Behandlung der chronisch obstruktiven Atemwegserkrankung

Neuer Wirkstoff verbessert die Therapieoptionen

Verbesserte Behandlungsmöglichkeiten der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) bietet offenbar der neue Wirkstoff Roflumilast. Die innovative Substanz hemmt das Enzym Phophodiesterase-4. Sie verbessert dadurch die Lungenfunktion und senkt die Rate akuter Exazerbationen der COPD.

Weltweit stirbt alle 15 Sekunden ein Mensch an den Folgen einer COPD. Diese gehört damit zu den führenden Todesursachen und steht auf Platz 5 der Todesursachenstatistik. Die Inzidenz der COPD steigt dabei weiter an, so dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein weiteres Vorrücken bis auf Platz drei der häufigsten Todesursachen für das Jahr 2030 prognostiziert. „Derzeit sterben jährlich rund drei Millionen Menschen an der COPD und damit zwölfmal mehr als am Asthma“, berichtete Professor Dr. Andrew McIvor, Hamilton/Kanada, beim Kongress der „European Respiratory Society“ (ERS) in Wien.

Dennoch ist die COPD nach seinen Worten quasi eine „vernachlässigte Krankheit“. Viele Betroffene gehen mit ihren Beschwerden nicht zum Arzt, sondern nehmen Luftnot und nachlassende körperliche Leistungsfähigkeit als Folge des Alterns oder mangelnden körperlichen Trainings hin. An die COPD wird nach seinen Worten oft nicht gedacht und wenn, dann nur bei älteren und alten Männern. „Die COPD betrifft aber zunehmend jüngere Menschen und mehr und mehr auch Frauen“, sagte der Pneumologe in Wien. Ursache hierfür ist das veränderte Rauchverhalten bei Männern und Frauen, denn Rauchen ist der Hauptrisikofaktor der COPD.

Husten, Auswurf und Atemnot

Die wichtigsten Symptome sind entsprechend Husten, Auswurf und Atemnot, wobei die Beschwerden zunächst oft nur saisonal im Herbst und Winter oder nach einer Erkältung auftreten. Mit der Progression der Erkrankung verstärken sie sich, bis es schließlich dauerhaft zur Atemnot kommt. Besonders gefährdet sind die Patienten durch akute Exazerbationen. Diese treiben laut McIvor die Progression regelrecht voran: „Sie sind für die COPD das, was der Herzinfarkt für die KHK ist.“

Oberstes Ziel der Therapie ist der Rauchverzicht. Behandelt wird außerdem mit Bronchodilatatoren sowie rehabilitativen Maßnahmen. Die inhalativen Steroide haben dagegen erst bei fortgeschrittenem Krankheitsbild Bedeutung.

Erste Innovation bei der COPD seit Generationen

Nun kann mit Roflumilast seit Jahrzehnten erstmals wieder ein neues Behandlungsprinzip realisiert werden, was die Experten beim europäischen Pneumologenkongress in Wien eindeutig als Fortschritt werteten. „Wir können den Wirkstoff zusätzlich zur herkömmlichen Therapie verabreichen und damit zusätzliche Wirkeffekte erzielen“, erklärte dort Professor Dr. Neil Barnes aus London.

Der Phosphodiesterase-4-Hemmer (PDE4), der als Tablette eingenommen wird, hat seine klinische Wirksamkeit in zwei zwölfmonatigen randomisierten und placebokontrollierten Doppelblindstudien unter Beweis gestellt. Eingeschlossen in die Studien waren insgesamt 1 547 COPD-Patienten über 40 Jahre und zwar Raucher wie auch ehemalige Raucher mit Symptomen wie einem chronischen Husten und Auswurf, einer Einsekundenkapazität (FEV 1) unter 50 Prozent des erwarteten Wertes nach Inhalation eines Bronchodilatators und mindestens einer dokumentierten mittelschweren oder schweren akuten Exazerbation im Jahr vor der Rekrutierung.

Signifikant weniger Exazerbationen

Die gepoolten Daten der beiden Zwölf- Monats-Studien belegen eine signifikante Reduktion der Zahl der Exazerbationen unter Roflumilast sowie eine Verbesserung der Lungenfunktion. Gleichzeitig sank die Rate der mittelschweren bis schweren Exazerbationen statistisch eindeutig ab und es kam vor allem seltener zu Exazerbationen, bei denen mit Kortikoiden behandelt werden musste oder bei denen die Patienten sogar in die Klinik eingewiesen werden mussten.

Außerdem dauerte es statistisch eindeutig länger, bis Exazerbationen auftraten, wobei die mittlere Dauer bis zur wiederholten Exazerbation von 148 Tagen unter Placebo auf 177 Tage unter Roflumilast verlängert wurde.

Der PDE4-Hemmer wurde allgemein gut vertragen, er verursachte lediglich Diarrhoen, Übelkeit sowie Kopfschmerzen, die zumeist passager waren. Allerdings war in allen Studien ein leichter Gewichtsverlust der Patienten zu sehen. Er war abhängig vom Ausgangsgewicht und lag bei den gepoolten Daten im Mittel bei 2,1 Kilogramm.

Christine VetterMerkenicher Str. 22450735 Köln

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