57. Zahnärztetag Westfalen-Lippe

Schmerz, lass nach

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Was tun, wenn der Patient über Kopf- und/oder Gesichtsschmerzen klagt? Schmerzmittel helfen akut, bekämpfen aber keinesfalls die Ursache. Ihrer Spur folgend stellte ein Referentenkomitee in der voll besetzten Gütersloher Stadthalle in einem zweitägigen Mammutprogramm zeitgemäße Therapieformen vor.

Aktuelle gesundheitspolitische Entwicklungen und die damit verbundenen Folgen für die Zahnärzteschaft erläuterte der parlamentarische Staatssekretär im Berliner Gesundheitsministerium, Daniel Bahr. Die Ergebnisse seien, so sie dann die Abstimmung der Länder im Bundesrat passiert haben, für die Zahnärzte erfreulich. Felsenfest steht: Die Öffnungsklausel kommt nicht. Bahr: „Es war kein leichter Prozess für den Bundesgesundheitsminister, die Öffnungsklausel zu verhindern.“ Aber Rösler stehe nachhaltig zu dieser Entscheidung, auch wenn die Länder sich dagegen stellen würden. Bei aller Kritik gegen den vorgestellten Referentenentwurf sei man im Bundesgesundheitsministerium stolz, dass man es bis zu dieser Novellierung gebracht habe. „Die sechs Prozent Punktanhebung sind im Übrigen bezogen auf das bisherige Honorarvolumen, nicht auf das Honorar von 1988“, analysierte Bahr. Zuvor hatte der Präsident der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe, Dr. Klaus Bartling in Anwesenheit von Bahr moniert, dass zu viele bürokratische Auflagen in Bereichen wie Qualitätsmanagement oder Qualitätssicherung die Leistungsfähigkeit der einzelnen Zahnarztpraxen ernsthaft gefährde.

Woher kommt der Schmerz

Ob Migräne, Kiefergelenkschmerz, Bruxismus, eine verhärtete Muskulatur oder schlechter Zahnersatz – an erster Stelle steht die genaue Ursachenabklärung. Das klingt zunächst banal. De facto führen aber nicht alle Diagnosen bei Patienten mit ungeklärtem Kopf- oder Gesichtsschmerz zu einem zufriedenstellenden Behandlungsergebnis. „Die Therapie beginnt erst nach der gesicherten Diagnose“, appellierte Tagungspräsident Prof. Andreas Bremerich, Leiter der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am Klinikum Bremen-Mitte an die 2 536 Teilnehmer. Denn: Immer noch würden zu viele Zähne unnötig extrahiert. Grundsätzlich müsse man bei jedem Gesichtsschmerz immer auch an einen möglichen Tumor denken. Die spezielle Schmerzanamnese erhöhe den Behandlungserfolg. Bremerich: „Dazu müssen Sie den Patienten auch mal reden lassen.“ Gezielt gefragt werden sollte nach der Schmerzintensität, der Schmerzlokalisation sowie dem Schmerzintervall. Dafür existierten entsprechende Screening-Fragebögen. Um die Ursache für Funktionssstörungen des stomatognathen Systems zu identifizieren, sei es erforderlich, dem Patienten in den Mund zu fassen. Hilfreich sei immer auch, das interdisziplinäre Ärzte-Netzwerk zu nutzen und sich im Einzelfall mit Kollegen aus HNO, Neurochirurgie, Physiotherapie und weiteren Fachgebieten zu beraten. Vorsicht sei bei Patienten mit Bisphosphonattherapie geboten (Gefahr einer Kiefernekrose). Stets, aber gerade bei psychosomatischen Patienten gelte es, von Beginn an sauber zu dokumentieren.

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