Intego soll im Herbst auf den Markt kommen

Verzögerte Vernetzung

Problemlose Kommunikation zwischen Röntgengerät und Dentaleinheit, zwischen Patientenkartei und Abrechnungsprogramm – das ist es, was Zahnärzte wollen. Auf eine Softwareschnittstelle warten sie allerdings schon länger und wurden immer wieder vertröstet und enttäuscht. Im Herbst, so heißt es wieder einmal, soll es nach einigen Anlaufschwierigkeiten jetzt aber soweit sein.

Das Ganze hat eine längere, nicht ganz unkomplizierte Vorgeschichte. Bereits seit 1997 wird über eine einheitliche Schnittstelle zur Anbindung medizinischer Systeme nachgedacht. Der Verband der Deutschen Dental-Software Unternehmen (VDDS) hielt damals eine verbindliche, herstellerunabhängige Industrienorm für notwendig und gründete gemeinsam mit Dentalindustrie und -handel den „Solidenta e.V.“. Später ging aus dem Verein die OpenDenta GmbH hervor, seit dem vergangenen Jahr zeichnet die Münchner Firma Byteworks für Entwicklung und Vertrieb der Schnittstelle verantwortlich. Bei der Internationalen Dental- Schau in Köln wurde der neue Standard unter dem Namen Intego der Öffentlichkeit vorgestellt. Dann wurde es wieder still.

Standard für alle Daten

Intego soll den Austausch behandlungsrelevanter Daten zwischen verschiedenen Softwareanwendungen in einer Zahnarztpraxis ermöglichen. Neu aufgenommene Röntgenbilder könnten so beispielsweise mit den Patientendaten aus dem Abrechnungsprogramm kombiniert werden, ohne dass eine neue Erfassung nötig wäre. Die digitalen Praxisgeräte könnten untereinander vernetzt werden und problemlos zusammen arbeiten. Unabhängig davon, wo im Computernetz der Zahnarztpraxis die benötigten Patientendaten abgelegt sind – die Schnittstelle soll dafür sorgen, dass sie an jedem Platz verfügbar sind. Im Grunde ist Intego also ein Standard für den Transport und Austausch von Daten. Oder soll es werden.

„Es läuft schleppend, aber es läuft“, sagt Stefan Kaltenbach, Geschäftsführer von Byteworks. Die Zertifizierung von Intego war ein komplizierter Prozess, in Bezug auf die Software wurden seiner Firma einige Auflagen gemacht. „Wir hatten nicht damit gerechnet, dass es so arbeitsintensiv wird.“ Das Ganze habe den Zeitplan um zwei bis drei Monate verzögert – mittlerweile aber sei die Zertifizierung „gestemmt“.

Ursprünglich war die Marktreife von Intego zur Mitte dieses Jahres geplant. Durch die Verzögerungen bei der Softwareentwicklung wird’s jetzt ein bisschen später. „Wir sind im Herbst soweit“, sagt Kaltenbach, „wenn die regionalen Veranstaltungen beginnen.“ Im September stehen gleich vier Fachmessen in den Terminkalendern der Dentalindustrie: Hamburg, Berlin, Düsseldorf und München.

Der Vertrieb soll über die Dental-Depots erfolgen. „Es muss sich schneeballmäßig ausbreiten“, wie Kaltenbach erklärt. Entscheidet sich dann ein Zahnarzt dafür, seine Geräte und Anwendungen mit Hilfe von Intego zu vernetzen, so würde das pro Arbeitsplatz für einen Techniker einen Aufwand von fünf bis 20 Minuten bedeuten.

Zurzeit wird Intego noch erprobt. In drei Zahnarztpraxen im Münchner Raum wurde eine Testinstallation der Schnittstelle vorgenommen. Kaltenbach: „Es läuft gut, in einem Fall sogar sehr gut.“

Auch wenn die Entwicklungskosten für Intego durch Zertifizierung und Auflagen gestiegen sind – an dem Preis für den Endkunden soll das nichts ändern, so Kaltenbach: „Das könnten wir uns auch gar nicht leisten.“ Die Installation von intego soll einmalig 495 Euro kosten. Hierfür werden bis zu zehn Arbeitsplätze pro Praxis ausgestattet. Zusätzlich fällt monatlich eine Wartungspauschale von 18 Euro an.

Um sich an Intego anzukoppeln, muss ein Hersteller einen gewissen Programmieraufwand betreiben. Zwei Monate dauert es mindestens, so der Byteworks-Chef, bis die eigene Software oder das eigene Gerät mit der Schnittstelle kommunizieren können. Kaltenbach ist zuversichtlich: „Die Hersteller stehen dahinter, das ist keine Frage.“ Rund 80 Prozent des Marktes soll Intego erreichen. Einige prominente Dental-Hersteller sind bereits mit dem neuen Standard kompatibel: Dampsoft, Dürr, Gendex, Planmeca und Sirona. „Zusätzlich haben sich noch einige comitted“, so Kaltenbach. „Und die stehen alle politisch hinter der Sache.“

Ganz wesentlich für den Erfolg der Schnittstelle, soviel steht fest, ist die Unterstützung seitens der Fachverbände. Was den Bundesverband Dentalhandel und den Verband der Deutschen Dentalindustrie betrifft, so hat Kaltenbach keine Befürchtungen: „Die unterstützen das und haben sich alle ganz positiv ausgedrückt.“ Weniger positiv liefen bislang die Kontakte zum VDDS. Statt sich dem Intego-Standard anzuschließen, werden hier eigene Schnittstellen entwickelt und vertrieben. Aber Kaltenbach betont: „Auch dem VDDS gegenüber ist unsere Tür offen.“ Und er ist sicher: „Diese Schnittstelle, Intego, sehen wir bei uns klar in den besseren Händen.“

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