„Milka Alpenmilch”gewinnt Goldenen Windbeutel 2025
Die Tafelschokolade sei ein dreistes Beispiel für „Shrinkflation“, meldet foodwatch: Hersteller Mondelez hat den Inhalt von 100 auf 90 Gramm verringert und kurz zuvor den Preis von 1,49 Euro auf 1,99 Euro erhöht – die Packung blieb dabei die Gleiche. Eine Preiserhöhung von 48 Prozent.
„Mondelez schrumpft die Tafel und bläht den Preis auf – ein bitterer Beigeschmack für die süße Milka-Schokolade! Die Milka-Tafel ist ein Paradebeispiel für Shrinkflation, und genau deshalb haben die Verbraucher:innen sie zur dreistesten Werbelüge des Jahres gewählt. Versteckte Preiserhöhungen sind eine immer beliebtere Masche der Lebensmittelindustrie – die Bundesregierung muss endlich entschlossen dagegen vorgehen!“, sagte Dr. Rebekka Siegmann von foodwatch.
Preissteigerung in einem Jahr: 64 Prozent
Mondelez hat das Gewicht der Milka Alpenmilch und vieler weiterer Sorten Anfang 2025 reduziert, die Verpackungsgröße ist dabei jedoch gleichgeblieben. Die Veränderung in der Füllmenge sei für Verbraucherinnen und Verbraucher so nur schwer erkennbar, kritisieren die Verbraucherschützer. Mondelez erklärte gegenüber foodwatch, dass das neue Gewicht auf der Tafel selbst und der Milka-Website angegeben werde. Nach Beobachtung von foodwatch werde die Gewichtsangabe auf der Tafel jedoch im Supermarkt häufig von den Laschen der Kartonverpackung im Regal verdeckt.
Auf Spiegel Online rechtfertigte sich Mondelez für die Preiserhöhung der „Milka Alpenmilch“-Schokolade mit Rekordpreisen für Kakao und hohen Kosten für Energie, Verpackung und Transport. Diese Argumentation lässt foodwatch jedoch nicht gelten. Denn während Schokolade laut Statistischem Bundesamt zwischen Anfang 2024 und Januar 2025 nur rund acht Prozent teurer wurde, erhöhte Mondelez die Preise für Milka-Tafeln in diesem Zeitraum um bis zu 64 Prozent. Mondelez profitiert laut eigenem Finanzbericht aktuell sogar von „niedrigeren Herstellungskosten“.
Gegenüber dem Handelsblatt sagte Mondelez-Finanzchef Luca Zaramella im Frühjahr 2025: „Wenn der Kakaopreis hoch bleibt, würden wir die Preise wohl schrittweise anheben. Wenn das Preisniveau von Kakao anfängt zu sinken, dürften unsere Erträge höher ausfallen.“ Steigende Kosten zahlen also die Verbraucher, sinkende Kosten steckt sich Mondelez in die Tasche, kritisierte foodwatch.
Bundesregierung hatte „Transparenz bei versteckten Preiserhöhungen“ versprochen
foodwatch forderte die Bundesregierung auf, zügig gegen Shrinkflation vorzugehen – wie im Koalitionsvertrag versprochen. Dort heißt es: „Wir setzen uns für mehr Transparenz bei versteckten Preiserhöhungen ein.“ Lebensmittelhersteller und Handel müssten dazu verpflichtet werden, versteckte Preiserhöhungen klar zu kennzeichnen. In Frankreich müssen Supermärkte bereits seit Sommer 2024 versteckte Preiserhöhungen kenntlich machen.
Neben der Milka Alpenmilch waren vier weitere Produkte für den Goldenen Windbeutel 2025 nominiert. Rund 58.000 gültige Stimmen gingen im Wahlzeitraum seit Mitte Juni ein. Diese verteilen sich laut foodwatch wie folgt:
Platz: Milka Alpenmilch von Mondelez (34 Prozent der abgegebenen Stimmen)
Platz: Atlantischer norwegischer Räucherlachs von Fish Tales (21,1 Prozent)
Platz: Menstru Chocbar von Innonature GmbH (17,8 Prozent)
Platz: Rama von Flora Food Group (15 Prozent)
Platz: Dirtea Glow von Dirtea GmbH (12,1 Prozent)
Um auf das Problem der Verbrauchertäuschung im Lebensmittelbereich hinzuweisen, verleiht foodwatch seit 2009 den Goldenen Windbeutel – 2025 zum 14. Mal. Bisherige Preisträger waren unter anderem der Trinkjoghurt Actimel von Danone (2009), die Milch-Schnitte von Ferrero (2011) und das „Smart Water“ von Coca-Cola (2018). Vergangenes Jahr gewann Alete bewusst für seine zuckrigen „Obsties” den Negativpreis. Viele Hersteller reagierten auf die foodwatch-Kritik. 2022 etwa stoppte Rewe eine irreführende „klimaneutral“-Werbung auf Hähnchenfleisch.