Private Geldanlage

Weniger Verluste durch mehr eigene Kompetenz

Haben Sie bei Ihrer privaten Vermögensplanung wirklich eine Strategie? Oder überlassen Sie das lieber den Spezialisten von der Bank? Wir geben Tipps, wie Sie das eigene Controlling Ihrer Anlagen verbessern können.

Zur Erinnerung: Der kostenrespektive Ertragsdruck der Finanzbranche besteht nach wie vor, die Finanzkrise ist noch längst nicht vorüber. Dies bedeutet wiederum, dass die Banken nahezu jede sich bietende Möglichkeit nutzen werden, um ihre Ertragslage zu verbessern. In der Vergangenheit hat das nicht selten dazu geführt, dass Anlagegelder, die für die Altersabsicherung, für private oder für Praxiszwecke gedacht waren, von den Banken – gelinde gesagt – nicht immer kostenbewusst gemanagt wurden. Und die zudem mit höheren Belastungen belegt worden sind, als es im Einzelfall eigentlich erforderlich gewesen wäre. Dem Kunden in Rechnung gestellt wurden etwa Depotgebühren, An- und Verkaufsspesen, Bearbeitungs- oder Kontoführungsgebühren – alles Beträge, die die Rendite der Anlage entsprechend verringern können.

Kontrollieren Sie Ihre Vermögensanlagen selbst?

Zwar ist man als Anleger nicht gänzlich vor derlei Zuschlägen gefeit. Dies entbindet Sie aber nicht davor, sich selbst einen Überblick zu verschaffen, wie sich Ihre Anlagenteile zusammensetzen – und mit welchen Auflagen und Konsequenzen. Wer also ein kostenbewusstes Controlling seiner privaten Vermögensanlage anstrebt, sollte sich die folgenden, konkreten Überlegungen durch den Kopf gehen lassen. Die Tipps erheben keinen Anspruch auf ein professionelles Vermögensmanagement, entsprechend umgesetzt bieten sie aber eine Möglichkeit, um erste Schritte zu einer persönlichen Anlagenüberprüfung zu leisten.

Tipp 1: Fordern Sie möglichst frühzeitig die jeweiligen Wertpapierdepotauszüge 2015 an.

Hierzu gehört eine Detailübersicht mit den in 2015 erzielten Gewinnen/Verlusten jedes einzelnen Wertpapiers sowie eine Aufteilung der einzelnen Risikoklassen etwa in Aktien, Anleihen oder Investmentfonds. Je nach Bank werden diese Auszüge oft erst nach einigen Wochen im neuen Jahr zur Verfügung gestellt. Die frühe Anforderung ermöglicht es aber erst, rechtzeitig die Weichen für weitere Anlagestrategien in 2016 zu stellen. Falls nötig, können Sie lukrative „Gewinnbringer“ hinzukaufen.

Da ein Investment in Aktien oder Anleihen immer an Ihre Spekulations- und Risikobereitschaft gebunden ist, ergibt sich durch eine derartige Übersicht ein zusätzlicher Effekt: So wird erkennbar, ob und in welchem Umfang die eigene Spekulationsbereitschaft in 2015 eingehalten wurde.

Tipp 2: Überprüfen Sie, ob Ihr Sicherheitsbedürfnis tatsächlich abgedeckt ist.

Aus der Beantwortung dieser Frage ergibt sich möglicherweise die Konsequenz, in 2016 Änderungen vorzunehmen.

Tipp 3: Stellen Sie alle Kosten der jeweiligen Kreditinstitute zusammen.

Dazu gehören schriftliche Vereinbarungen über Kontokosten, Depotgebühren, An- und Verkaufsspesen sowie Ausgabeaufschläge bei Investmentfonds. Hinzu kommen gegebenenfalls gewinnabhängige Gebühren, die insbesondere bei Investmentfonds und Vermögensverwaltungen üblich sind. Mit einer solchen Übersicht verschaffen Sie sich einen Kosten-Überblick und können „Kostenfresser“ identifizieren. Sollten welche dabei sein: Sprechen Sie mit Ihrer Bank. Kein Institut verliert gern einen interessanten Kunden an ein anderes, wenn sich dies durch eine Anpassung der Kosten verhindern lässt.

Tipp 4: Checken Sie jene Wertpapiere, die durch Bankempfehlungen in 2015 oder vorher gekauft wurden.

Fassen Sie bisherige (Buch-) Gewinne oder Verluste der Papiere in einer Liste zusammen. Dadurch wird eine Einschätzung über die Qualität der Empfehlungen möglich. Bei (wiederholten) Ausreißern nach oben oder nach unten sollten Sie überlegen, ob ein Bankwechsel sinnvoll ist.

###more### ###title### Halten Sie Ihre Bank für sicher genug? ###title### ###more###

Halten Sie Ihre Bank für sicher genug?

Seit 2010 gilt in Deutschland das sogenannte Einlagensicherungsgesetz, mit dem Einlagen bis zu 100.000 Euro gesetzlich abgesichert sind. Über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinaus bieten Banken mittels Einlagensicherungsfonds der jeweiligen Bankenverbände weitere Sicherungen an. Dennoch:

Tipp 5: Überprüfen Sie, ob eine schriftliche Zusicherung der Banken vorliegt, in welchem Umfang die von Ihnen erworbenen Wertpapiere sowie mögliche Kontoguthaben durch Einlagen- oder sonstige Sicherungseinrichtungen gegen Verluste abgesichert sind.

Bei einer Absicherung für zum Beispiel Kontoguthaben von über 100.000 Euro müssen Sie sich entscheiden, ob Sie die Bank für sicher genug halten, um auch mehr dort anzulegen. Wenn das jeweilige Anlagekapital eine Höhe erreicht hat, die durch Sicherungsinstrumente nicht mehr vollständig erfasst werden kann: Denken Sie über einen Bankwechsel nach. Im Internet findet man unter der Adresse www.bankenverband.de Hinweise zum Thema Absicherung.

Tipp 6: Lassen Sie sich eine schriftliche Einschätzung der beteiligten Banken ausstellen, wie sie die weitere Entwicklung der bei Ihnen verwahrten Wertpapiere und der zukünftigen Guthabenzinsen beurteilen.

Dies kann wichtige Indizien für die weitere Anlagestrategie des betreffenden Vermögens in 2016 bieten. Durch die auf diesem Weg gewonnenen Informationen verschiedener Banken ergeben sich möglicherweise interessante Ansatzpunkte für zukünftige Investitionen. Schließlich:

Tipp 7: Ermitteln Sie Ihre Bankenstruktur bezüglich sogenannter Direktbanken und herkömmlicher Filialbanken sowie externer oder bankennaher Vermögensverwalter.

Deckt sie Ihre Bedürfnisse ab? Worauf legen Sie Wert: auf persönliche Ansprechpartner bei Filialbanken oder bei Vermögensverwaltern? Oder reichen Ihnen Telefon- oder Mailkontakte bei Direktbanken?

Zu guter Letzt:

Tipp 8: Checken Sie Ihre Kontakte.

Wie stehen Sie zu den Ihnen bisher bekannten Anlageberatern der Banken? Sind die Kontaktdaten der Ansprechpartner aktuell? Und: Es immer sinnvoll, diese Gesprächspartner persönlich kennenzulernen – für ein erstes Orientierungsgespräch über die Anlagemöglichkeiten 2016 möglichst bald.

Michael Vetter

Fachjournalist für Finanzen

vetter-finanz@t-online.de

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.