Neues von deutschen Zahnärztinnen

Zahnärztinnen strampeln sich jetzt politisch frei

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Genau zehn Jahre ist es her, als sich ein Ausschuss der Bundeszahnärztekammer unter dem damaligen Präsidenten Dr. Fritz-Josef Willmes zusammenschloss, um sich um die Belange der Zahnärztinnen zu kümmern. Gegenstand der regelmäßigen Diskussionsrunden waren Fragen zu Niederlassung, Wiedereinstieg nach der Kinderpause, Arbeitsverbot in der Schwangerschaft, Rentenfragen und vieles mehr. Die zm haben regelmäßig über die Aktivitäten der Zahnärztinnen berichtet. Nach zehn Jahren zogen nun die Vertreterinnen der einzelnen Bundesländer Bilanz. Und was sich da so alles getan hat, ist mehr als aus einer kleinen Ideenschmiede.

Anlässlich der Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer waren sowieso alle in Mainz, die politisch Amt und Würden bekleiden. Das sparte Geld und Wege, und so musste die Mittagspause dafür herhalten, dass sich die Vertreterinnen der einzelnen Bundesländer zusammen mit dem Bundeszahnärztekammerpräsidenten Dr. Dr. Jürgen Weitkamp und dem „Hausherren“ Dr. Rüdiger Krebs, Kammerpräsident Rheinland-Pfalz, an einen Tisch setzten und eine Bestandsaufnahme der einzelnen Aktivitäten bezüglich Zahnärztinnen in den verschiedenen Bundesländern gaben.

Erste Präsident’in’ in der Zahnärztegeschichte

Das erste Erfolgsergebnis, weibliche Zahnärzte für standespolitische Tätigkeiten zu gewinnen, saß als Vorsitzende dieses Arbeitsausschusses mit am Tisch. Dr. Brita Petersen, Bremen, ist seit knapp zwei Jahren die erste bundesdeutsche Ländervertreterin seit der Geschichte der deutschen Zahnärzte. Seit über zwanzig Jahren in diversen Ausschüssen und Gremien sowie der FDI (Fédération Dentaire Internationale) aktiv, löste sie Dr. Peter Boehme in seinem Amt ab. Die Bremer Präsidentin steht voll und ganz ihren „Mann“ und wird im Bundesvorstand der Herren nicht nur als Aushängeschild, sondern als gleichwertige Kollegin geschätzt und geehrt. Auch in Baden- Württemberg zogen die Damen in den Vorstand ein. So ist Dr. Antoinette Röttele dort seit kurzem Vizepräsidentin der Länderkammer. Aber nicht nur bei der Kammer, sondern auch in den anderen Berufsständen treten nun endlich Zahnärztinnen in den Vordergrund. So wurde kürzlich Dr. Kerstin Löwe, niedergelassene Zahnärztin und Mutter zweier halbwüchsiger Kinder, als rechte Hand von Dr. Wilfried Beckmann im Vorstand des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte (FVDZ) nominiert. Ganz aktuell bekleidet seit dem 23. Februar 2002 nun die Tübinger Zahnärztin Dr. Ute Maier bei der KZBV (Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung) den Posten eines Vorstandsmitglieds und läutet damit auch hier die Damenriege in den höheren Reihen ein.

Auf Landesebene sind sie öfters vertreten

Auf Länderebene waren in den letzen Jahren weibliche Standespolitiker nicht mehr solche Exoten wie vor zwei, drei Legislaturperioden.

Vertreten doch bei der Bremer KZV inzwischen drei Zahnärztinnen ihre Wählerschaft. Auch in Schleswig-Holstein ist der Anteil der weiblichen Vertreterinnen relativ hoch, geht es aber um höhere Weihen, so findet sich dort nur Dr. Anke Staffeldt, die als Delegierte auch den Finanzhaushalt der Bundeszahnärztekammer bei der Bundesversammlung mit vertreten hat.

Sowohl in Baden-Württemberg, Hessen, Bayern, Berlin und Nordrhein, überall sind Zahnärztinnen aktiv standespolitisch tätig und bekleiden Ämter in diversen Gremien. Und das, obwohl die Männerwelt immer wieder davon ausgeht, dass eine Mehrfachbelastung (Kleinkind, gut florierender Praxis und mehr) kaum möglich ist. Aber auch Dr. Antje Köster-Schmidt, Wiesbaden, langjährige Vertreterin der Weiblichkeit beim Bundesausschuss Zahnärztinnen, hat gezeigt, dass ein fachfremder Ehemann nebst Kleinkind keine Hindernisse sind, sowohl die Patienten als auch die zahnärztlichen Wähler nicht zu vernachlässigen. In Mainz gab sie einen Bericht über den seit vier Jahren in Hessen erfolgreich etablierten Seminarzyklus „Forum junge Praxis“, der in Kooperation mit der KZV und dem FVDZ geschaffen wurde. Hier geht es vorrangig um rechtliche Themen, wie Mutterschutz, zahnärztlichen Notdienst, Altersversorgung, oder die (angestellte) schwangere Zahnärztin in der Praxis. Die einzelnen Kolleginnen berichteten in Mainz über ihre Erfahrungen aus ihrer Region und lernten im Gespräch die Aktivitäten ihrer Mitstreiterinnen kennen. So berichtete die Berlinerin Dr. Annemarie Pennemann von der Einführung eines Clubabends, an dem sich Zahnärztinnen regelmäßig zum Erfahrungsaustausch zusammenfinden.

Zahnärztinnen testen ihren Mut auf dem Nürburgring

Nach dem gelungenen Vorbild der Rheinland- Pfälzer soll auch in diesem Frühjahr in der Bundeshauptstadt ein Zahnärztinnen- Seminar zum Training für Seele, Geist und Sicherheit duchgeführt werden. So hatte die Asbacher Zahnärztin Dr. Marianne Biermeyer neben ihren diversen „Zahnärztinnen- Aktivitäten“ auf den Pfälzer Zahnärztetagen im letzten Herbst ein Seminar veranstaltet, das bei ihren Kolleginnen so viel Anklang fand, dass sie schon für das nächste Seminar die Anmeldeliste voll hat. Zehn Kolleginnen trafen sich – manche von ihnen noch mit etwas flauem Gefühl in der Magengegend – zu einem Wochenendseminar am Nürburgring. Nicht dass sie dort nur eine rhetorische Schulung erhielten, nein, weit gefehlt. Sie fanden hier auch die Gelegenheit, einer Rennveranstaltung zuzuschauen und gleich im Anschluss daran ein eigenes Fahrertraining zu absolvieren. Es wurden Reaktionsfähigkeit, Mut, Selbstbewusstsein gleichsam geschult wie das fahrerische Können. Fazit des Ganzen: Zehn begeisterte Kolleginnen hatten nicht nur Freies Reden erlernt, sondern mittels ihrer geschulten Fahrsicherheit auch eine ganze Portion Selbstvertrauen erhalten, was sie dann gleich in den diversen Stammtischen in den einzelnen Bezirkskammern des Landes umsetzen und unter Beweis stellen konnten. Wie sich beim Treffen in Mainz deutlich zeigte, so klaffen die Aktivitäten der einzelnen Bundesländer recht weit auseinander. In manch einer Region gibt es keinerlei Probleme, Zahnärztinnen in standespolitische Gremien einzubinden. In anderen jedoch sind erst die vorgestellten Aktivitäten nötig, um Mut zu machen, sich in der Männerwelt nicht nur am Behandlungsstuhl zu behaupten.

Die Kölner Zahnärztin Dr. Christel Pfeiffer hatte schon vor einigen Jahren den Mut, eine weibliche Liste zur Landtagswahl aufzustellen. Auch wenn es damals nicht so recht klappen wollte, sie verliert ihren Enthusiasmus nicht. So lud sie Mitte Oktober letzten Jahres zum Treffen „ Frauen in Berlin“ zu einem abendlichen Meeting ein, an dem Abgeordnetinnen des Deutschen Bundestages, führende Frauen aus Verbänden und Wirtschaft und eben Zahnärztinnen teilnahmen. Themen des Abends waren die Situationen der Frauen in Führungspositionen von Politik, Medizin, Medien und Verbänden sowie die Möglichkeiten der Förderung durch spezielle Weiterbildung und Aufbau von Netzwerken, um diese Arbeit zu unterstützen.

„Weiter so, meine Damen, ich unterstütze Sie gänzlich“

Die anwesenden männlichen Standesvertreter nahmen alle Informationen in sich auf. Sie waren begeistert von so viel geballter Aktivität und Enthusiasmus ihrer Kolleginnen. Sowohl Dr. Krebs als auch der Präsident der Bundeszahnärztekammer sagten ihre vollste Unterstützung zu und machten aus ihrer Begeisterung, dass die Vorsitzende des Ausschusses für zahnärztliche Belange, Dr. Brita Petersen, alle Kolleginnen hier in Mainz an einen Tisch gebracht hat, keinen Hehl. „Weiter so, meine Damen, meine Unterstützung haben Sie!“, mit diesen Worten verabschiedete sich Dr. Dr. Jürgen Weitkamp, um die Bundesversammlung fortzusetzen.

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