Editorial

Akzente

Liebe Leserinnen und Leser,

erst darf man vorher nichts sagen, dann wird man einfach von der Bundesministerin für Gesundheit und Soziales mit ihren hauseigenen Vorstellungen links überholt. So haben sich die Mitglieder der Rürup-Kommission ihre Arbeit sicherlich nicht vorgestellt. Trotzdem: Auch wenn man den potentiellen Wählern mal wieder vor den Wahlen in Niedersachsen und Hessen keinen reinen Wein einschenken wollte, dürfte jetzt der Einzug der Ministerin mit Pauken und Trompeten bevorstehen.

Vieles von dem, was kommen soll, wurde allerdings schon vorab ganz bewusst nach außen lanciert: Hausarztmodell, Entmachtung der KVen und KZVen mit Einkaufsverträgen für die Krankenkassen sollen ein neues Zeitalter mit noch mehr Freiheiten für die Kassen im alten Sachleistungssystem schaffen. Keine Änderung, keine Einsicht, geschweige denn Reue. Im Gegenteil: Man wähnt sich – mit der Rückendeckung der Gewerkschaften und der Gefolgstreue der meisten gesetzlichen Krankenkassen – auf sicherem Terrain. Den Rest wartet man ab.

Dass sich Deutschlands Heilberufler diese Vorgehensweise nicht gefallen lassen können, ist offensichtlich. Für Ärzte wie Zahnärzte gilt: Als Freiberufler muss man planen und investieren. Ob schlechte Zeiten oder nicht, der Praxisbetrieb muss nach allen Regeln der ärztlichen und unternehmerischen Kunst gestaltet werden. Selbst in Rezessionszeiten gibt es da keine grundlegend anderen Rezepte, die Banken verschenken kein Geld. Wo zwischen Budgetierung, gesundheitspolitischem Druck auf der einen, medizinischen Erfordernissen und Patientenverantwortung auf der anderen Seite die Möglichkeiten liegen, zeigt unser Schwerpunkt „Investitionen für die Praxis“ auf.

Auch wenn es sich um das Fatigue-Syndrom handelt: Das zm-Repetitorium bietet in gewohnter Manier aktuelles medizinisches Fachwissen im Überblick. Etwaige Anspielungen auf Auswirkungen der gesundheitspolitischen Problematik liegen nicht ansatzweise im Blickfeld unserer Betrachtungen. Allerdings sei als Nebenbemerkung erlaubt: Wer ernsthaft Ausschau nach dem Fortbildungsgebaren von Ärzten und Zahnärzten hält, wird an allen Ecken auf Angebote und Nachfragen freiwilliger Fortbildung stoßen. Vor diesem Hintergrund von mangelnder Bereitschaft zu sprechen oder gar Richtung Zwangsmaßnahmen zu denken, spricht den Erfahrungen aus der Praxis Hohn. Wir wissen, dass unsere wissenschaftlichen Fachbeiträge, ob medizinischer oder zahnmedizinischer Art – intensiv genutzt werden.

Aber Tatsachen werden, so erhärtet sich in den letzten Monaten der Verdacht aufmerksamer Beobachter, nach Belieben verdreht, wer das nicht akzeptiert, dessen Widerstand versucht man zu brechen. Trotzdem sind die Maßnahmen der Heilberufler für die kommenden Monate dieses Jahres mit Sicherheit ein entscheidendes Moment, ob die Bundesregierung – und vielleicht auch die Opposition – in der Gesundheitsreform ohne „Wenn und Aber“ Ulla Schmidts Vorschlägen folgen will.

Mit freundlichem Gruß

Egbert Maibach-Nagelzm-Chefredakteur

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.