Editorial

Die zahnärztliche Demokratie lebt!

Uwe Axel Richter

Mit dieser Ausgabe halten Sie die letzte zm für das Jahr 2018 in der Hand. Die gute Nachricht: Sie haben noch genug Zeit, Geschenke zu kaufen. Doch trotz der bereits seit Oktober die Gänge der Supermärkte verstopfenden Dominosteine, Zimtsterne und Dresdner Stollen will sich – bei mir jedenfalls – diese wohlige Vorfreude auf Weihnachten nicht so richtig einstellen. Ob es an der vor allem von foodwatch betriebenen Kampagne gegen Zucker liegt, auf dass wir alle etwas länger etwas von unserem irdischen Dasein haben mögen? 

Beim Thema Zuckerreduktion ist jedenfalls auch die Zahnärzteschaft ganz vorne mit dabei. Leider nur fast, denn die Delegierten der Bundesversammlung beim diesjährigen Deutschen Zahnärztetag wollten dem Antrag des BZÄK-Vorstands, die Empfehlung für eine Sondersteuer der Hersteller zu beschließen, nicht so recht folgen. Deshalb sei bereits an dieser Stelle ein Fazit gezogen: Die zahnärztliche Demokratie funktioniert!

 Die Delegierten haben nicht nur eine eigene Meinung, sie stellen diese auch zur Diskussion, was Dr. Julius Beischer, Niedersachsen, so beschrieb: „Ich schließe mich den Ausreden meiner Vorredner an.“ 

Diesen Einwurf kann man getrost auch als Überschrift über einen der wichtigsten Antrags- und Diskussionspunkte der Bundesversammlung stellen, nämlich mehr Frauen in verantwortliche Positionen in der Standes- und Professionspolitik zu bringen. Obwohl sich alle einig waren, dass mehr Frauen in den Gremien vertreten sein müssen – und das nicht nur, weil die Zahnmedizin zunehmend weiblich wird –, war die Frage nach dem Wie höchst umstritten. Die vielen Wortbeiträge machten überaus deutlich, dass gerade die weiblichen Delegierten einer Quotenregelung ablehnend gegenüberstehen. „Das Ding muss von unten nach oben kommen“, so Frau Dr. Eva Hemberger, Heidelberg. Und damit das möglich wird, müsse der Nachwuchs gezielt(!) gefördert werden. Was einerseits Mentoring und Coaching bedeuten könne, andererseits aber auch familienkompatiblere Zeiten für Sitzungen. „Wir sollten nicht reden, sondern machen“, so ihr selbstbewusstes Credo. 

Da war er, der sogenannte „tipping point“ (qualitativer Umschlagspunkt)! Tenor: Die in der Berufs- und Standespolitik etablierten Zahnärztinnen und Zahnärzte müssen sich um „ihren“ Nachwuchs selber kümmern, da aktive Mitarbeit in der Standespolitik kein Selbstläufer mehr ist. Die Gründe sind seit Jahren bekannt und ausführlich unter dem Rubrum Generation Y diskutiert worden. In der intensiv geführten Debatte wurde eines sehr deutlich: Die überwiegende Mehrheit will eine deutliche Erhöhung des Frauenanteils in den standespolitischen Gremien, aber eben nicht als Quote. Denn die Quote löst nicht das Problem der Verfügbarkeit, das Nachwuchsproblem in der Standespolitik und Selbstverwaltung. Auch der männliche standespolitische Nachwuchs ist kein breiter Strom, sondern eher ein dünnes Rinnsal. Auf den Punkt gebracht: Ein freier Berufsstand muss sich seine eigene Zukunft selbst aktiv gestalten.

 Dabei geht es weniger um hochfliegende Gesten, Bekenntnisse oder sonstige Symbolpolitik. Nein, wichtiger wird sein, die Mühen der Ebene zu meistern, nämlich die gewollten Werte tatsächlich vorzuleben und die jungen Kolleginnen und Kollegen aktiv einzubinden. Insofern sind Mentoring und Coaching aktive politische Zukunftsgestaltung, die wohlgemerkt in der eigenen Praxis startet. Dieses Vorgehen gleicht jedoch eher einem Marathon als einem politischen Sprint. 

Ansagen wie die der damaligen Staatssekretärin im BMG und Vorsitzenden der Frauen-Union, Anette Widmann-Mauz, die vom Rednerpult mit Blick aufs Präsidium sagte, dass sie und andere Politikerinnen solange nicht mehr kommen werden, bis eine große Anzahl von Frauen auf dem Podium sitze, sind so natürlich nicht zu befriedigen. Ich empfand es als wohltuend, dass die Delegierten nicht über dieses politische „Stöckchen“ gesprungen sind. Sicher, die Quote wäre ein schönes politisches Signal gewesen, mehr aber auch nicht. Dann hätte auch geliefert werden müssen … 

Deshalb in Anlehnung an den Redebeitrag von Dr. Gudrun Kaps-Richter, die auf den Vorbildeffekt von Kolleginnen in den Vorständen hinwies, zu guter Letzt noch ein Vorsatz fürs kommende Jahr. Die zm wird in der Berichterstattung besonders darauf achten, dass die Frauen, die in Berufs- und Standespolitik aktiv sind, auch entsprechend öffentlichkeitswirksam werden. 

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine schöne Vorweihnachtszeit. Kommen Sie gut ins neue Jahr. Ihr 

Dr. Uwe Axel RichterChefredakteur

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