Saarländischer Zahnärztetag

Fortbildung grenzüberschreitend

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Rund 450 Zahnärzte und rund 600 Praxismitarbeiterinnen – die Saarbrücker Kongresshalle platzte zum Zahnärztetag aus allen Nähten. Das Besondere: Der Fortbildungskongress war grenzüberschreitend und bilingual angelegt. Kollegen aus Lothringen und Luxemburg waren mit von der Partie.

Der 17. Saarländische Zahnärztetag am 7. und 8. September in Saarbrücken war gleichzeitig der zweite grenzüberschreitende Fortbildungskongress im Rahmen der Euregio Saar-Lor-Lux-Rheinland-Pfalz. Das Besondere: Nachdem beim letzten Zahnärztetag das Projekt erfolgreich gestartet war, wurde nun das Konzept verstetigt und erstmals konnten französische Teilnehmer Pflichtfortbildungspunkte nach dem französischen System sammeln. Das hatte die saarländische Zahnärzteschaft erreicht durch eine Kooperationsvereinbarung mit einer im benachbarten Lothringen beheimateten Fortbildungsgesellschaft, die wiederum akkreditiert ist bei der nationalen französischen Pflichtfortbildungsgesellschaft. Das Thema des Kongresses war – angesichts der zunehmenden Bedeutung medizinischer Aspekte in der Zahnmedizin ein ganz aktuelles: „Parodontologie – State of the Art“.

Big Points

Dr. Hans Joachim Lellig, der frisch ins Amt gewählte Vorsitzende der Ärztekammer des Saarlandes, Abteilung Zahnärzte, nutze die Gelegenheit, sich mit einer aktuellen standespolitischen Analyse vorzustellen. Zu den von ihm angesprochenen „Big Points“ gehörte das GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz, dem er grundweg schlechte Noten attestierte. De facto gehe es um die Schwächung von Wettbewerb, die Aufweichung des Prinzips der Freien Arztwahl durch Einzel- und Gruppenverträge und um den langsamen Ausstieg aus dem Kollektivvertragssystem. Kritisch ging er mit dem derzeitigen Procedere der GOZ-Novellierung um. Das Ansinnen des BMG führe zu einer eingeschränkten Vertragsfreiheit von Patient und Zahnarzt und zu einer Schwächung der Position des Versicherten. Die von der Profession selbst entwickelte HOZ hingegen stehe fachlich auf einem soliden Fundament. Lelligs Plädoyer: „Unsere Patientinnen und Patienten brauchen wirtschaftlich gesunde, freie und vom Kapitalgeber unabhängige Arztpraxen.“

Lobende Worte über die „saarländischen zahnärztlichen Pioniere der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit“ fand Saarlands Staatssekretär für Gesundheit, Wolfgang Schild, während der Präsident der Bundeszahnärztekammer, Dr. Dr. Jürgen Weitkamp, auf die aktuelle Diskussion um die GOZ aus Bundessicht zu sprechen kam. Die private Gebührenordnung sollte eigentlich ein Spiegelbild eines Freien Berufes sein. Auch das Zahnheilkundegesetz von 1952 betone bei der Bestimmung der Entgelte für zahnärztliche Tätigkeit die berechtigten Interessen von Zahnärzten und der zur Zahlung verpflichteten Versicherten. Bei den Plänen des BMG zur GOZ-Novellierung zeichne sich eine drohende Bematisierung ab. Die HOZ der Zahnärzte sei der wissenschaftlich- fachlich abgesicherte Vorschlag der Zahnärzteschaft, der den Vorhaben des BMG entgegengesetzt werden könne. „Wir haben rechtzeitig Dämme aufgebaut, damit wir nicht zum Spielball der Politik werden“, unterstrich der Präsident.

Eine Halbzeitbilanz zur Politik der Großen Koalition zog Festredner Prof. Dr. Jürgen W. Falter, Politologe aus Mainz. Anhand von zehn Stichpunkten machte er deutlich, in welchen Feldern sich etwas bewegt hat und wo Stillstand herrscht. „Die Gesellschaft ändert sich dramatisch, die Politik muss reagieren“, forderte er im Hinblick auf Themen wie Gesundheit, Pflege und Rente.

Ein besonderes Vergnügen kam dem Präsidenten der Ärztekammer des Saarlandes, Sanitätsrat Dr. Franz Gadomski zu. Er verlieh Sanitätsrat Dr. Wolfgang Weis, bis zum Juli noch Vorsitzender der Abteilung Zahnärzte (und damit Mitglied im BZÄK-Vorstand), die Carl-Erich-Alken-Medaille, mit der Verdienste um das Ansehen der Ärzteschaft ausgezeichnet werden. Weis, der zu den Initiatoren der Euregio-Idee im Saarland gehört und der sich lange Jahre mit vielfältigen Ämtern um den zahnärztlichen Berufsstand verdient gemacht hat, betonte vor seiner Kollegenschaft: „Ich habe sehr gern für Sie gearbeitet und wünsche dem gesamten Berufsstand alles Gute.“

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