Investment in Holz

Für Überzeugungstäter

Holz als eigene Investment-Klasse liegt voll im Trend. Von Renditen bis zu zwölf Prozent und mehr ist die Rede. Viele Anleger – von den Auswirkungen der Krise zermürbt – setzen auf reale Werte. Möglichkeiten, in den nachwachsenden Rohstoff zu investieren, gibt es verschiedene. Risiken bergen sie alle.

Sein Geld in Eichen, Buchen, Teak oder Mahagoni anzulegen, erscheint so manchem Anleger als die Lösung seiner Probleme. Die Zinsen auf dem Geldmarkt dümpeln immer noch vor sich hin und in naher Zukunft wird sich daran auch nichts ändern. Außerdem eilt Anlagen ohne reale Basis derzeit ein schlechter Ruf voraus. Wer in Holz investiert, bekommt nicht nur eine Anlage zum Anfassen. Der weltweite Verbrauch steigt und steigt und mit ihm die Nachfrage und die Preise.

Den nachwachsenden Rohstoff schon länger für sich entdeckt haben die für ihre geschickte Anlagepolitik bekannten amerikanischen Stiftungsuniversitäten Harvard und Yale. Sie besitzen große Waldstücke in ihrem Portefeuille. Allerdings begünstigt der amerikanische Staat Waldbesitz mit Steuervorteilen.

Wie attraktiv die Anlage sich in der Vergangenheit entwickelt hat, zeigt der amerikanische NCREIF-Timberland-Property-Index. Er umfasst 1,8 Millionen Hektar Waldfläche mit einem Marktwert von derzeit 4,9 Milliarden Dollar. In den Jahren 1973 bis 2008 wies er eine durchschnittliche jährliche Rendite von 14,5 Prozent auf, 3,8 Prozentpunkte mehr als der S&P-Index 500 vorzuweisen hat. Auch wenn deutschen Investoren Vorteile dieser Art nicht beschieden sind, kann es sich auch für sie lohnen, einen Teil des Vermögens in Holz anzulegen. Die Gründe, die dafür sprechen, liegen zum einen im Umweltschutz und zum anderen in der wachsenden Weltbevölkerung.

Grundlegendes

• Menschen

Etwa 60 Millionen Ureinwohner hängen fast komplett von Wäldern ab. Etwa 350 Millionen Menschen beziehen in hohem Maße ihren Lebensunterhalt aus der Waldbewirtschaftung.

• Umwelt

Wälder sorgen für die Speicherung von Wasser, für Bodenfestigkeit und Klimaregulierung. Holz ist eine CO 2 -neutrale Energiequelle, weil bei der Verbrennung die gleiche Menge Kohlenstoff frei wird, die während des Wachstums absorbiert wurde. Ethanol – aus Holz gewonnen – steht nicht in Konkurrenz zur Produktion aus Nahrungsmitteln. Holz isoliert fünfmal so gut wie Ziegel und fast 20-mal so gut wie Beton. Der zunehmende Einsatz von Holz beim Häuserbau und der steigende Verbrauch von Holzpellets stärken die Nachfrage.

• Nachfrage

Die Welternährungsorganisation FAO rechnet bis 2050 mit einem Anstieg des Holzverbrauchs um 50 Prozent.

• Angebot

Selbst wenn der Pro-Kopf-Verbrauch weltweit nicht weiter zunimmt, wird schon der Anstieg der Weltbevölkerung rund zwei Milliarden Kubikmeter Holz mehr erfordern, als derzeit vorhanden sind. Pro Jahr verschwinden 13 Millionen Hektar Wald, nachgepflanzt werden aber nur 2,8 Millionen. Vor allem die Chinesen werden immer mehr Holz benötigen. 80 Prozent ihrer staatlichen Forstbetriebe haben ihren eigenen Bestand verbraucht und können nicht mehr liefern. Schon jetzt gelten sie als der weltgrößte Importeur von Holz

Auch im gut versorgten Deutschland wird die steigende Nutzung von Holzabfällen wie zum Beispiel für Pellets und Spanplatten zu Engpässen führen.

Für Anleger, die nach Alternativen zu den herkömmlichen Möglichkeiten suchen und Mut zum Risiko haben, klingen die Argumente sicherlich verlockend. Inzwischen gibt es auch viele Angebote und verschiedene Möglichkeiten, von der steigenden Nachfrage nach diesem Rohstoff zu profitieren. Sie alle verlangen aber eine eingehende Beschäftigung mit den damit verbundenen Risiken.

Kauf von Waldstücken gut überlegen

Den direkten Kauf eines Waldstücks in Deutschland sollte man sich gut überlegen. Zum einen ist es nicht so einfach, ein attraktives Stück zu bekommen, zum anderen erfordert die Bewirtschaftung Aufmerksamkeit. Und die Renditen sind nicht sehr attraktiv. Andreas Eßer, Forstingenieur beim Fachmakler Greif & Meyer in Lohmar, weiß: „Renditen wie in den USA sind wohl in hiesigen Breiten nicht erzielbar.“ In Deutschland befinden sich 43 Prozent des Waldes in privater Hand. Preise und Pachtsätze steigen zurzeit, weil dank der Finanzkrise das Interesse an dieser Anlage zunimmt. Die Kapitalrendite beziffert Eßer auf ein bis drei Prozent. Von Vorteil sind bestimmt der hohe Inflationsschutz und die geringe Personalintensität – Bäume kann man einfach wachsen lassen. Wer sich nicht selbst kümmern will, kann seinen Wald verpachten.

Mehr Rendite – bis zu zwölf Prozent und mehr versprechen Prospekte von Anbietern, die Projekte in Südamerika oder Rumänien betreiben. So erwirbt ein Anleger, der sich für den Bonner Anbieter Forest Finance entscheidet, für 25 000 Euro einen Hektar Land in Panama. Darin enthalten sind die Nebenkosten, 1 100 Setzlinge verschiedener Baumarten sowie die Bewirtschaftung über 25 Jahre bis zur Ernte. Forest Finance verspricht eine Ausschüttung der Erlöse von 96 bis 100 Prozent. Der Erwerb des Landes wird ins Grundbuch eingetragen. Initiator ist der ehemalige Geschäftsführer des BUND, Harry Assenmacher.

Ein ähnliches Konzept verfolgt die im süddeutschen Schlier beheimatete Miller Investment. Hierbei kauft oder pachtet der Anleger ein Stück Land in Paraguay. Die Mindestbeteiligung liegt bei 1 500 Euro, die Anlagedauer bei Kauf ist unbegrenzt, bei Pacht ist sie auf 30 Jahre festgelegt. Die Prognose für die Rendite liegt bei 10,5 Prozent. Mit der ersten Ausschüttung ist nach sieben Jahren zu rechnen. Das Grundstück wird notariell auf den Käufer übertragen.

Baum-Fonds

Ein anderer bekannter Vertreter des Umweltschutzes ist der frühere Geschäftsführer des Öko-Instituts in Freiburg, Leo Pröstler. Er bietet die Beteiligung an dem geschlossenen Fonds Bauminvest 2. Die Betreiber pflanzen in Costa Rica einen Wald mit Edelhölzern wie Teak, Mahagoni und Almandro, der in den nächsten 20 Jahren wachsen soll. Die Mindestbeteiligung beträgt 5 000 Euro. Die Laufzeit der Beteiligung dauert 24 Jahre. Der Initiator Nordcapital wirbt um Beteiligungen an seinem Waldfonds 2. Er kauft über eine Objektgesellschaft verwilderte Waldgrundstücke in Rumänien, bewirtschaftet sie und verkauft das Holz und später auch Waldflächen. Die Laufzeit beträgt zwölf Jahre, die Mindestbeteiligung 15 000 Euro. Die prognostizierte Rendite liegt zunächst bei vier Prozent.

Das Handicap bei einem geschlossenen Fonds liegt vor allem darin, dass der Anleger das unternehmerische Risiko voll mitträgt. Einfluss auf die Geschäftsführung kann er aber nicht nehmen. Selbst wenn die Konstruktion des Fonds transparent ist, bleibt dieses Risiko bestehen. Darüber hinaus gibt es grundsätzliche Risiken bei der Anlage in Holz. Das Kapital liegt häufig bis zu 30 Jahren fest. Das dort investierte Geld sollte also nicht für andere Dinge verplant werden. Ein vorzeitiger Ausstieg aus der Investition ist meist mit großen Schwierigkeiten und Verlusten verbunden. Im Laufe der Jahre können Situationen eintreten, die die Geldanlage gefährden. Niemand überblickt einen so langen Zeitraum. So besteht das Risiko, dass Schädlinge die Bäume befallen und in kurzer Zeit einen kompletten Wald vernichten. Stürme und Brände sorgen für den Ausfall von Erträgen. Je nachdem wie sich die politischen Verhältnisse in dem jeweiligen Land entwickeln, kann sich die rechtliche Situation zum Nachteil des Anlegers ändern. Auf jeden Fall sollten Anleger darauf achten, dass im Vertrag keine Nachschusspflicht vorgesehen ist. Die meisten Initiatoren verzichten darauf. Kaum einer nimmt Kredite auf, die im Schadensfall bedient werden müssen. Fonds wie Nordcapital und Bauminvest legen ihre Kosten offen. Dennoch, die Risiken bleiben.

Langfristige Investition

So sieht es auch Andreas Holzer. Er ist Analyst beim schweizerischen Bankhaus Sarasin, spezialisiert auf nachhaltige Fonds: „Bei Holz handelt es sich um eine sehr langfristige Investition. Wir bieten das nicht an, weil dabei der Anspruch unserer Kunden an Liquidität nicht gewährleistet ist.“

Jederzeit verkaufen können Investoren jedoch Aktien der Precious Woods AG in der Schweiz. Diese Firma unterhält Tropenholzplantagen in Costa Rica und Brasilien. Firmengründer Andreas Gut rechnet vor, weshalb sein Konzept funktionieren und das Projekt Gewinne abwerfen muss. Danach kostet ein Setzling 50 Cent. Nach 25 Jahren ist der Baum ausgewachsen, dann bringt er 500 Dollar – ein tausendfacher Gewinn. Zusätzliche Erlöse verspricht er sich durch den Handel mit Emissionsrechten. Die Bäume binden schädliches CO 2 . Dieses Guthaben verkauft er an Unternehmen, die Schadstoffe in die Luft blasen. Ähnliche Angebote macht auch Forest Finance. Doch es wird wohl noch einige Zeit dauern bis dieses Geschäft zum Blühen kommt. Jörg Henning Frank von Berliner Spezialisten für grüne Geldanlagen Umweltfinanz meint dazu: „Das große Geschäft wird es wahrscheinlich nicht werden, einfach weil die Bürokratie zu aufwändig ist.“ Neben diesen Standbeinen verfügt Precious Wood noch über ein drittes. Die Firma hat große Flächen intakten Urwalds aufgekauft. Dort fällt sie einzelne Bäume. Anschließend bleibt das Stück Wald 25 Jahre lang unberührt. Probleme mit Management und Korruption gab es in der Vergangenheit in Brasilien, die jetzt bewältigt scheinen. Wie Precious Woods achten auch die anderen Anbieter darauf, dass das produzierte beziehungsweise verkaufte Holz mit dem Ökosiegel des Forest Stewardship Council FSC zertifiziert ist. Den Verbrauchern soll es sagen, dass dieses Holz umwelt- und sozialverträglich angebaut wird.

Wer sich nicht auf einzelne Aktien konzentrieren und die Risiken lieber streuen will, dem bietet die schweizerische Privatbank Pictet einen Aktienfonds. Er investiert zum Beispiel in die Aktien der amerikanischen Firmen Weyerhauser und Plum Creek. Beide besitzen und bewirtschaften Wälder und stellen Holzprodukte her. Andere Unternehmen arbeiten in der Holzverarbeitung. Der 2008 gegründete Fonds verwaltet derzeit ein Kapital von 90 Millionen Dollar. Denis Schmidli, Senior Produktmanager bei Pictet in Zürich, gibt sich optimistisch: „Es ist ein Phänomen, aber die Anleger bleiben bei diesem Thema. Sie verkaufen ihre Anteile auch dann nicht, wenn es einmal nicht so gut geht.“ Zwar bietet die Beteiligung an einem offenen Fonds ein hohes Maß an Flexibilität, doch dafür nimmt er die Risiken des Aktienmarktes in Kauf.

Hände weg von geschlossenen Fonds

Generell aber gilt, dass die Investition in Holz sich eher für Liebhaber eignet, die sich über die Vor- und Nachteile im Klaren sein sollten. Der Verbraucherschützer und Anlageexperte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, Niels Nauhauser, zeigt kaum Begeisterung für diese Produkte: „Lohnt es sich in bestimmte Branchen oder Sektoren zu investieren? Ich sage nein. Man gibt die Diversifikation auf.“ Außerdem erinnert er daran, dass auch bei den guten Prognosen, was die Nachfrageentwicklung bei Holz angeht, niemand vor Enttäuschungen gefeit sein kann. Denn diese Daten sind doch längst in die Kurse der Aktien eingepreist, „Und“, so Nauhauser, „von geschlossenen Fonds sollten private Anleger sowieso Abstand nehmen.“

Marlene Endruweitm.endruweit@netcologne.de

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