27. Jahrestagung des BDO

Oral- und Kieferchirurgen im Einklang

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Die 27. Jahrestagung des Berufsverbandes Deutscher Oralchirurgen (BDO) fand Ende November in Berlin statt. Das Hauptthema der Jahrestagung lautete „Aktuelle Entwicklungen in der Oralchirurgie und Implantologie“. Das wissenschaftliche Programm des Kongresses wurde von Prof. Dr. Gerhard Wahl, Bonn, zusammengestellt. 270 Teilnehmer und viele Ehrengäste waren zu dem zweitägigen Kongress gekommen. In Seminaren, Workshops und wissenschaftlichen Vorträgen wurden aktuelle Entwicklungen in zahnärztlicher Chirurgie, Implantologie, oraler Medizin und Anästhesie vorgestellt und diskutiert.

In seiner Begrüßung der Kongressteilnehmer betonte der Bundesvorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Oralchirurgen Dr. Dr. Wolfgang Jakobs, dass Innovationen gerade in der Oralchirurgie und Implantologie dazu beigetragen hätten, bewährte Therapiekonzepte durch innovative Materialien, Instrumente und Geräte zu modifizieren. Teilweise hätten neue Entwicklungen auch zu einem Paradigmenwechsel in Therapie und Diagnostik des Fachgebiets geführt. Jedoch könne nicht alles, was von Industrie und Handel als Innovation angeboten wird, im Vergleich mit bewährten Therapiekonzepten bestehen. Wichtig sei es, Innovationen erst zum Behandlungsstandard werden zu lassen, wenn sie nach wissenschaftlicher Überprüfung und im Vergleich mit bewährten Behandlungsmethoden ihre Rechtfertigung erhalten hätten. In seinem Grußwort unterstrich Dr. Merholz, Präsident der DGMKG, die gute Zusammenarbeit von BDO und DGMKG. die sich besonders in gemeinsamen Tagungen, Kongressen der berufspolitischen Arbeit, in Fragen der Gebührenordnung und mehr niederschlage.

Innovationen stehen für den Fortschritt

Der Kongresspräsident der diesjährigen Jahrestagung, Prof. Gerhard Wahl, betonte, Innovationen stünden in allen Bereichen als Zeichen für Fortschritt, Verbesserungen und letztlich auch für Erleichterungen und Vereinfachung. In der Zahnmedizin und Medizin beziehe sich das Innovative auf das technische Equipment, auf Verarbeitungs- und OP-Techniken, auf Medizinprodukte und Medikamente und – nicht zu vergessen – auf die Basis aller therapeutischen Maßnahmen, auf eine verbesserte und damit sicherere Diagnostik. Das Programm der diesjährigen Jahrestagung trug dazu bei, nicht nur die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der Oralchirurgie und Implantologie aufzuzeigen, sondern auch Standortbestimmungen vorzunehmen zu Neuerungen, die sich im klinischen Alltag bereits bewähren mussten oder sich noch in der Bewährungsphase befinden.

Entstehen des Faches Oralchirurgie  

Im Anschluss an die Eröffnungsansprache wurde dem Ehrenpräsident und ehemalige Präsident der Bundeszahnärztekammer, Dr. Dr. Jürgen Weitkamp, die Ehrenmitgliedschaft im BDO übertragen. Er erhielt diese Würdigung in Anerkennung seiner Verdienste als Moderator der ersten Gespräche von Oralchirurgen mit Mund-, Kiefer- und Gesichts-Chirurgen zur Entwicklung einer gemeinsamen Weiterbildungsordnung in oraler und maxillofacialer Chirurgie. Die Entwicklung der operativen Zahn-, Mundund Kieferheilkunde hat in Deutschland zu einem Nebeneinander von Mund-, Kieferund Gesichtschirurgen mit einer ärztlichen Weiterbildung und Oralchirurgen mit einer zahnärztlichen Weiterbildung geführt. Diese Teilung der operativen Zahn-, Mundund Kieferheilkunde, mit einer medizinischen und einer zahnmedizinischen Weiterbildung, führte in der Vergangenheit zu erheblichen Konflikten und berufspolitischen Kontroversen, ja sogar zu Rechtsstreitigkeiten zwischen MKG-Chirurgie und Oralchirurgie. Im Jahre 1998 bestätigte das OLG Zweibrücken in dem Verfahren eines MKGChirurgen gegen einen Oralchirurgen rechtskräftig, dass Oralchirurgen auf dem Boden des Zahnheilkundegesetzes die chirurgische Therapie im Bereich des Mundes, der Zähne und der Kiefer sowie der deckenden Weichteile durchführen können. Damit war rechtlich entschieden, dass der Fachzahnarzt für Oralchirurgie, vorausgesetzt er verfügt über die entsprechende Sachkunde, die operative Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde umfassend ausüben kann. Die Etablierung zweier chirurgischer Disziplinen in der ZMK war damit endgültig und faktisch rechtlich unangreifbar vollzogen. Vor diesem Hintergrund kam es erstmals seit Etablierung der Oralchirurgie 1975 zu Überlegungen in beiden Verbänden, Gespräche zwischen Oralchirurgen und Kieferchirurgen zu beginnen, um über die Zukunft der operativen ZMK zu sprechen. Schließlich stand als Ergebnis ein zukunftsfähiges und richtungweisendes Konzept für eine gemeinsame Weiterbildung in oraler und maxillofazialer Chirurgie unter Einbeziehung von zahnärztlichen und ärztlichen Ausbildungsinhalten fest im Raum.

Weichgewebechirurgie praktisch am PC erlernen

Im ersten Kongressabschnitt wurden in Seminaren und Workshops aktuelle Entwicklungen bei Augmentationsverfahren, bei der Anwendung der Piezo-surgery sowie Innovationen in der Weichgewebechirurgie vorgestellt. Zum Themenbereich „Schmerzausschaltung in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde“ wurde ein vierstündiges Kursprogramm mit einem „full-scale-humansimulator SimMan“ mit Notfallübungen zu Zwischenfällen bei der zahnärztlichen BeÜbungen handlung oder bei Sedationsverfahren durchgeführt. Ein internationales Referententeam mit Prof. Jim Phero, Dr. Karen Crowley und Dr. Jakobs leitete den Simulationskurs, in dem die Teilnehmer am Computer die Schnitt-, die Nahttechniken und mehr erlernten. In einigen Hochschulen Englands wird dieses Verfahren bereits routinemäßig in die Ausbildung von Chirurgen integriert. Das wissenschaftliche Hauptprogramm der Jahrestagung eröffnete Prof. Dr. Jochen Jackowski, Witten, mit seinem Vortrag „Zahnärztliche Chirurgie und Implantologie bei Patienten mit seltenen Erkrankungen“. Er stellte die Bedeutung seltener Erkrankungen unter anderem aus dem Bereich der Kollagenosen, ihre Bedeutung und vor allem ihre Auswirkungen auf die zahnärztliche oder zahnärztlich-chirurgische Therapie dieser Patientengruppen vor.

Prof. Ulrich Wahlmann, Regensburg, zeigte in seinem Übersichtsreferat, dass Piezo- Chirurgie inzwischen zum Behandlungsstandard in vielen Anwendungsbereichen der Knochenchirurgie gehört. Die Möglichkeit einer Knocheninduktion durch Zahntransplantation im Kindesalter, auch zur Vorbereitung einer späteren Implantation war Thema des Vortrags von Priv. Doz. Dr. Yango Pohl, Bonn. Er belegte, dass in einzelnen Behandlungsfällen durch Zahntransplantation eine Knochenneubildung und adäquate Entwicklung des Alveolarfortsatzes erreicht werden kann, um eine spätere Implantation nach Abschluss des Knochenwachstums zu ermöglichen.  

Digitale Volumen- Tomographie und mehr

Die Bedeutung der dreidimensionalen Röntgendiagnostik insbesondere der Einsatz der Digitalen Volumen-Tomographie (DVT) in der Oralchirurgie und Implantologie waren Schwerpunktthema des Nachmittagsprogramms. Prof. Thomas Weischer, Essen, referierte zu rechtfertigenden Indikationen für Computer-Tomographie (CT-) und DVTDiagnostik in der oralen Chirurgie. So zeigte Dr. Martin Bonsmann, Düsseldorf, die Bedeutung des DVT in der präimplantologischen Diagnostik insbesondere unter forensischen Aspekten auf. Dr. Marcus Aboud, Bonn, stellte daraufhin seine Ergebnisse von Untersuchungen zur Präzision DVT-gestützter Implantatversorgungen vor.  

Schmerzausschaltung und Sedation

Der Kongressteil „Schmerzausschaltung“ befasste sich mit den Themen Lokalanästhesie, Sedationsverfahren und Bedeutung des Simulatortrainings für Aus- und Weiterbildung in Medizin und Zahnmedizin (Jim Phero, Cincinnati). Die Pharmakokinetik der Lokalanästhetika (Rainer Rahn, Frankfurt), Lokalanästhesie bei Kindern (Monika Daubländer, Mainz) und Sicherheit und Nebenwirkung der Lokalanästhesie (Wolfgang Jakobs, Speicher) waren Hauptthemen dieses Kongressteils. Dr. Sören Hillerup, Dänemark, stellte seine Untersuchungen zu neurosensorischen Störungen nach Lokalanästhesie vor. Zunehmend werden umfangreiche oralchirurgische und implantologische Eingriffe in Sedierung durchgeführt. Angesichts der modernen umfangreichen Therapieverfahren, einem Rückgang der Behandlungen in Intubationsnarkose und einem verstärkten Wunsch der Patienten nach schmerz- und stressfreier Behandlung wird die intravenöse Sedierung in der operativen Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde weiter an Bedeutung gewinnen. In seinem Über Übersichtsreferat zeigte Prof. Jürgen Becker, Düsseldorf, unterschiedliche Membranqualitäten und ihr Resorptionsverhalten auf. Prof. Fouad Khoury, Olsberg, ein Befürworter der autologen Knochentransplantation bei Implantationen, referierte über den Stellenwert der Membran bei Knochenaugmentationen unter dem Gesichtspunkt: Ist der Einsatz von Membranen ohne Alternative? Unter dem Hauptthema orale Medizin stellte Prof. Dr. Bernd Poetzsch, Bonn die neue Generation der Thrombozyten-Aggregationshemmer und ihre Bedeutung für zahnärztlich-chirurgische Therapie vor. Orale Manifestation von Hauterkrankungen, aktuelle Aspekte zu Diagnostik und Therapie waren Hauptthema von Prof. Dr. Andrea Schmidt-Westhausen, Berlin. Beiträge zur Laserchirurgie, minimalinvasiven Chirurgie und Vorträge über neue Techniken und Materialien wurden in einem eigenen Programmteil angeboten.

Termin 2011

Die nächste Jahrestagung des Berufsverbandes Deutscher Oralchirurgen findet gemeinsam mit der Herbsttagung der DGMKG und der Tagung „Implantologie für den Praktiker“ am 9. und 10. Dezember 2011 wieder im Hotel Adlon in Berlin statt.

Dr. Dr. Wolfgang JakobsBahnhofstr. 5454662 SpeicherIZI-GmbH.Speicher@t-online.de

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