Reihe Medizinhistorische Museen

Remscheid: Die Wissenschaft des Durchleuchtens

229447-flexible-1900
Heftarchiv Gesellschaft
Wie funktionieren Röntgenstrahlen, wie gefährlich sind sie und was kann man damit machen? Das Deutsche Röntgen-Museum in Remscheid-Lennep gibt Antwort. Nach einer Umbauphase und Neukonzeption ist das Haus im März 2007 wiedereröffnet worden.

Das wiedereröffnete Deutsche Röntgen-Museum in Remscheid lädt dazu ein, Leben und Werk von Wilhelm Conrad Röntgen kennenzulernen. Es zeigt die Meilensteine der Entwicklung in der Röntgentechnik und widmet sich auch der Astronomie, der Archäologie, der Sicherheitstechnik und der Kunstgeschichte.

Die vielseitigen Möglichkeiten der Röntgendiagnostik werden anhand von zahlreichen Röntgenaufnahmen der diversen Organe und Körperteile sowie anhand von Spezialaufnahmen, so auch der moderneren Computertomographie nahegebracht. Ein Höhepunkt des Museums ist das vollständig erhaltene „Röntgen-Kabinett“ aus dem Jahre 1905, in dem eine Röntgenröhre auf einem Stativ ohne schützende Bleiumhüllung zu sehen ist.

Zwar kann der Besucher derzeit das originelle, aber nicht sehr bekannte tragbare Röntgeninstrument „Diaphor R“ (ein sogenanntes Feldröntgengerät, dass in portablen Holzkisten aus Eichenholz untergebracht war) leider wie die anderen zahnmedizinischen Exponate zurzeit nicht betrachten. Aber in naher Zukunft sollen sie wieder zur Verfügung stehen. Das Besondere an diesem Gerät war die Hochspannungsversorgung mit einem Teslatransformator sowie der niedrige Preis, sodass sich jeder Arzt ein solches leisten konnte. Es wurde beim Militär eingesetzt, im Rahmen von Hilfsorganisationen oder beim Katastrophenschutz. Einfachere Ausführungen wurden bereits im ersten Weltkrieg genutzt. Der Vorteil lag in der großen Mobilität, denn sie konnten in jedem Feldlazarett aufgebaut werden.

Das Omniskop des Kieler Feinmechanikermeisters Ernst Pohl (1872-1962) zählt zu den besonderen Ausstellungsstücken des Museums. Mithilfe dieses Instrumentes war es damals schon möglich, den Patienten in allen erforderlichen Positionen (Seitenlage, stehend und liegend) zu untersuchen. Die extreme Beweglichkeit und leichte Handhabung des Gerätes, das mit dem Patienten sowohl gedreht als auch gekippt werden konnte, ermöglichte rasches Handeln.

Siemens-Röntgenkugel

Auch die zahnmedizinischen röntgenologischen Aspekte werden im Remscheider Museum berücksichtigt. So kann der Besucher die Siemens Röntgenkugel in toto und auch in einem Schnittmodell bewundern. Ihre diversen Anwendungsmöglichkeiten für Zahn- und Knochenaufnahmen werden anhand von Fotos und dazugehörigen Röntgenbildern verdeutlicht. Die Herstellung der Zahnaufnahmen war mit einem anderen Tubus möglich und konnte auch mit einer Streublende, der sogenannten Bucky Blende, zur Beseitigung der Streustrahlung bestückt werden. Es wurden zahlreiche spezielle Röntgengeräte für den zahnmedizinischen Bereich entwickelt, die an den kegelförmigen Tuben auf den Röhren zu erkennen sind. Aus dem Jahre 1931 ist der Philipps Metalix Dental Apparat zu sehen, der mit einem fahrbaren Säulenstativ und einer berührungssicheren abgeerdeten Metallabschirmung der Hochspannungskabel und des Transformatorkessels ausgestattet ist.

Daneben ist das fest an der Wand montierte Ritter Zahngerät Modell D4 von 1948 positioniert, sowie das „Panorex S. S. White“ von 1955, bei dem sich die Röhre und der Film in 20 Sekunden um den Kiefer des Patienten bewegten und das so die vollständige Darstellung des Ober- und Unterkiefers auf einer einzigen Aufnahme ermöglichte.

Das Museum befindet sich zurzeit noch immer in baulichen Veränderungen, die sich bis 2012 erstrecken werden, den Besucher aber nicht behindern. Das Geburtshaus von Röntgen bietet Platz für die Bibliothek und befindet sich in der Nachbarschaft. Zurzeit wird im ersten Haus des Röntgenmuseums eine Ausstellung von Urlaubsfotos von W. C. Röntgen gezeigt.

Dr. Wibke Merten, geb. KnönerTiergartenstraße 2930559 Hannover

Die Autorin ist Vorsitzende des Arbeitskreises Geschichte der Zahnheilkunde der DGZMK, einem freiwilligen Zusammenschluss von Zahnärzten und Wissenschaftlern, die sich mit der Geschichte der Zahnheilkunde befassen.Kontakt: E-Mail:wknoener@web.de,Tel: 0511/514637, Fax: 0511/5109623

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.