Editorial

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Liebe Leserinnen und Leser,

Work-Life-Balance – die Vereinbarkeit von Arbeits- und Lebenswelt – ist nicht nur ein angesagter Modebegriff. Neue Wege zu schaffen, um die Balance zwischen den verschiedenen Lebensbereichen herzustellen, ist vielmehr eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Auch die Bundeszahnärztekammer hat sich ihrer Verantwortung gestellt und will mit ihrem neuen Memorandum „Familie und Beruf“ (siehe Bericht im Heft) Pflöcke einschlagen.

Gerade im zahnärztlichen Berufsstand stellt sich das Problem der Work-Life-Balance von einer ganz besonderen Seite. Die Balance zu finden, gleicht oft einer Gratwanderung. Denn der Zahnarzt (und natürlich auch die Zahnärztin) steht in einem Dauerspannungsfeld. Durch die Diversifizierung der Berufsausübungsformen ist dieses noch größer geworden (siehe Titelgeschichte). Die zahnärztliche Berufsausübung steht heute unter einem komplexen Kräftegebilde, das von allen Seiten einwirkt, fordert und Druck ausübt.

Da ist zunächst die Patientenerwartung: Der Patient fordert vom Zahnarzt die für ihn beste Therapie ein, will Zuwendung und eine sach- und fachgerechte Leistungserbringung. Hinzu kommen ethische Aspekte, nämlich der Heilberufsauftrag der Tätigkeit und das Selbstverständnis als Heilberufler. Ökonomische Aspekte, um die Praxis am Laufen zu erhalten, zwingen zu wirtschaftlich rentablem Handeln. Gefordert wird der Zahnarzt auch durch den wachsenden Wettbewerb der Kollegen untereinander; der Druck durch externe Entwicklungen wie Arztbewertungsportale, gelockerte Werbung oder mehr Service (etwa ausgedehnte Praxisöffnungszeiten) steigt. Gefragt ist er aber auch in seiner Rolle als Chef, der sein Praxispersonal anleiten muss. Last, but not least führen systemimmanente Faktoren – gesetzliche Regelungen, mehr Bürokratie und Normen – zur Versozialrechtlichung des Freien Berufs, was Auswirkungen auf die tägliche Praxis hat.

Bei all dem muss jeder Zahnarzt ganz für sich seinen Weg finden, um die innere Balance zu finden – und sie zu halten. Oft genügt eine Kleinigkeit oder ein Stein, um diese aus dem Lot zu bringen. Persönliche Stärke ist gefragt, um sich ganz für den Beruf einzusetzen und auch im privaten Lebensalltag die Balance zu finden. Dabei ist die Politik gefordert, ihren Beitrag zu leisten und entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen, die der Zahnarzt als Freiberufler braucht, um seiner gesamtgesellschaftlichen Aufgabe gerecht zu werden.

Mit freundlichem Gruß

Gabriele PrchalaStellvertretende Chefredakteurin

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