Bundeszahnärztekammer

Neues BZÄK-Führungstrio stellt sich vor

Auf seiner ersten Pressekonferenz hat sich der frisch gewählte Geschäftsführende Vorstand der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) am 9. Juni der Fachpresse vorgestellt. Dabei wurde eine Vielzahl von Themen angesprochen, mit denen sich das neue Führungstrio in seiner Amtszeit befassen will – Nachwuchsförderung, Einfluss von Fremdkapital, Überkommerzialisierung, Digitalisierung sowie Strukturwandel in der BZÄK gehörten dazu.

Die Laune war sichtlich gut beim neuen Führungsdreigespann der BZÄK. Nach der Wahl durch die Delegierten der Bundesversammlung am 4. Juni stellte sich der Geschäftsführende Vorstand (GV) fünf Tage später erstmals den Fragen der Presse – in Präsenz und online. Schnell wurde deutlich, dass sich Präsident Prof. Dr. Christoph Benz sowie Vizepräsident Konstantin von Laffert und Vizepräsidentin Dr. Romy Ermler in ihren Antworten gut ergänzen, obwohl bisher nicht viel Zeit zum gemeinsamen Einarbeiten gewesen ist.

Natürlich drehte sich bei der Pressekonferenz viel um das Thema Nachwuchs- und Frauenförderung, denn erstmals ist mit Ermler eine Frau Teil des Spitzengremiums der BZÄK. Sie hatte die Wahl um den zweiten Vizepräsidentenposten klar für sich entscheiden können. Auch wenn der neue GV nach eigenem Bekunden noch keine Aufteilung über die inhaltliche Aufgabenverteilung getroffen hat, wurde schnell deutlich, dass Ermlers Interessen weit gefächert sind.

„Da geht was“

Benz, bisher BZÄK-Vizepräsident, betonte, die Wahl von Ermler zur Vizepräsidentin sei „ein grandioser Impuls“ für den Berufsstand. „Andere Frauen können sehen: Da geht was.“ Klar sei aber auch, dass dies keinesfalls das Ende sein könne. Vielmehr müssten Frauen auf allen Ebenen zur Gremienarbeit motiviert werden. Gefragt, was sie Kolleginnen raten würde, die gerne in der Selbstverwaltung mitarbeiten möchten, erklärte Ermler: „Sprecht die Kammern und die KZVen an. Die freuen sich über jede motivierte junge Kollegin und jeden motivierten jungen Kollegen.“ Ihr selbst habe ihre Ausbildung an der AS-Akademie (Akademie für freiberufliche Selbstverwaltung und Praxismanagement unter der Schirmherrschaft der BZÄK und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung) sehr geholfen, Dinge zu lernen, mit denen man sonst als Zahnärztin wenig Berührungspunkte habe. „Man fängt an, über den Tellerrand zu schauen.“

Vizepräsident von Laffert verwies in diesem Zusammenhang auf Mentoring-Programme, wie man sie in seiner Kammer 2014 eingeführt habe. Dort werden gezielt Zahnärztinnen angesprochen, die interessiert scheinen. Jene würden dann gefördert und in Gremiensitzungen mitgenommen – was nicht immer für Begeisterung bei den gewählten Gremienmitgliedern sorge. „Da müssen wir vielleicht auch ein bisschen altes Denken abschütteln“, erklärte von Laffert.

Vorteile der Landpraxis herausstellen

Aus Sicht von Benz befindet sich die Zahnmedizin in Deutschland in einem Strukturwandel. Dies betreffe viele Bereiche, unter anderem die Stadt-Land-Verteilung. „Wir müssen neue Wege finden, wie wir die Landpraxis attraktiver machen können“, erklärte Benz. Ermler ergänzte, dass man die Vorteile, die es habe, auf dem Land zu arbeiten, auch nach außen tragen müsse. Der Konkurrenzdruck in der Stadt beispielsweise sei viel höher als auf dem Land. Vorteile gebe es auch bei den Mieten und den Lebenshaltungskosten. Problem sei dagegen oft die fehlende Anbindung und Infrastruktur. Daher müsse man intensiver und stetig mit den Landkreisen kommunizieren, da diese auch sehr daran interessiert seien, Zahnärztinnen und Zahnärzte zu binden.

Daneben forderte Benz die Zahnärzteschaft auf, neuen Themen gegenüber offener zu sein. Diese sollten dann von ihr fundiert besetzt werden. Als gegenteiliges Beispiel nannte er das Bleaching, das in den USA eine etablierte Disziplin sei und aus der hierzulande „ein kosmetischer Unsinn gemacht wurde“ – dabei könne dieses problemlos in eine sinnvolle Behandlungsschiene eingebunden werden. Ähnlich sei es mit der Pflegezahnmedizin gewesen. „Es hat lange gedauert, bis die Kollegenschaft gemerkt hat, dass dort ein neues Thema heranwächst“, erklärte Benz und fügte hinzu, dass man dies künftig schneller aktiv angehen müsse. 

„Die Zahnmedizin ist kein Industriebetrieb“

Eine deutliche Kampfansage machte das BZÄK-Führungstrio der „Überkommerzialisierung“ in der Zahnmedizin, dabei insbesondere dem Einfluss von Fremdkapital. Viele Investoren sähen die deutsche Zahnmedizin als ein „Eldorado“, wo man die Gewinnmargen beliebig skalieren könne. „Die Zahnmedizin ist aber kein Industriebetrieb, wir sind eine Manufaktur“, betonte Benz. Viele „Blütenträume“ von Finanzinvestoren hätten sich inzwischen ja auch schon wieder aufgelöst. Er rechne damit, dass einige sich wieder zurückziehen werden.

Als ein weiteres wichtiges Thema benannte der GV die Digitalisierung. „Wenn ein Berufsstand Experte dafür ist, Digitalisierung umzusetzen, dann sind wir Zahnärzte das“, unterstrich Benz. Das habe in den 80er-Jahren mit der Einführung von Software begonnen – gefolgt vom digitalen Röntgen und der digitalen Abformung. „Wir Zahnärzte sind äußerst innovativ bei diesem Thema. Aber es muss einen wirtschaftlichen und inhaltlichen Nutzen haben“, forderte der BZÄK-Präsident. Man erlebe jetzt leider, dass die Politik zunehmend „übergriffig“ werde. Es sollten lieber diejenigen gefragt werden, die Routine und Erfahrung mit solchen Umsetzungsprozessen haben.

Auf das Thema Künstliche Intelligenz (KI) angesprochen war Benz eher zurückhaltend. KI werde häufig als „Buzzword“ verwendet, hinter dem sich nicht immer viel Tiefgang verberge. Bei der KI wisse man oft nicht, was sie gelernt hat. „Ich glaube, dass uns an vielen Stellen gut aufbereitetes Datenbankwissen schon weiterhelfen würde.“

Bürokratieabbau: Vorschläge vorbereiten

Auf das Thema Bürokratieabbau angesprochen erklärte von Laffert, der sich als Mitglied des BZÄK-Vorstands bereits länger mit dem Thema beschäftigt, dass man mit dem Normenkontrollrat der Bundesregierung in engem Kontakt sei und bis zum Ende der Sommerpause dort zehn Punkte zum Bürokratieabbau vorschlagen werde. Allerdings habe man über 100 Punkte identifiziert, wo man ansetzen könnte. „Wenn etwas Neues kommt, muss auch mal etwas gehen“, skizzierte er die Zielsetzung. 

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