Der besondere Praxisfall

Schneidekantenaufbau mit Komposit – eine Beobachtung über 30 Jahre

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Heftarchiv Zahnmedizin
Die nachfolgende Kurzmitteilung ist ein kleines Einzelbeispiel für den Erfolg der Adhäsivtechnik, die vor 30 Jahren noch in den Kinderschuhen steckte.

Eine damals siebenjährige Patientin erlitt im Sommer 1973 bei einem Sturz eine bis ins Dentin reichende Fraktur der Schneidekante des Zahnes 11. Der frakturierte Zahn war nicht gelockert, er reagierte positiv auf die Vitalitätsprobe mit Kohlensäureschnee, die Pulpa war nicht eröffnet. Es lag ein altersentsprechendes Wechselgebiss vor, mit lückiger Protrusion der oberen Front und einem Diastema zwischen den mittleren oberen Inzisiven, bei Neutralbisslage des Unterkiefers. Die Erstversorgung erfolgte durch Abdecken des freiliegenden Dentins mit einem Kalziumhydroxid-Präparat und wie damals üblich mit einer Frasaco-Hülse, welche mit Autopolymerisat angepasst und mittels eines Zinkoxid-Eugenol-Zementes befestigt wurde. Da erstmalig seit kurzer Zeit Komposite zur Verfügung standen, bot es sich an, den Zahn unter Kofferdamm (Abb. 1), nach Abschrägung und Anätzung des Schmelzes mit einem Komposit wieder aufzubauen (Abb. 2). Heute würde man von „minimalinvasivem Vorgehen" sprechen, dieses Modewort war damals allerdings noch nicht üblich.

Damals und heute

Die lückige Protrusion der Front konnte mit einer Mundvorhofplatte therapiert werden. Die Befürchtung, dass dadurch der Schneidekantenaufbau Schaden nehmen könnte bestätigte sich nicht. Durch die Retrusion der Schneidezähne und während der weiteren Entwicklung des Gebisses schloss sich das Diastema. Der Aufbau verkürzte sich im Laufe der Jahre durch Abnutzung, offensichtlich wurde dies aber durch eine entsprechende Extrusion des Zahnes ausgeglichen (Abb. 3). Im Laufe der Tragezeit verfärbte sich der Aufbau (Abb. 4), die nunmehr 37-jährige Patientin wünscht aber keine Erneuerung der Restauration.

Die Prognose ist gut, das Gebiss ist bis auf eine kleine Füllung frei von Karies, zeigt aber die Spuren von Parafunktionen. Der Zahn ist bis heute vital, und eine eventuelle Erneuerung des Schneidekantenaufbaus mit Komposit wäre nach heutigem Kenntnisstand Routine.

Prof. Dr. Klaus M. LehmannGeorg Voigt Straße 335033 Marburg

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