Analyse des Investitionsverhaltens

Niemand macht mehr als die Zahnärzte

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Ein Blick auf die nackten Zahlen zeigt es: Wenn es um die Bereitschaft geht, die Praxis nach vorne zu bringen, sind keine anderen Fachmediziner so positiv eingestellt wie die deutschen Zahnärzte. Mit einer regelmäßigen Analyse nimmt das Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) gemeinsam mit der Deutschen Apotheker- und Ärztebank jährlich das Investitionsverhalten unter die Lupe (siehe auch zm 15/2002). „Der arztgruppenbezogene Vergleich zeigt“, so Dr. David Klingenberger vom IDZ, „dass das zahnärztliche Investitionsvolumen von keiner anderen Arztgruppe übertroffen wird.“ Ein Trend, der schon seit längerem zu beobachten ist.

Während bei Zahnärzten jährlich Zuwächse des Gesamtfinanzierungsvolumens zu beobachten sind – im Jahr 2001 lagen sie bei acht Prozent – entwickeln sich die Zahlen in anderen Arztgruppen teilweise rückläufig. Chirurgen investierten 2001 rund 16 Prozent weniger als im Jahr davor, bei den Gynäkologen sank das Invesititionsvolumen im gleichen Zeitraum um 27 Prozent. Und auch ein Vergleich mit der Gruppe der Psychotherapeuten zeigt deutlich die Verhältnisse auf: Mit durchschnittlich 44 000 Euro investierten sie bei einer Praxisneugründung im Jahr 2001 gerade einmal ein Siebtel von dem, was Zahnärzte aufbrachten.

Aber warum sind gerade Zahnärzte bereit, bei einer Existenzgründung stabil und auf sehr hohem Niveau zu investieren? Eine Erklärung für die starke Investitionsbereitschaft kann nach Ansicht der IDZ-Untersuchung darin bestehen, dass ein Zahnarzt in seiner Praxis auf eine sehr umfangreiche technische und apparative Ausstattung angewiesen ist, um seine Patienten versorgen zu können. „Dies gilt in gleicher Weise für die zunehmende Prophylaxeorientierung der Zahnärzteschaft“, so Klingenberger, „die auf der einen Seite zusätzlichen finanziellen Aufwand mit sich bringt, auf der anderen Seite aber auch positiv auf die Berufszufriedenheit wirkt.“

Der finanzielle Aufwand ist indes nicht ohne weiteres von allen Zahnärzten zu leisten. Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung hat in ihrem Statistischen Jahrbuch 2002 festgestellt, dass „insbesondere bei Zahnärzten mit unterdurchschnittlichen Praxisergebnissen“ bereits Liquiditätsprobleme aufgetreten sind. „Angesichts des langfristig immer weiter fortschreitenden Schrumpfungsprozesses der zahnärztlichen Einkommen“, so das KZBV-Jahrbuch weiter, „ist es vielen Zahnärzten finanziell überhaupt nicht mehr möglich, ihren Patienten innovative Behandlungsmethoden anzubieten.“

Einige Zahlen aus der jüngsten IDZ-Analyse zum Investitionsverhalten bei zahnärztlichen Existenzgründern zeigen andererseits, dass trotz der allgemein eher problematischen wirtschaftlichen und gesundheitspolitischen Lage in Deutschland positive Trends zu beobachten sind.

• Das Investitionsvolumen für die Neugründung einer zahnärztlichen Einzelpraxis (in den alten Bundesländern) erreichte 2001 einen neuen Höchstwert. Im Vergleich zum Vorjahr stieg es um vier Prozent auf 322 000 Euro. Im gleichen Zeitraum stiegen die Investitionen bei einer Einzelpraxisübernahme ebenfalls – und zwar um acht Prozent auf 264 000 Euro.

• Der ideelle Wert bei einer westdeutschen Praxisübernahme – der so genannte „Goodwill“ – ist seit nunmehr fünf Jahren stabil. Im vorvergangenen Jahr lag er bei 84 000 Euro. Nach einer gemeinsamen Untersuchung des IDZ und der Medizinischen Hochschule Hannover sind es vor allem Aspekte der subjektiven Berufszufriedenheit, die für Zahnärzte eine Rolle spielen:

• Selbständigkeit

• Freiberuflichkeit

• Kontakt mit Menschen

• Möglichkeit, einen Heilberuf auszuüben. Aber es werden auch die unangenehmen Seiten des Zahnarztberufes aufgeführt:

• staatliche Eingriffe

• Leistungsdruck

• Zeitdruck

• Verwaltungsarbeiten.

„Trotz dieser Vielschichtigkeit im zahnärztlichen Berufsleben besteht aber eine unverändert positive Berufsrolleneinschätzung“, erklärt Klingenberger, „die sich bei den niederlassungswilligen Zahnärzten offenbar auch in mutigen Investitionsentscheidungen niederschlägt.“

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