Lymphome

Heilung ist längst keine Utopie mehr

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Deutliche Behandlungsfortschritte zeichnen sich bei den Lymphomen ab. Vor allem die Möglichkeit, mit Antikörpern zu behandeln, hat die Heilungschancen erheblich verbessert, und das bei zugleich deutlich verträglicheren Therapieregimen.

Rund 15 000 Menschen erkranken jährlich in Deutschland an einem Lymphom. Die Erkrankung wird je nach ihrem Erscheinungsbild in zwei Hauptgruppen unterteilt, und zwar in die sogenannten Hodgkin-Lymphome, bei denen bestimmte Zelltypen (einkernige Hodgkin-Zellen und mehrkernige Sternberg-Reed-Zellen) nachzuweisen sind, sowie die Non-Hodgkin-Lymphome, bei denen diese Zellen nicht auftreten. Speziell die Inzidenz der Non-Hodgkin-Lymphome nimmt seit Jahren zu, ihre Häufigkeit ist seit Beginn der 70er-Jahre um rund 80 Prozent gestiegen. Die Ursache hierfür ist unbekannt.  

Knapp 78 Prozent komplette Remissionen

Bei den Non-Hodgkin-Lymphomen verzeichnen die Onkologen zurzeit enorme Behandlungsfortschritte, und das sowohl bei den hoch malignen, aggressiv wachsenden wie auch bei den indolenten, langsam wachsenden Tumorformen. „Inzwischen sind die Chancen auf Heilung beim hoch malignen Lymphom ausgesprochen gut, und das auch bei älteren Patienten“, berichtete Professor Dr. Norbert Schmitz, Hamburg, bei einem Pressegespräch in Frankfurt. Das belegt nach seinen Worten die deutsche RICOVER-60 Studie (Rituximab- CHOP-over-60), in der Patienten über 60 Jahre mit der üblichen Chemotherapie (CHOP-Regime mit den Wirkstoffen Cyclophosphamid, Hydroxyoxorubicin, Vincristin und Prednisolon) und parallel dazu mit dem Antikörper Rituximab behandelt wurden.  

Mithilfe des CHOP-Schemas, das seit 1976 angewendet wird, konnte nach Schmitz in der Vergangenheit bei rund einem Drittel der Patienten eine komplette Remission, also das völlige Zurückgehen von Krankheitszeichen, erwirkt werden. Fortschritte gab es durch eine Verkürzung der Therapieintervalle von drei auf zwei Wochen, was einen Anstieg des krankheitsfreien Überlebens von 33 auf 44 Prozent bewirkte. Die zusätzliche Behandlung mit dem Antikörper Rituximab ergab nach Schmitz nun eine weitere Verbesserung der Heilungschancen mit kompletten Remissionen von knapp 78 Prozent.

Bessere Verträglichkeit

Gleichzeitig konnte gezeigt werden, dass es die Wirksamkeit der Therapie nicht beeinträchtigt, wenn statt der bislang üblichen acht Chemotherapiezyklen nur sechs Zyklen verabreicht werden. Der Wegfall der beiden CHOP-Zyklen bedeutet für die Patienten aber eine deutliche Entlastung und zugleich eine verträglichere Therapie. Die insgesamt in der vergleichenden Studie besten Ergebnisse wurden nach Schmitz erzielt, wenn die Patienten sechs CHOP-Zyklen sowie acht Rituximab- Infusionen erhielten.

Auch bei Patienten mit indolentem Lymphom verlängert die zusätzliche Gabe des Antikörpers laut Professor Dr. Michael Herold, Erfurt, das Überleben. Das belegt eine Vergleichsstudie der ostdeutschen Studiengruppe Hämatologie und Onkologie (OSHO), in der 201 Patienten nur mit einer MCP-Chemotherapie (Mitoxanthron, Chlorambucil, Prednisolon) behandelt wurden oder zusätzlich mit Rituximab. Die niedrigmaligen Lymphome zeichnen sich durch einen langsamen, für den Patienten mit vielen Rückfällen geprägten Verlauf aus und gelten bislang als nicht heilbar.

Besseres Gesamtansprechen

Der kombinierte Ansatz aus Chemotherapie und Antikörpern verbesserte aber laut Herold das Gesamtansprechen signifikant von 75 auf 92,5 Prozent und die Rate kompletter Remissionen von 25 auf 49,5 Prozent. Auch die Zeit bis zum erneuten Krankheitsprogress wurde statistisch zweifelsfrei verlängert, wobei nach vier Jahren bei 71 Prozent der Patienten in der Rituximab-Gruppe kein Fortschreiten der Erkrankung feststellbar war gegenüber nur 40 Prozent der allein mittels Chemotherapie behandelten Patienten. Auch das Überleben wurde eindeutig verbessert: „Bei einer medianen Beobachtungsdauer von 47 Monaten leben bei dem kombinierten Ansatz noch 87 Prozent der Patienten gegenüber 74 Prozent in der nur mit der MCP-Chemotherapie behandelten Gruppe“, betonte der Mediziner. Aufgrund der Biologie des Tumors kann allerdings derzeit noch nicht gesagt werden, ob die indolenten Lymphome durch die Immun-Chemotherapie definitiv geheilt werden können.

Christine VetterMerkenicher Straße 22450735 Köln

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