ZFA-Statistik 2011

Plus bei Ausbildungsverträgen

Bis zum 30. September 2011 wurden im laufenden Jahr 43 064 Ausbildungsverträge in Arzt- und Zahnarztpraxen, Kanzleien, Apotheken und Büros der Freien Berufe – dem drittgrößten Ausbildungsbereich – abgeschlossen. Allein die Zahnärztekammern melden zum Stichtag am 30. September 11 843 neu abgeschlossene ZFA-Ausbildungsverträge.

Das bedeutet ein Plus von 1,04 Prozent im gesamten Bundesgebiet gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Damit konnte das Niveau der Zahl von neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen für Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA) im vierten Jahr in Folge auch 2011 erfreulicherweise gehalten werden.

Laut Arbeitsmarktbericht, den die Bundesagentur für Arbeit (BA) Ende September vorgestellt hat, sind die Arbeitslosenzahlen in Deutschland insgesamt weiter gesunken. Dieser positive Trend macht sich auch auf dem Ausbildungsmarkt bemerkbar. 1,1 Prozent mehr neue Ausbildungsverhältnisse sind zum Stichtag 30.09.2011 bei den freien Berufen im Vergleich zu 2010 abgeschlossen worden. Damit haben sich – wie schon im Vorjahr – die durch die Weltwirtschaftskrise beeinflussten Negativprognosen nicht bestätigt.

In Deutschland ist grundsätzlich jede Zahnarztpraxis ausbildungsberechtigt. Im Jahr 2010 bildeten rund 41 Prozent der Zahnarztpraxen aus. Rechnerisch kamen damit auf jede/n Auszubildende/n zum/r ZFA drei niedergelassene Zahnärzte und Zahnärztinnen. Die Ausbildungsquote, das heißt die Anzahl der Auszubildenden an allen abhängig Beschäftigten, lag in Zahnarztpraxen bei rund 10 Prozent.

Eine Ausbildung zur ZFA wird mit über 99 Prozent fast ausschließlich von Frauen ergriffen. Das Berufziel ZFA wird von jungen Frauen mit am häufigsten angestrebt. So wählten im Jahr 2010 immerhin 4,6 Prozent unter den jungen Frauen eine Ausbildung bei der Zahnärzteschaft, womit der Ausbildungsberuf ZFA Rang 9 der beliebtesten Berufe belegt ($(LC0:Tabelle 1|#Tabelle_1)$).

„Die duale Berufsausbildung trägt ganz entscheidend zur Produktivität und zur Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Mittelstands bei“, erklärt Dr. Michael Sereny, Präsident der ZÄK Niedersachsen und für zahnärztliche Mitarbeiterinnen zuständiges Vorstandsmitglied der BZÄK sowie Mitglied des Beirats zur Begleitung des Bundesverbands der Freien Berufe am nationalen Ausbildungspakt. „Es zeigt sich, dass die Wirtschafts- und Finanzkrise so gut wie keine Auswirkungen auf das Ausbildungsengagement und das Bereitstellen von Ausbildungsplätzen bei den Zahnärzten hatte“, so Sereny weiter. Zudem sind Lehrlinge, die den Beruf der ZFA erlernt haben, anschließend weniger stark von Arbeitslosigkeit betroffen als in anderen Branchen. Am Jahresende 2010 waren 6 899 ZFAs arbeitslos gemeldet, ein Rückgang um 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr (und sogar –60 Prozent gegenüber 2005).

Stabile Verhältnisse

Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge für Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA) bewegt sich seit Jahren auf einem anhaltend hohen Niveau und konnte auch im Jahr 2011 erfreulicherweise gehalten werden (siehe nebenstehende Abbildung). Dazu erklärt Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der BZÄK: „Die Zahnärztekammern haben es mit großem Engagement geschafft, für viele der noch unversorgten Bewerber im September passgenau eine Ausbildungspraxis zu finden. Dank dieses Einsatzes liegt die Zahl der abgeschlossenen Lehrverträge leicht über der des Vorjahrs.“

Bundesweit wurden in diesem Jahr bis zum 30. September 11 843 Ausbildungsverträge für ZFA neu abgeschlossen (ABL: 10 493; NBL: 1 350). Gegenüber dem Vorjahr haben die Ausbildungszahlen damit im Durchschnitt um 1,04 Prozentpunkte leicht zugenommen (ABL: +0,56 Prozent; NBL: +4,98 Prozent). Ausgehend von einer geringeren Grundgesamtheit ist in den neuen Bundesländern damit eine stärkere Zunahme der Ausbildungszahlen zu erkennen. Die Zahlen der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge variieren in den einzelnen Kammerbereichen um den Durchschnittswert. Stabile Werte bei den neuen Ausbildungsverhältnissen finden sich unter anderem in Mecklenburg-Vorpommern, Bremen und Schleswig-Holstein. Deutliche Zugewinne gibt es unter anderem in Sachsen-Anhalt, Saarland, Hamburg und Sachsen. Brandenburg, Niedersachsen und NRW haben hingegen Verluste zu verzeichnen ($(LC0:Tabelle 2|#Tabelle_2)$).

Duale Ausbildung

Der entscheidende Vorteil der dualen Ausbildung in Deutschland ist die Nähe zum Beschäftigungsmarkt. Einerseits ermöglicht sie den Praxen, ihren Fachkräftenachwuchs praxisnah und bedarfsgerecht auszubilden. Andererseits sichert sie den Auszubildenden hohe Übernahmequoten in Beschäftigung und ist somit eine wesentliche Voraussetzung für eine eigenständige Lebensführung und für gesellschaftliche Teilhabe.

Wegen des Geburtenrückgangs wird sich die Situation auf dem Ausbildungsmarkt zukünftig auch bei den Zahnärzten vom Lehrstellenhin zum Bewerbermangel entwickeln. Schon heute ist der Trend zu erkennen, dass Freiberufler ihre zukünftigen Auszubildenden immer früher an sich zu binden versuchen und Ausbildungsverträge weit im Voraus abschließen. Während vor einigen Jahren, als die Bewerberzahl aufgrund der geburtenstarken Jahrgänge noch sehr groß war, sich Praxen, Kanzleien und Apotheken häufig lange Zeit bei der Auswahl der am besten geeigneten Bewerber ließen, werden angesichts der rückläufigen Schülerabgangszahlen deutlich eher die Fühler nach den besten Auszubildenden ausgestreckt. Das ist nachvollziehbar und richtig, vor allem auch, weil der Wettbewerb um die besten Auszubildenden zwangsläufig stärker geworden ist.

Ein Problem bleibt weiterhin, dass viele Bewerberinnen und Bewerber nicht ausbildungsreif sind und es auch für Zahnärzte immer schwieriger wird, ihre angebotenen Ausbildungsplätze zu besetzen. Angesichts der rückläufigen Schülerzahlen werden künftig auch Freiberufler kaum darum herumkommen, ihre Ausbildungsplätze auch mal mit lernschwächeren Jugendlichen zu besetzen. Ansonsten fehlen ihnen morgen die dringend benötigten Assistenzfachkräfte. Zur Besetzung einer Ausbildungsstelle muss es auch nicht immer der gute Realschüler oder gar Abiturient sein. Viele auf den ersten Blick nicht in das Bewerbungsprofil passende Jugendliche erweisen sich bei näherer Betrachtung, zum Beispiel im Rahmen einer praktikumsähnlichen und von der Arbeitsagentur finanzierten Einstiegsqualifizierung, als gut geeignete und letztlich erfolgreiche Auszubildende. Die Agenturen für Arbeit bieten zudem mit den ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH) kostenlosen Stützunterricht zum Abbau von Sprach- und Bildungsdefiziten sowie sozialpädagogische Begleitung an. Dieses Angebot sollte auch von Freiberuflern viel intensiver genutzt werden. Um einem Fachkräftemangel in unseren Praxen vorzubeugen, sollten alle existierenden Angebote genutzt werden.

Attraktive Fortbildungsmöglichkeiten

Die bundeseinheitlichen Kammeraufstiegsfortbildungen zur Zahnmedizinischen Prophylaxeassistentin (ZMP), zur Zahnmedizinischen Verwaltungsassistentin (ZMV), zur Zahnmedizinischen Fachassistentin (ZMF) und zur Dentalhygienikerin (DH) bieten den Fachangestellten attraktive Qualifikationen, die eine berufliche Tätigkeit oberhalb der Qualifikationsebene des erlernten Berufs erlauben. Die (Landes-)Zahnärztekammern bieten diese vier Aufstiegsfortbildungen an, die sich an einer einheitlichen Musterfortbildung der BZÄK orientieren und in allen Kammerbereichen anerkannt sind.

Im Jahr 2010 wurden 830 erfolgreiche Prüfungen zur ZMP, 536 zur ZMV, 231 zur ZMF und 75 zur DH vor den Kammern abgelegt. Im Zeitverlauf ist zu erkennen, dass sich insbesondere die Fortbildung zur ZMP hoher Beliebtheit erfreut. Insgesamt ist die Zahl der jährlich erfolgreich abgelegten Prüfungen gegenüber dem Ersterhebungsjahr 2000 deutlich gestiegen.

Zahnarztpraxen werden also auch in Zukunft ein unverzichtbarer Pfeiler der mittelständischen Wirtschaft bleiben, in denen zehntausende Zahnmedizinische Fachangestellte eine qualifizierte Ausbildung erhalten. Die mehr als 55 000 niedergelassenen Zahnärztinnen und Zahnärzte sind nach wie vor fester Bestandteil des wirtschaftlichen Mittelstands in Deutschland und ein bedeutender Arbeitgeber im Gesundheitswesen. Damit sind Zahnarztpraxen Arbeitsplatzgarant und Motor der beruflichen und praxisnahen Aus- und Fortbildung in Deutschland. Aber: Ausbildung benötigt strukturelle Sicherheiten für die Praxen in Deutschland. Sowohl Kostenentlastungen als auch politische Verlässlichkeit sind dafür der ideale Gestaltungskorridor.

Dr. Sebastian Ziller, MPHLeiter der Abteilung Prävention und Gesundheitsförderung der BZÄKChausseestr. 1310115 Berlin

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