Trockene Augen, verschwommene Sicht, Fremdkörpergefühl

Tränenersatz schützt vor Schäden

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Berufstätige, die zu lange vor dem Bildschirm sitzen, konzentriert auf einen Punkt blicken – wie bei der Zahnbehandlung –, Frauen in den Wechseljahren, Hypertoniker unter Betablockern – das alles sind potenzielle Kandidaten für trockene Augen. Bei den jüngeren Patienten liegt es oft an der klimatisierten Büroluft und daran, dass sie zu selten blinzeln. Bei den Senioren ist meist eher eine gestörte Tränenproduktion verantwortlich. Ein geeigneter Tränenersatz kann hier vor schweren Folgeschäden schützen. Und: Diese Patienten leiden auch an Oligosalie und haben eine erhöhte Kariesgefahr.

Dem gesunden Tränenfilm kommen wichtige Funktionen für den Erhalt des Sehens zu. Er befeuchtet die Augenoberfläche und bildet dabei die wichtigste optisch brechende Grenzfläche des Auges. Er schützt nicht nur die Hornhaut vor Austrocknung, sondern versorgt sie auch mit Sauerstoff. Sauerstoffmangel würde zur Quellung und Eintrübung der Hornhaut führen. Durch Keim tötende Proteine wie das Lysozym und verschiedene Antikörper wird die Augenoberfläche vor Infektionen geschützt und durch die mechanische Spülwirkung gereinigt.

Aufbau des Tränenfilms

Der natürliche Tränenfilm besteht aus drei Schichten:

• Schleimschicht (Sekret der Becherzellen in der Bindehaut),

• flüssige Schicht (Sekret der Tränendrüsen),

• oberflächliche Fettschicht (Sekret der Lidranddrüsen = Meibom-Drüsen).

Abflusswege der Tränen

Durch den Lidschlag werden die Anteile des Tränenfilms etwa alle fünf Sekunden über die Augenoberfläche verteilt. Überschüssige Tränenflüssigkeit wird beim Lidschluss von lateral nach medial in Richtung auf die Tränenpünktchen geschoben, so dass gleichzeitig eine gerichtete mechanische Reinigung erfolgt. Die Tränenkanälchen werden in der Lidschlussphase in den Tränensack entleert.

Von hier aus fließen sie durch den Tränennasengang in die Nase ab und bewirken so gleichzeitig auch eine Befeuchtung der Nasenhöhle.

Das trockene Auge

Ist die Gesamtmenge der Tränenflüssigkeit vermindert oder ihre Zusammensetzung so weit verändert, dass Missempfindungen oder sichtbare Veränderungen der Augen auftreten, spricht man von einem „trockenen Auge“ oder von „Benetzungsstörungen“ des Auges. Synonym werden die Begriffe „Trockenes Auge“ oder bei beginnenden sichtbaren Reizerscheinungen „Keratoconjunctivitis sicca“ (lateinisch sicca = trocken) verwendet.

Ursachen

Für die Entwicklung des trockenen Auges lassen sich folgende Ursachen anführen:

• Abnahme der Tränenproduktion im Alter (häufig),

• hormonelle Umstellungen, zum Beispiel die Wechseljahre,

• rheumatische oder internistische Erkrankungen (Diabetes mellitus, Schilddrüsenkrankheiten) sowie Hautkrankheiten,

• Nervenlähmungen, zum Beispiel nach einem Schlaganfall,

• Lidfehlstellungen,

• Mangelernährung,

• Medikamente (Betablocker, Schlaf- und Beruhigungsmittel, Anti-Baby-Pille),

• Umwelteinflüsse (Zigarettenrauch, Klimaanlagen, Heizungsluft, Zugluft),

• häufige und lange Bildschirmarbeiten,

• Kontaktlinsen.

Subjektive Beschwerden

Typische Symptome bei beginnendem trockenem Auge sind ein intermittierendes Verschwommensehen bei konzentriertem Lesen, vor allem am Bildschirm, das sich nach kurzem Blinzeln vorübergehend normalisiert. Bei Kindern ist meist eine starke Abnahme der Lidschlagfrequenz die Ursache. Oft wird über ein Müdigkeits- oder Trockenheitsgefühl der Augen geklagt. Nimmt die Trockenheit zu, entstehen Missempfindungen, die als Fremdkörper- oder Sandkorngefühl beschrieben werden. Zusätzlich kann ein brennender Schmerz der Augen auftreten. Aber auch scheinbar widersprüchliche Symptome mit tränenden Augen bei alltäglichem Umweltstress wie Zigarettenrauch, klimatisierten Räumen, Gebläse im Auto oder Kälte und Wind treten auf. Ursache ist eine Reizsekretion der Tränendrüse, die eigentlich der Ausschwemmung von Fremdkörpern dienen soll.

Objektive Zeichen bei trockenen Augen

Dem Augenarzt können bei Untersuchung an der Spaltlampe zahlreiche Veränderungen auffallen. Neben einer auch mit bloßem Auge sichtbaren Rötung der Augen oder Lidränder (Abb. 1), die auf einer reaktiven Erweiterung der feinen Gefäße von Bindeund Lidhaut beruht, kann der Tränenfilm erkennbar gestört sein. Dieser wird deutlich unruhig durch vermehrte korpuskuläre Bestandteile oder eine veränderte Lipidschicht. Ein schaumiger Tränenfilm oder Schleimfäden an der Augenoberfläche können auf eine Qualitätsänderung des Tränensekrets hinweisen. In ausgeprägteren Fällen können aber auch bereits sichtbare Schäden an den Zellen der Augenoberfläche, insbesondere der Hornhaut, sichtbar werden (Abb. 2). Das Hornhautepithel kann feine Rauigkeiten oder fädige Veränderungen, in schweren Fällen sogar irreversible strukturelle Schäden aufweisen, die das Sehvermögen dauerhaft einschränken können.

Tests zur Untersuchung des Tränenfilms

Mit unterschiedlichen Methoden lassen sich Tränenbildungsrate, Stabilität des Tränenfilms und zelluläre Schädigung der Augenoberfläche bestimmen.

• Die Tränenbildungsrate wird durch Einlage eines standardisierten Filterpapierstreifens in den äußeren Lidwinkel bestimmt. Je nachdem, ob das Auge zuvor oberflächlich betäubt (Basalsekretionstest) oder zusätzlich ein Reiz ausgeübt wird (Schirmer-I- und -II-Test, Abb. 4), kann so die Basal- oder die zusätzliche Reizsekretion der Tränendrüsen bestimmt werden.

• Durch Anfärben der Hornhautoberfläche mit einem Farbstoff (Fluoreszein) kann ein Aufreißen des Tränenfilms (Abb. 3) leichter erkannt werden. Die Zeit zwischen Lidschluss und erstem Aufbrechen des Tränenfilms wird als Tränenaufreißzeit (Break-uptime, BUT) bezeichnet.

• Mit einem weiteren Farbstoff (Bengalrosa) können abgestorbene Zellen und vermehrte Schleimauflagerungen an der Augenoberfläche sichtbar gemacht werden.

Behandlung des trockenen Auges

Je nach Ursache der Beschwerden, der Schwere der Symptomatik und dem Ausmaß der begleitenden Veränderungen gibt es verschiedene, teilweise sich ergänzende Behandlungsmöglichkeiten.

In den meisten Fällen ist eine einfache Nachbenetzung mit flüssigen oder gelförmigen Tränenersatzmitteln ausreichend. Ist eine häufige Applikation der Augentropfen notwendig, sollten dabei konservierungsmittelfreie Präparate vorgezogen werden. Eine Vitaminmangelernährung sollte ausgeglichen werden. Auf eine ausreichende Trinkmenge ist zu achten. Ausreichende Raumlüftung, Luftbefeuchtung und Meiden von Zigarettenrauch kann die Beschwerden deutlich vermindern.

Die Behandlung einer begleitenden infektiösen oder immunologischen Grunderkrankung kann unter Umständen notwendig sein.

Die in der Regel chronischen Veränderungen im Bereich der Fett absondernden Lidranddrüsen sind ergänzend durch Maßnahmen zur Lidrandhygiene zu behandeln. Lidfehlstellungen und Störungen der Lidfunktion lassen sich häufig nur durch einen operativen Eingriff verbessern.

Da eine kausale Heilung in den meisten Fällen nicht möglich ist, wird in der Regel – nach korrekter Diagnosestellung durch den Augenarzt – eine Dauertherapie mit Tränenersatzmitteln notwendig. Diese kann der Patient nach erreichter Beschwerdefreiheit selbst weiterführen. Nebenwirkungen sind auch bei Dauerbehandlung nicht zu erwarten. Je nach Symptomatik sollte jedoch weiterhin eine regelmäßige Untersuchung beim Augenarzt erfolgen, um beginnende Schäden rechtzeitig erkennen und behandeln zu können.

Dr. med. Jens EckertFacharzt für AugenheilkundeSchützenstr. 2780546 Villingen-SchwenningenE-Mail:dr.jens.eckert@t-online.de

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Trockenes Auge – Befunde

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◆ Unruhiger Tränenfilm

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◆ Schaumiger Tränenfilm

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◆ Instabiler Tränenfilm

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◆ Schleimfäden

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◆ Erweiterte Gefäße von Bindehaut und Lidrand

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◆ Schwellung der Lidränder

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◆ Sekretstau in den Lidranddrüsen

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◆ Stumpfer Reflex der Augenoberfläche

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◆ Bindehautfalten

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◆ Fädenbildung an der Hornhaut

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◆ Gefäßeinsprossung in die Hornhaut

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◆ Hornhauttrübungen

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Trockenes Auge –

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Kausale Therapie

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◆ Lidfehlstellungen korrigieren

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◆ Vitaminmangel ausgleichen

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◆ Trinkmenge normalisieren

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◆ Allgemeinerkrankungen behandeln

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◆ Superinfektionen therapieren

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◆ Lidrandmassage bei Sekretstau

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◆ Umweltbedingungen optimieren

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