Leitartikel

Sieben Säulen

Sehr verehrte Frau Kollegin,

sehr geehrter Herr Kollege,

Wer nichts verändern will, wird auch das verlieren, was er bewahren möchte – diese Botschaft lässt sich auch auf den zahnärztlichen Berufsstand übertragen. In Kürze steht der Deutsche Zahnärztetag in Stuttgart bevor. Dieses Jahr, am Ende einer BZÄK-Legislaturperiode und im Zeichen von Präsidiums- Neuwahlen, sei aus diesem Anlass eine analytische standespolitische Standortbestimmung mit Blick auf die Zukunft des Berufsstandes gestattet.

Wo stehen wir? Veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen, der medizinische Fortschritt oder das sich wandelnde Berufsbild machen auch vor dem Zahnarzt nicht Halt. Der Kollege in der Praxis macht tagtäglich einen Spagat zwischen medizinischfachlichen und ökonomisch- gesundheitspolitischen Herausforderungen.

Das Ganze ist natürlich im Gefüge eines großen politischen Rahmens zu sehen, der im Zeichen von Umbruch und Veränderung steht. In Zeiten des sukzessiven Abbaus der Selbstverwaltung in Richtung Zentralismus, des verstärkten Trends hin zur Einheitsversicherung, der Verwischung der Grenzen von GKV und PKV , des Gesundheitsfonds, und – was uns Zahnärzte derzeit in ganz besonderem Maße tangiert – im Zeichen der GOZNovellierung mit all ihren Implikationen, sollte sich die Zahnärzteschaft mit Wachsamkeit wappnen.

Wir sind ein kleiner Berufsstand, jedoch mit einem ganz großen Privileg. Wir sind laut Zahnheilkundegesetz als approbierte Zahnärzte Heilberufler und keine Gewerbetreibenden. Wir üben unsere Profession in Freiberuflichkeit und Selbstverantwortung aus. Aus diesem Selbstbewusstsein und Selbstverständnis heraus haben wir – gerade auch in politisch unruhigen Zeiten – unsere Politik betrieben und können ohne falsche Bescheidenheit auf Erfolge verweisen.

1.Vertrauen erwerben: Das gilt nach außen wie nach innen, in die Politik wie auch in den Berufsstand hinein.

2.Standhaft sein: Sich konziliant zeigen, aber fest zu seinen Grundsätzen stehen.

3.Nichts vorschnell preisgeben, wovon man überzeugt ist.

4.Wachsam sein und sich einmischen: Das gilt vor allem, um drohende Schäden für den Berufsstand abzuwehren.

5.Unvermeidliches akzeptieren, aber die Durchführung selbst in die Hand nehmen.

6.Selbst gestalten, wo immer das möglich ist.

7.Basisverbundenheit zeigen und das Ehrenamt mit der Praxis rückkoppeln.

Getreu diesen Prämissen gestaltet die Bundeszahnärztekammer ihre Politik im Sinne des Berufsstandes. Die Felder sind mannigfaltig, hier seien einige „big points“ herausgegriffen. Wir zeigen uns wachsam gegenüber allen Entwicklungen, die der Zahnärzteschaft Schaden zufügen könnten, seien es Tendenzen zur Fremdbestimmung, Einschränkungen durch fachliche Reglementierungen oder Einflüsse Dritter. Das gilt etwa für rechtliche Einschränkungen (Stichwort Versicherungsvertragsgesetz VVG), für Gefahren, die der Basistarif birgt oder auch für drohende Einflüsse, die von europäischer Ebene kommen könnten. Beharrlichkeit und Überzeugungskraft haben letztlich zum bevorstehenden Wegfall der 68-er-Regelung geführt. Fest auf unseren Grundsätzen ruhend haben wir beispielsweise die GOZ-Novelle mit unserem Sachverstand begleitet und selbst gestaltet (HOZ), wo immer dies angebracht war. Mit soliden Argumenten führen wir Diskussionen um Leitlinien, die elektronische Gesundheitskarte oder Belange der Hygiene. Und was das ureigenste Gebiet der selbstbestimmten Aus-, Fort- und Weiterbildung angeht, werden wir auch weiterhin in Eigenregie das Heft in die Hand nehmen.

Wir sind mit unserem politischen Tun fest im Fundament der sieben Säulen verankert. Sie garantieren unsere Fachlichkeit, unser Expertentum und unsere Freiberuflichkeit. Ich empfehle sie auch künftig als kontinuierliche Handlungsmaxime für den Berufsstand.

Mit freundlichen kollegialen Grüßen,

Dr. Dr. Jürgen WeitkampPräsident der Bundeszahnärztekammer

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