Adenom akzessorischer Speicheldrüsen am Parotisausführungsgang
Kasuistik
Eine 56-jährige Patientin stellte sich mit einer über mehrere Wochen zunehmenden schmerzlosen Schwellung der rechten Wange vor. Klinisch imponierte eine etwa zwei Zentimeter durchmessende, zwei Zentimeter dorsal der rechten Lippenkommissur gelegene noduläre Raumforderung unmittelbar vor dem Masseter-Vorderrand gelegen. Das Speicheldrüsenostium erschien klinisch unauffällig, es konnte klarer Speichel exprimiert werden. Sonographisch (Abbildungen 1 a und b) stellte sich eine knapp zwei Zentimeter im größten Durchmesser ausgedehnte, echoarme, mäßig kompressible, homogene Raumforderung mit deutlicher dorsaler Schallverstärkung und einer spärlichen Vaskularisierung dar. Eine lymphknotentypische Hilus-Binnenstruktur war sonographisch nicht erkennbar.
Die Entfernung des Befundes erfolgte in Intubationsnarkose von enoral. Abbildung 2 zeigt den nach enoral luxierten, glatt begrenzten Tumor, der unmittelbar ventral des Stenon-Ganges gelegen war. Der lobuläre Aufbau zeigt sich sowohl auf der Oberfläche als auch auf der Schnittfläche des Präparates (Abbildungen 3 a und b). Histologisch handelte es sich um ein Basalzelladenom.
Diskussion
Tumoren der akzessorischen Speicheldrüsen des Parotis-Ausführungsganges sind seltene Befunde, die nur rund zwei Prozent aller Neoplasien der Kopfspeicheldrüsen ausmachen [Machtens 2000]. Sie sind differentialdiagnostisch vor allem gegen Lymphknotenerkrankungen aber auch Lipome oder Gefäßtumoren der Wangenregion abzugrenzen. Die Sonographie stellt das bildgebende diagnostische Verfahren der ersten Wahl dar und ist im Zusammenhang mit anamnestischen und klinischen Daten zur Therapieentscheidung (Indikation zur operativen Entfernung) ausreichend.
Für die zahnärztliche Praxis demonstriert dieser Befund die Bedeutung der klinischen Untersuchung (Palpation) der perioralen Weichgewebe, die hier zur Erkennung eines seltenen Speicheldrüsentumors in einer untypischen Lokalisation führte. Akzessorische Speicheldrüsen finden sich häufig im ventralen Verlauf des Stenon-Ganges. Sie stellen eine Normvariante dar und haben selbst keinerlei Krankheitswert. Sie können allerdings Ausgangspunkt aller typischen Speicheldrüsenerkrankungen und -tumoren sein. Bei der Patientin lag ein Basalzelladenom vor. Diese Differenzierungsart eines monomorphen Adenoms findet sich in knapp vier Prozent der benignen Speicheldrüsentumoren [Seifert 1997]. Obwohl pathologische Befunde der Wangenregion in der Regel klinisch gut erkennbar sind, wird der Zusammenhang zu akzessorischen Speicheldrüsen häufig erst aus der Histologie erkennbar, da spezifische klinische Symptome, wie die Gangobstruktion, meist nicht in Erscheinung treten.
PD Dr. Dr. Martin KunkelPD Dr. Dr. Torsten E. ReichertKlinik für Mund-, KieferundGesichtschirurgieJohannes-Gutenberg-UniversitätAugustusplatz 255131 Mainz