12th World Conference on Tobacco or Health

Kampf dem Tabakkonsum

Die 12. Weltkonferenz zum Thema „Tabak oder Gesundheit“ fand Anfang August in Helsinki, Finnland, unter dem Motto „Globale Aktivitäten für eine tabakfreie Zukunft“ statt. Hier eine kurze Zusammenfassung.

Dieser alle drei Jahre stattfindende Kongress muss als Superlative der Aktionen gegen den Tabak gesehen werden. Über einen Zeitraum von sechs Tagen trafen sich über 5 000 Teilnehmer aus den unterschiedlichsten Bereichen der Medizin und Politik. Der neu gewählte Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Dr. J. W. Lee, sowie eine Reihe internationaler Gesundheitspolitiker gaben dem Auftakt des Kongresses die entsprechende Bedeutung. Dieses wurde vor allem dadurch unterstrichen, wie auch Dr. Lee in seiner Ansprache betonte, dass anlässlich des 56. Weltgesundheitstreffens in Genf im Mai 2003 die WHOMitgliedstaaten einstimmig die so genannte „Global framework convention on tobacco control (FCTC)“ unterschrieben haben.

Weltweiter Kampf dem Tabakkonsum

Das Gesamtprogramm des Kongresses in seiner Vielfalt und politischen Bedeutung war überwältigend. Eine Vielzahl von Plenarvorträgen mit Sprechern aus allen Kontinenten war ein deutliches Zeichen der Bedeutung des Gesamtthemas. Plenarvorträge mit den Titeln „The role of civil society in tobacco control policies“, „Tobacco addiction: control by product regulation“, „Ethics of policy of prevention“, „Taking back the culture: non-smokers’ rights“, „Transition and tobacco: the role of governments and international organisations”, „Human rights, treaties and tobacco”, „Global trends and smoking”, „Cessation methodology”, „Passive smoking”, „Smoking and cancer”, „Ethics, society and tobacco” und viele andere wurden präsentiert.

Der Abstraktband allein umfasste 731 Seiten, wobei annähernd tausend Vortragende und Posterpresenter gelistet waren. Von besonderer Bedeutung für die Zahn-, Mundund Kieferheilkunde war, dass erstmalig, angeregt durch die Fédération Dentaire Internationale (FDI), ein Symposium zum Thema „Rauchen und Mundgesundheit“ vorgesehen war. Am Montag, dem 4. August 2003 fand unter Leitung von Dr. Kati Myllymäki, Finnland, und Dr. Örjan Akerberg, Schweden, das Symposium mit dem Titel „Health professionals globally: oral health or tobacco“ statt. Zu diesem Symposium waren eingeladen: Prof. Newell Johnson, England, zum Thema: „Tobacco and oral health: a global problem“, Prof. Prakash Gupta, Indien, zum Thema „Cultural habits, tobacco use and oral health“ und Prof. Dr. Peter A. Reichart, Berlin, zum Thema „Oral health or tobacco – the role of the dental team“.

Professor Johnson stellte in einem detaillierten Vortrag insbesondere die oralen Aspekte des Rauchens dar. Die Bedeutung für das Mundhöhlenkarzinom und die oralen Präkanzerosen, die seit langem bekannt sind, wurden durch verschiedene Statistiken aus unterschiedlichen Ländern demonstriert und erklärt. Neben diesen wichtigen Aspekten betonte Johnson allerdings auch die Bedeutung des Rauchens für die Entwicklung von Parodontopathien und anderen Munderkrankungen.

Krebsrisiko Betelkauen

Professor Gupta ergänzte die Ausführungen von Professor Johnson durch detaillierte Informationen zu Rauch- und Kaugewohnheiten aus Süd- und Südostasien, wobei vor allem das Kauen von Betel in verschiedenen Variationen eine nach wie vor große Bedeutung für die Mundgesundheit der Menschen dieser Regionen hat. Professor Gupta betonte, dass zwar in einigen Ländern diese Gewohnheiten rückläufig seien, aber zum Beispiel in Taiwan das Kauen von Betel, insbesondere bei Jugendlichen, zunehmend in Mode kommt. Darüber hinaus wurde erwähnt, dass besonders in Indien neue, durch die Industrie entwickelte, betelnusshaltige Produkte entwickelt worden sind, welche die gleiche Wirkung auf die Mundhöhle haben (insbesondere im Sinne der Entstehung von Mundhöhlenkarzinomen und der so genannten oralen submukösen Fibrose) wie das klassische Kauen von Betel.

Zahnärztliches Team bei der Tabakprävention

Prof. Reichart ergänzte das Thema durch Ausführungen zur Rolle des zahnärztlichen Teams bei der Prävention des Tabaks. Besonders betont wurde die Notwendigkeit der Einbindung des zahnärztlichen Teams in die Gesamtaktivitäten des ärztlichen Berufsstandes gegen den Tabak. Dieses ist über Jahre versäumt worden und erst in den letzten wenigen Jahren kommt zunehmendes Bewusstsein auf, dass auch das zahnärztliche Team eine Rolle bei der Bekämpfung des Tabakabusus spielen kann. Nach Umfrageergebnissen allerdings muss festgestellt werden, dass zumindest in den Mitgliedsländern der Europäischen Union nur zwischen drei und 35 Prozent der befragten Zahnärzte regelmäßig die Frage nach Rauchgewohnheiten stellen. In Deutschland sind dies sieben Prozent. Vergleichbare Untersuchungen aus den USA zeigen, dass hier 33 bis 84 Prozent der befragten Zahnärzte die Frage nach Tabakgebrauch stellen, was darauf hindeutet, dass die Aufklärungsmaßnahmen des zahnärztlichen Teams in den USA, die seit Jahren regelmäßig erfolgen und von der American Dental Association massiv gefördert werden, Erfolg gezeigt haben.

Reichart berichtete weiter, dass aus verschiedenen Studien, insbesondere der USA, die so genannte „quit rate“ (Rate der Tabakaufgabe) in zahnärztlichen Praxen zwischen 2,4 und 44,4 Prozent liegt. Diese Ergebnisse sind noch nicht überzeugend, zeigen aber den Trend, dass die Aufklärung des Patienten in der zahnärztlichen Praxis eine gute Möglichkeit ist, rauchende Patienten von ihrer Gewohnheit abzubringen beziehungsweise Jugendliche darüber aufzuklären, mit dem Rauchen erst gar nicht anzufangen. Ein Problem allerdings besteht nach wie vor darin, dass in den meisten europäischen Ländern, so auch in Deutschland, kein Aufklärungsmaterial – weder für die zahnärztliche Praxis noch für den rauchenden Patienten – vorliegt. Insbesondere wies Reichart noch darauf hin, dass die Bewusstseinsmachung des Themas in den Köpfen des zahnärztlichen Teams von ausschlaggebender Bedeutung ist. Erst wenn erkannt worden ist, dass Rauchen auch für die Mundgesundheit von Bedeutung ist, könnten zukünftig entsprechende Erfolge im Rahmen der Antiraucherkampagnen auch aus der zahnärztlichen Praxis gemeldet werden. Die Präsenz der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, vertreten durch die FDI, wurde allgemein als äußerst positiv aufgenommen, und vor allem die anwesenden Mediziner brachten zum Ausdruck, dass man bisher die Rolle des zahnärztlichen Teams bei Aktionen gegen das Rauchen viel zu wenig oder gar nicht beachtet habe. Dieses soll sich in Zukunft ändern!

Prof. Dr. Peter A. ReichartUniversitätsklinikum Charité,Abt. für Oralchirurgie undzahnärztliche RöntgenologieAugustenburger Platz 113353 Berlin

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