Komplikationen erweiterter implantologischer Maßnahmen

Sinusitis maxillaris nach internem Sinuslift

231683-flexible-1900
Heftarchiv Zahnmedizin

Kasuistik

Alio loco war eine 56-jährige Patientin im rechten Oberkiefer mit Implantaten versorgt worden. Bei geringem Restknochenangebot war hierzu ein interner Sinuslift in der Technik nach Summers durchgeführt worden (Abb. 1). Die Patientin entwickelte anschließend eine floride Sinusitis maxillaris, die unter konservativer Therapie nicht zur Ausheilung gebracht werden konnte. Nach antibiotischer Vorbehandlung erfolgte daher in ITN eine Revision der Kieferhöhle in transfazialer Technik unter Anlage eines Knochendeckels. Abb. 2 zeigt die Situation nach Anheben des Knochendeckels: Es stellte sich eine mit polypöser Schleimhaut vollständig verlegte Kieferhöhle dar. Nachdem sich unter Sondierung eine periimplantäre Knochentasche über die gesamte Implantatlänge darstellen ließ (Abb. 3), war die Indikation zur Entfernung des Implantats gegeben. Die Sinusitis maxillaris heilte nach Beseitigung der Infektions-Ursache und Fensterung der Kieferhöhle zur Nase komplikationslos aus, so dass nach zwölf Monaten Latenzzeit schließlich eine Sekundärtherapie im Sinne eines erneuten, diesmal offenen Sinuslift mit simultaner Implantation angeschlossen werden konnte (Abb. 4). Der weitere Heilungsverlauf zeigte keine Besonderheiten mehr.

Diskussion

Mit der weiten Verbreitung der Sinusbodenelevation haben trotz der hohen Erfolgssicherheit der Methode auch die Komplikationen dieses Eingriffs an Bedeutung gewonnen. Eine recht typische, wenngleich seltene Komplikation ist in diesem Zusammenhang die postoperative Sinusitis maxillaris. Die Ursache der Infektion liegt zumeist in der Kontamination der Kieferhöhle mit Augmentationsmaterialien nach Perforation der Sinusschleimhaut oder aber in einer sekundären Okklusionssymptomatik durch die postoperative Schwellung [Doud Galli et al. 2001; Wiltfang et al. 1999]. Belüftungsstörungen der Kieferhöhle beispielsweise im Zusammenhang mit allergisch bedingten Schleimhautschwellungen sind als Risikofaktoren bekannt [Raghoebar et al. 1999] und sollten daher bei der Indikationsstellung bedacht werden. Da die Sinusaffektionen meist durch konservative Maßnahmen oder mittels endoskopischer, minimalinvasiver Eingriffe beherrschbar sind, ist die Indikation zur offenen Revision der Kieferhöhle generell mit Zurückhaltung zu stellen. Im konkreten Fall war die Infektion der Kieferhöhle allerdings unter den üblichen schleimhautabschwellenden Maßnahmen und antibiotischer Therapie nicht zur Ausheilung gekommen.   

Als ursächlich dafür ist in erster Linie die Knochentasche am Implantat anzunehmen. Bei der Entfernung des Implantats zeigte sich hier entzündlich aufgelockertes Granulationsgewebe mit Anteilen des eingebrachten Knochenersatzmaterials (Abb. 5).  

Mit weiteren Indikationsausweitungen in der Implantologie wird die Krankheitsentität der „implantogenen“ Sinusitis maxillaris zukünftig sicher an Bedeutung gewinnen, zumal mit längeren Liegezeiten der Implantate ein sekundärer periimplantärer Infektionsweg im Sinne einer Durchwanderungsinfektion der Kieferhöhle in Betracht kommt.  

Für die zahnärztliche Praxis soll dieser Fall auch darauf hinweisen, dass bei einer frühzeitigen chirurgischen Sanierung der Infektionsquelle, hier der Entfernung des Implantats, eine vollständige Ausheilung erreicht werden kann. Danach kann eine erneute implantologische Sekundärtherapie mit guter Aussicht auf Erfolg in Angriff genommen werden.  

PD Dr. Dr. Martin KunkelPD Dr. Dr. Torsten E. ReichertKlinik für Mund-, Kiefer- und GesichtschirurgieJohannes-Gutenberg-UniversitätAugustusplatz 2, 55131 Mainz

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