Cheese!
Werden Menschen älter, verändert sich als Folge des erschlaffenden Gewebes der Lippen die Sichtbarkeit der Zahnreihen: Die Zähne des Oberkiefers werden zunehmend von der Oberlippe verdeckt, während die Unterkieferzähne deutlicher zum Vorschein kommen. Hinzu kommt die natürliche Abrasion der letzten Jahrzehnte. Darauf verwies PD Dr. Wael Att, Oberarzt in der Klinik für Zahnärztliche Prothetik an der Universität Freiburg. Att war einer der Referenten des Presseforums vom Informationszentrum Zahngesundheit (IZZ) Baden Württemberg Mitte Juli in Freiburg.
Viele Ältere sind mit ihrem Lachen unzufrieden
Att: "Der Bedarf an ästhetischen Nachbesserungen ist groß.“ Trotz individueller Unterschiede zeigen Untersuchungen, dass bei Menschen im Alter von bis zu 29 Jahren im Schnitt knapp 3,4 Milimeter der Schneidezähne des Oberkiefers sichtbar sind, berichtete Att. Bei 50 bis 59-Jährigen sei nur noch weniger als ein halber Millimeter zu sehen. Zusätzlich könne die Länge der Zähne durch Abrasion bei natürlichem wie pathologischem Bruxismus weiter abnehmen.
Ein weiterer Grund für eine zahnmedizinische Restauration: die Beliebtheit von "fizzy Drinks“, also kohlensäurehaltigen Erfrischungsgetränken. Sie und auch viele Fruchtsäfte führen zu massiven Erosionsschäden an den Zähnen. Die fehlende Zahnhartsubstanz wird dann als Attraktivitätsverlust empfunden.
Kleine Eingriffe - tolle Ergebnisse
n der Zahnmedizin können minimalinvasive vollkeramische Restaurationen ein ansprechendes Äußeres wiederherstellen, sagte Att. Dazu werden die Zahnoberflächen leicht aufgeraut, so dass es nur zu einem minimalen Schmelzverlust von etwa 10 bis 20 Prozent kommt. Die Restaurationen, die beispielsweise aus Lithiumdisilikatkeramik bestehen, werden mit einem Kompositklebstoff befestigt und haben in der Regel eine langjährige Haltbarkeit. Besonders knirschenden Patienten empfiehlt Att ein Schienensystem, das man über Nacht trägt.
Ästhetisch hochwertige Ergebnisse lassen sich auch mit Zirkondioxidrestaurationen erzielen, die nicht keramikverblendet sind, um das bekannte Problem von Verblendkeramikabplatzungen zu vermeiden. Lediglich individuelle Farbauftragungen mit speziellen Coloring Liquids sind nötig, um die natürliche Rekonstruktion der verlorenen Zahnsubstanz zu optimieren. Die Farbstoffe werden während des Sinterungsprozesses eingebrannt. Als Ergebnis hat man eine naturnahe Zahnfarbe.
Der Ästhetik-Check
Ein attraktives Äußeres definiert jeder Mensch anders - viel hängt vom persönlichen Geschmack des Einzelnen ab. In der ästhetischen Zahnheilkunde gibt es jedoch zahlreiche Richtlinien und Normwerte, die Zahnärzten bei Restaurationen eine Orientierungshilfe geben können. Nur so kann man verlässlich ein optisch optimales Ergebnis erzielen.
Deshalb riet Att auf der IZZ-Tagung seinen Berufskollegen, bei der Beurteilung eines Gebisses die Ästhetik-Checkliste nach Kopp und Belser von 1982 zu Rate zu ziehen. In der Checkliste werden zwölf verschiedene Parameter abgefragt, die Hinweise auf defizitäre Ausprägungen geben.
An der Universität Freiburg wird mittlerweile seit drei Jahren mit einer dort entwickelten Software gearbeitet, die die Befundung und Planung eines idealen Gebisses für jeden Patienten vereinfachen kann, so Att. Die digitale Vergleichsschablone wird dabei über ein Foto der Frontansicht des Mundes gelegt. So lassen sich die notwendigen Maßnahmen wie inzisale, apikale oder kombinierte Verlängerungen deutlich erkennen und schließlich realisieren.