufsaugen zu können.

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