Grußwort 2016

Dem Gemeinwohl verpflichtet!

Peter Engel
,
Wolfgang Eßer
Kollegenorientiert, patientenorientiert, gemeinwohlorientiert – so lässt sich der Wertekompass unseres Berufsstands beschreiben. Das neue Leitbild zur Zukunft der Zahnmedizin, das wir zusammen mit der Wissenschaft entwickelt haben, skizziert unsere Marschrichtung für das neue Jahr: Für uns gilt es, die richtige Balance zwischen Freiberuflichkeit, Gemeinwohlverpflichtung und berufsständischem Auftrag auszutarieren – und weiter umzusetzen.

Als gesellschaftlich besondere Herausforderung wird uns das Problem der Versorgung der Flüchtlinge in den nächsten Wochen und Monaten weiter begleiten. Hier fordern wir von der Politik, den Flickenteppich der unterschiedlichen Umsetzungsformen des Asylbewerberleistungsgesetzes schnell zu beseitigen und bundes- beziehungsweise landeseigene Regeln für die Leistungsansprüche einzuführen.

Gesundheitsberichterstattung und Versorgungsforschung gehören zu den weiteren Aufgaben, denen wir uns selbst verpflichtet haben. So werden wir im Sommer 2016 die vom Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) erstellte fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS V) veröffentlichen. Sie ist weit mehr als ein Update der vorangegangenen Studie aus dem Jahr 2005 (DMS IV). Erstmals werden Zahlen für die versorgungsmedizinisch hoch relevante Bevölkerungsgruppe der alten Menschen (über 75 Jahre) vorliegen, und zwar für die Pflegebedürftigen sowohl im häuslichen wie im stationären Bereich. Eine Patientengruppe übrigens, der unser besonderes Engagement gilt. Mit dem neuen, von BZÄK und KZBV mit weiteren Kooperationspartnern veröffentlichten Pflegeflyer sprechen wir Pflegebedürftige, deren Angehörige und Pflegedienste an und informieren in leicht verständlicher Sprache über Möglichkeiten der aufsuchenden zahnärztlichen Betreuung zu Hause.

Im Rahmen der Gemeinwohlverpflichtung ist uns die Patientenberatung ein wichtiges Anliegen. BZÄK und KZBV arbeiten an einem Großprojekt, das das bundesweite Beratungsangebot der Kammern und KZVen zukunftsfest aufstellt. Jetzt, zum 1. Januar 2016, geht die neue, internetbasierte Software zur Beratungsdokumentation für die Beratungsstellen in die Testphase – ein wichtiger Eckpunkt, um neue Maßstäbe in Sachen Service und Information zu setzen und die Alleinstellungsmerkmale der zahnärztlichen Beratung zu unterstreichen. Das heißt, wir sammeln nicht nur Beschwerden und dokumentieren sie – wir bieten darüber hinaus dem Patienten Lösungsvorschläge, die in der Versorgung umgesetzt werden können. Und setzen damit einen echten Gegenpol zum Beratungsangebot der Unabhängigen Patientenberatung Deutschlands (UPD), die mit dem Callcenter Sanvartis im Januar an den Start gehen.

Mit dem Projekt „CIRS dent – Jeder Zahn zählt!“ haben wir ein Forum geschaffen, in dem sich Kollegen anonym und sanktionsfrei über unerwünschte Ereignisse aus ihrem Praxisalltag austauschen können. Es wird Anfang des Jahres an den Start gehen. Ziel ist es, aus eigenen Erfahrungen und denen anderer zu lernen – damit steht dem Berufsstand ein eigenes Instrument zur Verbesserung der Patientensicherheit zur Verfügung.

Mit Sorge betrachten wir die zunehmend zentralistischen Eingriffe des Staates in die zahnmedizinische Versorgung. Ein Beispiel hierfür ist die Stärkung der Medizinischen Versorgungszentren (MVZ). Was wir auf jeden Fall verhindern wollen, sind rein zahnärztliche Groß-MVZ mit Dutzenden von angestellten Zahnärzten. Leitbild unseres Berufs ist und bleibt die freiberufliche Leistungserbringung in eigener Praxis.

Weitere Angriffe auf den Berufsstand kommen aus Brüssel: Die Kommission will durch den Abbau von Regulierungen Wirtschaftswachstum generieren und bringt damit die Freien Berufe in Gefahr. Umso wichtiger ist es, dass wir hier gegensteuern und der nationalen wie internationalen Politik die Vorzüge der am Gemeinwohl orientierten Freiberuflichkeit klarmachen.

Der Handlungsrahmen für 2016 ist groß – wir werden uns den Herausforderungen für den Berufsstand stellen.

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