Röntgenologie

Die Siemens-Röntgen-Kugel feiert den 70sten Geburtstag

Heftarchiv Gesellschaft
Kurze geschichtliche Reflektionen zu einem Gerät, das heute aus der
Zahnarztpraxis nicht mehr wegzudenken wäre.

Die erste Röntgenaufnahme der Zähne wurde im Jahre 1896 von den Zähnen von Otto Walkhoff, Zahnarzt in Braunschweig, durch den Physiker Giesel auf einer zugeschnittenen photographischen Glasplatte angefertigt. Die ungeschützte Röhre besaß keine Antikathode aus Metall, sondern derjenige Teil der Glaswand, welcher der Kathode gegenüberlag, bildete den Brennfleck der Kathodenstrahlen als Ausgangspunkt der Röntgenstrahlen. Die Belichtungszeit betrug 25 Minuten. Um nicht zu sehr zu verwackeln, hat Walkhoff sich auf den Boden gelegt!

Die Röntgenbilder sind im Röntgenmuseum in Lennep zu sehen. Dass Walkhoff bei dieser extrem hohen Strahlenbelastung keinen Strahlenschaden erlitten hat, ist ein Zeichen dafür, dass die Dosis allein nicht ausschlaggebend ist, sondern dass ein Komplex von Faktoren dazugehört. Nach all’ den genannten komplizierten Apparaten handelt es sich bei der Röntgenkugel um eine epochale Entwicklung. Sie gehört zu den ersten Geräten mit Einkesselbauweise, bei der sich auf engstem Raum Trafo und Röhre zusammen im ölgefüllten, strahlensicheren Gehäuse befinden. Der gut bewegliche Stativarm war bevorzugt am Scherenarm ausgelegt (Abbildung 1, aus P. Scheutzel). Dadurch war das Gerät leicht zu handhaben.

Die Röhrenspannung lag beim Röntgenstrom von 5 bis 15 mA zwischen 50 und 60 kV. Nicht verwunderlich, dass „die Kugel“ schnell mit über 40 000 Geräten Einzug in die zahnärztlichen Praxen fand – vorwiegend für intraorale Bilder – bei Ärzten aber auch für Schädelaufnahmen.

Trotz aller neuen Röntgenapparate hat sich die Kugel, die schon seit vielen Jahren nicht mehr gebaut wird, aufgrund ihrer hohen Leistungsfähigkeit und Qualität behauptet, denn es gibt auch heute noch Praxen, zum Beispiel in Bayern und sicher nicht nur dort, wo sie nach wie vor täglich im Einsatz ist (Straubing, Röntgenkugel Baujahr 1939 und 1951, Abbildung 2). Und das mit laufender Absegnung durch die vorgeschriebene Überprüfung von der Gewerbeaufsicht!

Prof. Dr. Dr. med. h. c. mult. em.Eberhard SonnabendPoliklinik für Zahnerhaltung undParodontologieGoethestr. 7080336 München

 

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