Leitartikel

Die Saat geht auf

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

bitte einmal Hand aufs Herz: Gehen Sie wegen der immer mehr einengenden staatlichen Rahmenbedingungen nur noch mit negativem Grundgefühl in Ihre Praxis? Laut repräsentativer Meinungs-Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach trifft das inzwischen auf vier Prozent unserer Kollegen zu. Traurig, aber wahr.

Trotzdem: 96 Prozent der deutschen Zahnärzte hält sich aufrecht und ist – trotz der spürbaren Misere – mit der eigenen Berufsentscheidung nach wie vor „voll und ganz“ oder zumindest „zum Teil“ im Lot, macht die eigene Arbeit gern und spricht unbeirrt mit den uns schutzempfohlenen Patienten über die Probleme und Grenzen unseres Gesundheitssystems.

Dass sich dieser Weg lohnt, bestätigen die jetzt ausgewerteten Ergebnisse der Umfrage, die die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung bei den Allensbacher Meinungsforschern in Auftrag gegeben hat. Nach inzwischen sieben Jahren seit der letzten Repräsentativbefragung von Bevölkerung und Zahnärzten zum Image des Berufes, den Einstellungen der Patienten zu wesentlichen Belangen der zahnmedizinischen Versorgung und den von der Zahnärzteschaft verfolgten Konzepten war die Zeit reif, die bundesweite Befindlichkeit und die Positionierung der Zahnärzteschaft erneut zu prüfen.

Die jetzt vorliegenden umfangreichen Daten bieten – anders als das vielfach in den öffentlichen Medien gezeigte Bild – durchaus Anlass für gesteigerte Aufmerksamkeit: Deutschlands Patienten, näheres zeigt der ausführliche Bericht in den zm ab Seite 20, haben ein durchaus eigenständiges, wenig medienkonform geprägtes Bild vom eigenen Zahnarzt wie auch von „den Zahnärzten“. Unsere Berufsgruppe steht, trotz medialer Schattenwürfe, im Ansehen der Bevölkerung deutlich besser da als noch Mitte der neunziger Jahre.

Dabei geht es nicht nur um die ohnehin wenig konfliktbelasteten Felder wie Patientenvertrauen oder fachliche Kompetenz, sondern auch um schwelende Streitfragen wie die gerechte Bezahlung. Auch wenn es von einschlägigen politischen Gegnern immer wieder behauptet wird: In den Augen der Bevölkerung sind wir nicht mehr – wie es vor sieben Jahren in der Tendenz noch fruchtete – die „Abzocker“ des Gesundheitswesens. Unser Ansehen hat sich, wie die Befragung zeigt, sogar weit mehr gebessert als es mancher Kollege wahr haben will. Die vereinte, kontinuierliche Imagearbeit von Körperschaften und Praxen hat wohl eine Saat bereitet, die inzwischen aufgeht. Die Verzahnung der Überzeugungsarbeit durch die KZBV-Kampagne in den KZVen und Praxen funktioniert.

Grund zur Entwarnung sind die jetzt im Anfangsstadium spürbaren Trendwenden allerdings nicht: Imagebildung ist Langzeitarbeit, kontinuierliche Imagepflege erst ein zweiter, noch anzustrebender Schritt, dessen höheres Niveau unsere Berufsgruppe nach den Stimmungstiefs der neunziger Jahre sich noch erkämpfen muss. Aber wir sind vorangekommen.

Das diese Arbeit auch unseren berufspolitischen Zielen nutzt, liegt auf der Hand: Die Behauptung von Krankenkassen und Bundesregierung, dass unsere Konzepte wie das befundorientierte Festzuschussmodell, die Kostenerstattung oder auch die von uns propagierte Neubeschreibung der Zahnheilkunde von der Bevölkerung nicht gewünscht seien, ist schlichtweg so nicht richtig. So einfach läuft die Welt nicht.

Denn das „Zukunftsmodell Zahngesundheit“, das wir mit unserer Kampagne propagieren, wird akzeptiert, sobald es inhaltlich verstanden wurde. Es greift dort, wo man „be“-greift. Das ist vielleicht der stärkste Wink mit dem Zaunpfahl für Deutschlands Gesundheitspolitiker nach der Bundestagswahl: So unmündig, wie die Krankenkassen – sie sind in den Augen der Bevölkerung nicht die Sachverständigen, sondern die Bürokraten des Systems – die Patienten halten, wollen diese längst nicht mehr sein. Hier wächst inzwischen die Einsicht, dass mehr Eigenverantwortung auch der Beginn einer sinnvollen Freiheit sein kann. Das ist wohl die wichtigste Botschaft, die man aus den aktuellen Umfrageergebnissen ziehen kann.

Für uns Zahnärzte ist die Allensbach-Umfrage sicherlich Anlass, unsere bisherige Arbeit in der Schwerpunktsetzung ergebnisspezifisch zu justieren. Sie ist aber vor allem Ansporn, unseren Weg beizubehalten. Wir sind, allen Anfeindungen zum Trotz, nicht der Gegner, sondern der Anwalt unserer Patienten.

Mit kollegialen Grüßen

Dieter KrenkelVorstand für Presse und PR der KZBV

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