Dentsply DeTrey: Expertentreffen am Bodensee

Entwicklungen in der Füllungstherapie: Kompomere, Adhäsive, Nanokeramik

Heftarchiv Zahnmedizin
Rund 100 Wissenschaftler aus 18 Ländern folgten der Einladung von Dentsply DeTrey zu dem Symposium „Recent Achievements in Restorative Dentistry“, das Anfang Juli 2003 in Konstanz stattfand. Themenschwerpunkte waren die neuesten Entwicklungen im Bereich Kompomere und Adhäsive, vor allem jedoch das fortschrittliche nanokeramische Füllungsmaterial Ceram•X. Dabei wurden aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen, die weltweit durchgeführt wurden, vorgestellt und diskutiert. Es soll damit eine Qualitätssicherung erzielt werden. Dabei zeigten sich Einigkeiten, aber auch Divergenzen.

„Dentale Produkte sind unsere Hardware, doch genauso wichtig ist die dazu gehörige Software: das Know-how für Forschung, Entwicklung und Anwendung. Und dem widmet sich diese Veranstaltung.“ So leitete Claus-Peter Jesch, Geschäftsführer der Dentsply DeTrey GmbH, Konstanz, das Symposium ein. Das internationale Auditorium rekrutierte sich dabei fast ausschließlich aus Hochschulrepräsentanten.

Die Neuentwicklung der Konstanzer Dentalfirma, das Ceram•X, ein nanokeramisches Füllungsmaterial von hoher Verschleißfestigkeit und Bioverträglichkeit, mit angenehmen Verarbeitungseigenschaften und neuartigen ästhetischen Möglichkeiten, soll den gestiegenen Patientenbedürfnissen nach Ästhetik genauso entgegenkommen, wie dem Wunsch des Zahnarztes nach vereinfachten Techniken und Systemen.

Ein neuer Meilenstein in der Füllungstherapie

Ein wesentlicher Punkt aus der Sicht des dentalen Werkstoffwissenschaftlers ist bei der Neuentwicklung die Feinsteuerung des Verbundes zwischen den einzelnen Partikeln des Füllungsmaterials, denn den heutigen zahnfarbenen Füllungsmaterialien verleihen anorganische Mikrofüller beziehungsweise Glasfüller die nötige Festigkeit, wie Dr. Andreas Facher, Forschungs- und Entwicklungsabteilung des Unternehmens, ausführte. Eine homogene Verteilung und vollständige Benetzung mit Harzen der Füllkörper im Nanobereich ist wünschenswert, um die Ästhetik und mechanische Festigkeit von Kompositen zu verbessern. Die nanokeramische Technologie verbindet daher Hybridkompositfüller mit weiterentwickelter Nanotechnologie. Das neue Produkt kombiniert organisch modifizierte Keramikpartikel der Größe zwei bis drei Nanometer mit konventionellen Hybridkomposit-Glasfüllern.

Durch einen neuartigen Herstellungsprozess sind die Nanopartikel hoch dispers, und der Anteil an konventionellen Harzen konnte wesentlich reduziert werden, ohne die Handling-Eigenschaften zu verändern, und sogar eine nicht klebrige Konsistenz schaffen. Aufgrund des verringerten Harzanteils wurde auch die Auslaugbarkeit von Monomeren stark reduziert. Diese neue Materialklasse nanokeramischer Füllungsmaterialien weist ausgezeichnete physikalische Eigenschaften auf, unter anderem eine Bruchzähigkeit, welche lichthärtende Hybridkomposite deutlich übertrifft.

Drei-Monats-Ergebnisse zeigen sich erfolgreich

Der wahre Testfall – so Prof. Dr. Elmar Hellwig von der Universität Freiburg – erfolge jedoch in vivo. Dazu legte er Drei-Monats-Ergebnisse von 36 Patienten mit insgesamt 80 Klasse-I- und Klasse-II-Füllungen vor. Als Vergleichsmaßstab diente ein herkömmliches lichthärtendes Hybridkomposit. Auch klinisch waren die Füllungen bei der Freiburger Nachuntersuchung nach drei Monaten erfolgreich: Retention, Randschluss, Sekundärkaries, Oberflächenrauigkeit und Farbstabilität wurden durchweg mit Alpha bewertet. Postoperative Sensitivitäten traten relativ selten auf, was zusätzlich für einen guten Randschluss spricht. Für 22 Patienten liegen bereits Sechs-Monats-Ergebnisse vor, welche die Drei-Monats-Ergebnisse bestätigen.

In dieselbe Richtung deuten die Resultate der Studien von Prof. Dr. Giovanni Dondi d’Orologio, Universität Bologna. Seine Arbeitsgruppe untersuchte zervikale Füllungen, gelegt mit dem nanokeramischen Material Ceram•X und dem experimentellen Adhäsiv Prime & Bond XP. Zum Sechs-Monats-Recall erschienen 37 Patienten mit insgesamt 74 behandelten Zähnen. Auch hier erwies sich das neue Material als klinisch erfolgreich. Prof. Dondi betonte, dass ein harmonischer Übergang von der Füllung zur Gingiva hervorragend zu gestalten sei und auch farbstabil bleibe. Die homogene Art der Füllerpartikel bei der Nanokeramik hielt er bezüglich der Langzeitstabilität für viel versprechend.

Neues Farbkonzept

Für die Praxis besonders wichtig ist das außerordentlich effiziente Farbkonzept. Es bietet laut Dr. Markus Kopp, Konstanz, je nach Bedarf zwei alternative Systeme an: Ceram•X mono wird in der Ein-Schicht- Technik angewendet und deckt mit nur sieben Mono-Farben mittlerer Transluzenz das gesamte VITA-Spektrum ab. Bei der Duoversion wird in der Zwei-Schicht-Technik mit drei Schmelz- und vier Dentinfarben gearbeitet.

Neben Haltbarkeit, Handling und Farbabstimmung spricht nach Prof. Dr. John Wataha, Medical College of Georgia, eine hohe Bioverträglichkeit für die nanokeramische Werkstoffgruppe. Dies sei bei Füllungsmaterialien umso wichtiger, als hier – anders als etwa bei Legierungen – durch den Prozess des Aushärtens chemisch neue Stoffe entstünden. Eine im Vergleich zu herkömmlichen Hybridkompositen nur sehr geringe Monomer-Freisetzung aus dem neuen nanokeramischen Material wird durch aktuelle Studien der Universität Wien gestützt.

Kompomere – ideal für Risiko-Patienten

Weitere in der Praxis mit Erfolg eingesetzte Füllungswerkstoffe sind die Kompomere. Dr. Andreas Grützner, Konstanz, eröffnete die Diskussion mit einem Rückblick auf zehn Jahre Dyract. Die Ergebnisse von 41 klinischen Prüfungen, welche alle Kavitätenklassen einschließen, sprechen für den klinischen Erfolg dieses Kompomers. Seine Indikationen konnten durch die Optimierung der physikalischen Eigenschaften wesentlich erweitert werden, so dass auch Kaukraft tragende Bereiche mit Kompomeren versorgt werden können. Für den breiten Einsatz spricht zudem die in vitro nachgewiesene kariostatische Potenz. Unterstützung erhielt er durch Dr. Nicolas Martin, Liverpool, der in seinem Vortrag das antikariogene Potenzial von Kompomeren hervorhob. Seiner Meinung nach seien zwar zusätzliche Langzeituntersuchungen noch wünschenswerter, zahlreiche Studien beschrieben jedoch bereits jetzt die deutliche karioprotektive Eigenschaft des Materials. So eignen sich Kompomere seiner Aussage nach besonders für Patienten mit hohem Karies-Risiko und mit höheren ästhetischen Ansprüchen. Eine breit angelegte Feldstudie bei niedergelassenen Zahnärzten zum Thema „Modifizierte Glasionomere und Kompomere bei Kindern und Jugendlichen im Vergleich“ präsentierte Prof. Dr. Vibeke Quist, Kopenhagen. Auch in seiner Studie erwiesen sich alle eingesetzten Werkstoffe als ähnlich zuverlässig. Prof. Dr. Reinhard Hickel gab auf der Basis seiner eigenen sowie zahlreicher anderer von ihm im Literaturstudium eruierten Untersuchungen eine grundsätzliche Empfehlung für Dyract-Kompomere, insbesondere bei hohem Karies-Risiko. Vor allem bei Klasse-II-Füllungen seien sie Glasionomerzementen, die ja ebenfalls Fluorid freisetzten, klar überlegen. Gegenüber Amalgam und Kompositen gäbe es keine signifikanten Unterschiede in der Überlebensrate.

Weiß und stopfbar

Eine Fallstudie mit einem anderen, in diesem Jahr neu eingeführten Füllungsmaterial der Firma stellte Prof. Dr. Pierre Colon, Paris, vor. QuiXfil ist ein besonders ökonomisches, weißes Füllungsmaterial, das sich sehr effizient in einer Schichtstärke von bis zu vier Millimetern einbringen lässt. Das Fallbeispiel zeigt die Versorgung einer ausgedehnten Kavität eines hinteren Molaren mit dem neuen Universalmaterial unter Verwendung des selbstätzenden Adhäsivs Xeno III. Dabei hob Prof. Colon die gute Stopfbarkeit und Polierbarkeit hervor. Eine Materialschrumpfung trete lediglich in den ersten 30 Sekunden nach Lichthärtung auf. Die Untersuchung nach neun Monaten bestätigte die gute Eignung des Materials zur standardmäßigen Versorgung im Seitenzahnbereich.

Adhäsive im Fokus

Nun hängt die Langzeitstabilität von Füllungen, abgesehen vom Füllungsmaterial selbst, auch von der Wahl und Anwendung des Adhäsivs ab. Dazu gab Prof. Dr. Bernd Haller, Ulm, einen Überblick über die aktuell eingesetzten Produkte und Techniken: Total- oder Selbstätztechnik, Ein-Schrittoder Mehr-Schritt-Adhäsive. Nach seiner Meinung bestünde noch immer ein erheblicher Forschungsbedarf, um die Qualität der unterschiedlichen Systeme sicher abschätzen zu können.

Wie sich mit In-vitro-Studien ein Vergleich verschiedener Adhäsive durchführen lässt, erläuterte Priv.-Doz. Dr. Claus-Peter Ernst, Mainz. Speziell zur Evaluierung der Randspaltbildung hätten Rasterelektronenmikroskop-Aufnahmen den Vorteil hoher Auflösung und Vergrößerung, seien jedoch vergleichsweise teuer, und man brauche große Erfahrung. Billiger, schnell durchzuführen und gut etabliert seien Farbpenetrationstests. In eigenen Untersuchungen zur Randstabilität bei zervikalen Füllungen kam Dr. Ernst zu dem Schluss, dass die Kombinationen zwischen Füllungsmaterial und selbstätzendem Adhäsiv QuiXfil/Xeno III beziehungsweise Dyract/Xeno III der Alternative Tetric Ceram/Xeno III überlegen seien. Solche Untersuchungen geben auf jeden Fall erste Anhaltspunkte für neuen Materialien, bevor sie dann in die klinische Testphase kämen.

Klinische Drei- beziehungsweise Sechs-Monats-Ergebnisse zu den Kombinationen Tetric Ceram/Syntac classic, Dyract eXtra/Xeno III und QuiXfil/Xeno III legte Prof. Reinhard Hickel vor. Es wurden sowohl Tests in der Universität unter Optimalbedingungen als auch bei niedergelassenen Zahnärzten, die zum Beispiel in nur zwei Dritteln der Fälle mit Kofferdam arbeiteten, durchgeführt. Das Ergebnis: Alle Füllungen blieben im Untersuchungszeitraum intakt und zeigten hinsichtlich der Beurteilungskriterien, wie Randspalt- oder Sekundärkariesbildung, keine Unterschiede.

Dr. Peter KaschnyKaiser-Friedrich-Promenade 8961348 Bad HomburgE-Mail:info@kaschnypr.de

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