ERO-Vollversammlung in Sofia

Grenzenlos vernetzt

Die diesjährige Frühjahrs-ERO-Vollversammlung fand in Bulgariens Hauptstadt Sofia statt. Delegationen aus 26 Ländern waren vertreten, um europaübergreifende Themen des Berufsstandes zu koordinieren. Im Zentrum standen Belange des zahnärztlichen Hilfspersonals, Qualitäts-diskussionen und die Debatte um die Freiberuflichkeit des Zahnarztes.

ERO ist die europäische Regionalorganisation des Weltzahnärzteverbands FDI. Die hohe Bedeutung, die die Durchführung einer ERO-Vollversammlung für Bulgarien hatte, zeigte sich darin, dass der Premierminister und der stellvertretende Gesundheitsminister zur Eröffnung der Versammlung und zur Begrüßung der ausländischen Gäste erschienen waren. Die Bulgarian Dental Association (BgDA), die die Generalversammlung am 14./15.04.2011 hervorragend organisierte, feierte in diesem Jahr ihr 105-jähriges Bestehen.

Hohe Zahnarztdichte

Dr. Nikolai Sharkov, Präsident der BgDA, informierte über die Situation der zahnärztlichen Berufsausübung in Bulgarien. 1947 seien alle Berufsorganisationen im kommunistischen Bulgarien verboten und durch Gewerkschaften für Gesundheitsarbeiter ersetzt worden. Bereits 1990 seien die Aktivitäten als Berufsverband dann wieder aufgenommen und 2007 sei auch der ehemalige Verbandsname wieder eingeführt worden.

Aufgaben des Verbands sind unter anderem: das Register für alle niedergelassenen Zahnärzte zu führen, Verträge mit den Krankenkassen abzuschließen, Fortbildungen zu organisieren und ethische Grundsätze durchzusetzen. So ist der von der BgDA verabschiedete ethische Berufskodex ein rechtlich verbindliches Dokument. Es sind 8 000 Zahnärzte in Bulgarien tätig, auf einen Zahnarzt kommen 900 Einwohner, es besteht also eine recht hohe Zahnarztdichte. Von den jährlich 150 Studienabgängern von drei staatlichen Universitäten sind 60 Prozent weiblich. Die Ausbildung mit einem Masterabschluss dauert fünfeinhalb Jahre. Danach kann sich der junge Zahnarzt sofort registrieren lassen und zahnärztlich tätig werden. Es gibt zehn anerkannte Spezialikationsrahmen, der 2012 eingeführt werden soll, anzupassen. In dem Papier werden daher eine Grundausbildung auf einem gemeinsam vereinbarten Niveau, eine Mindestausbildungszeit, ein Ausbildungsort und zu vermittelnde Kompetenzen beschrieben. (Das Ausbildungsprofil ist unter www.ero dental.org/public/reports/Dental%20Chair sideAssistantPr%C3%A4ambel%5B1%5D. 22032011.pdf zugänglich) Das Papier wurde nach heftiger und intensiver Diskussion im Plenum mit großer Mehrheit verabschiedet, nachdem der Satz „Die DCA darf nicht im Mund des Patienten arbeiten“, der von italienischer Seite in das Papier eingebracht worden war, wieder gestrichen worden war. Dies erfolgte mit großer und engagierter Unterstützung der deutschen Delegation, insbesondere von ZA Ralf Wagner, dem offiziellen Arbeitsgruppenmitglied. Eine solche Aussage würde dem tatsächlichen Einsatz von DCA in vielen Ländern Europas widersprechen, wenn sie auch in anderen Ländern Europas noch der Realität entspricht.

In der Präambel wird jedoch deutlich betont, dass die selbstständige Tätigkeit von Mitgliedern des Dental Teams nicht möglich ist. Die Mitarbeiterinnen im Dental Team „dürfen ausschließlich die delegierten Aufgaben, für die er/sie eine ordnungsgemäße und legale Qualifikation oder Ausbildung gemäß den Bestimmungen des jeweiligen Landes nachweisen können, ausführen“. Sie dürfen „diese Aufgaben ausschließlich unter der Aufsicht eines in der zahnärztlichen Praxis anwesenden Zahnarztes ausführen“. Die Einigung auf ein gemeinsames Ausbildungsprofil für DCA mit entsprechenden Anforderungen an die Durchführung der Ausbildung, was Dauer, Ausbildungsstellen, Qualifikation der Ausbilder und Prüfungen betrifft, ist ein großer Schritt hin zu einer ordentlichen Qualifizierung der zahnärztlichen Mitarbeiterinnen, da dieses Ausbildungsprofil jetzt auch in europäischen Ländern, die diese Anforderungen bei Weitem noch nicht erfüllen, umgesetzt werden soll; dafür werden sich jedenfalls die Zahnärzteverbände in den jeweiligen Ländern einsetzen.

Thema Qualität

Eine AG zu Qualität, die bislang eher passiv war, wurde unter Leitung des französischen Präsidenten der Confédération Nationale des Syndicats Dentaires (CNSD), Dr. Roland L’Herron, aktiviert. Das Thema Qualität und Patientensicherheit soll in der ERO-AG intensiver bearbeitet werden. Es sollen Qualitätskriterien, die zum Beispiel an die Aus- und Fortbildung sowie an die zahnmedizinische Versorgung und an die Praxisorganisation zu stellen sind, durch einen Fragebogen in den europäischen Ländern erhoben und dann in einem Katalog von Mindestanforderungen beschrieben werden. Dr. Michael Frank ist Koordinator zwischen AG und ERO-Vorstand, der KZBV-Vorsitzende Dr. Jürgen Fedderwitz und Barbara Bergmann-Krauss sind Mitglieder der AG.

Freiberuflichkeit

In der AG Freie zahnärztliche Berufsausübung, die Dr. Jürgen Otterbach, FVDZ, leitet, wurde eine Resolution „Zahnärztliche Freiberuflichkeit stärken“ erarbeitet und einstimmig von der ERO-Vollversammlung verabschiedet. In der Resolution heißt es: „Die Europäische Regionale Organisation der FDI bekräftigt ihr seit vielen Jahren bestehendes Ziel, die freie zahnärztliche Berufsausübung – auch im Interesse der Patienten – zu erhalten und auszubauen. Dies steht im Zentrum unserer Arbeit der ERO und seiner Mitgliedstaaten. Von den politischen Entscheidungsträgern ihrer Mitgliedstaaten fordert die Europäische Regionale Organisation der FDI, die Rolle der Freien Berufe zu stärken; überdies ist von wesentlicher Bedeutung, die Rahmenbedingungen der freien Gesundheitsberufe entscheidend zu verbessern.“

Weitere ERO-Arbeitsgruppen befassen sich mit den Themen „Beziehungen zwischen Universitäten und dem Berufsstand“, „Integration der osteuropäischen Länder in Europa“, „Prävention“, „Aus- und Fortbildung“ und „Frauen in der Zahnmedizin“.

Überschneidung vermeiden

Einige dieser Themen werden gleichzeitig auch durch den Council of European Dentists bearbeitet. Dazu, so forderte Peter Engel, sind klare Aufgabenbeschreibungen erforderlich. Themen sollen nicht doppelt behandelt werden und es dürfe schon gar nicht zu unterschiedlichen Aussagen kommen. Michael Frank plädierte dafür, bei Themen, bei denen es Überschneidungen zwischen beiden Organisationen geben könnte, zu koordinieren. Dr. Wolfgang Doneus, der Präsident des CED, verwies auf die mehrfachen Versuche, eine Kooperation zwischen ERO und CED zu leben und hält eine Zusammenarbeit dort für sinnvoll, wo beide Organisationen sich ergänzen. Es sollen auf jeden Fall gemeinsame Aussagen zu wichtigen berufs- und gesundheitspolitischen Themen in Europa getroffen werden.

Barbara Bergmann-KraussUniversitätsstr. 7350931 Köln

Die nächste Frühjahrs-ERO-Vollversammlung findet 2012 in Prag statt. Die BZÄK hat für Frühjahr 2013 die ERO-Vollversammlung nach Berlin und Potsdam eingeladen.

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